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Geisterbahn

Band 5

 Aus dem

Wörterbuch des Diagonaldenkens

A.D.A.M bis Azoth

 Geisterbahnpiloten:

Frank-Wolf Matthies

Ansprache an die Reisenden

&

Lutz Leibner

Titelvignette

APRIL 2005

 

1 Broschüre für den populärwissenschaftlich interessierten Allgemeinleser mit und ohne Abitur, welcher im Besitz eines Regenschirms, Mut zum Konsumentenrisiko und der unerfüllbaren Sehnsucht, einst 1 Karriere als Geisterbahnpilot zu beginnen.

Band 5 (Auflage 49 nummerierte Exemplare, Ausstattung weitestgehend wie die Vorgänger, erschienen im April 2005; Folksausgabe erschienen Juli 2005,  Auflage 49 nummerierte Exemplare)

Auszüge:

A

A.D.A.M. U.N.D. E.V.A. „Ausschaltung durch Auftragsmord, Un­terwerfung nur durch Ein­fluß von Außen“

AAR   (idg. =Vogel), Adler; verw. NOT=AAR.

ABENDE (1) „verwitwet einsam und der Abend sink/gt“ (Victor Hugo) (2) Wohl die wenigsten stellen sich und ihrer Umwelt nicht re­gelmäßig die Frage: „Und was machen wir heute abend?„ - Wie wäre es damit: einen einsamen Abend vor dem Spiegel zu verbringen, um sich selbst Gesell­schaft zu leisten. Doch nicht allein, weil man allein sein muß, sondern weil man allein sein will.

ABERGLAUBE  „Einmal er­schüttert, sind die Gemüter zum Aber­glauben geneigt.“  (Tacitus)

ABESSINIEN  (= Äthiopien; = Nackt­ba­destrand) James Bruce be­­­richtet in seinen Auf­zeichnungen (Zu den Quel­­len des Nils) von Abes­sinien die erstaun­lichsten Dinge; so kol­portiert Mr. Bruce beispielsweise eine Mythe, nach der in der christlichen Kirche von Axum (der ehemaligen Hauptstadt Abessiniens) noch die alte Bundeslade und die Abschrift des Gesetzes aufbe­wahrt wer­den, welche Menelik, der Sohn Salomons, nach fabelartigen Le­genden seinem Vater bei der Rückreise nach Abessinien entwendet haben soll. - Als Mr. Bruce sie jedoch sah - die Kirche! Wohl­gemerkt - war sie nicht viel mehr wert, als 1 „schlechtes, übelerhaltenes und mit Taubenkot an­gefülltes Ge­bäude.“

abgaben Aus einem Schriftwechsel mit einer geldfordernden Behörde: „… Sowohl Ihr Ansinnen, als auch Ihre analoge Aufführung in diesen ebenso irrationalen wie unerfreulichen Angelegenheiten hat viel vom beutegierigen Masochismus eines passionierten Quäkers an sich. Selbstredend habe ich nicht die Absicht jenen ‚antifaschistischen Schutzwall‘ zwischen Ihrer Intimsphäre und meinen berechtigten Interessen zu übersteigen, da sei Gott vor!, nur lassen Sie mich diese schüchterne Bemerkung hinüberflüstern: ‚Ich — an Ihrer Stelle! — würde sowohl die Religion als auch den Prediger wechseln, wobei die Reihenfolge variabel ist.‘ Nichts, als die tiefe Sorge um ein leichtfertig aufs Spiel gesetztes Seelenheil, läßt mich diese Sätze formen und Ihnen mit der gestischen Gebrechlichkeit tiefster Demut überreichen. — Beten Sie ein wenig für mich, so wie ich ein wenig für Sie bete — und wir werden beide unsere Seelen am Tage der letzten großen Abrechnung unbesorgt vor den großen Buchhalter führen können. Gott schütze Sie und gebe Ihnen das Augenlicht zurück, welches Ihnen gewiß eine liebende Mutter am Tage Ihrer Geburt geschenkt hat, und welches der Glanz des „Wuchergroschens“ … getrübt hat, im Verlaufe etlicher Lebensjahre, welche gewiß nicht immer in der besten Gesellschaft … verplempert worden sind …“ 

ABNEIGUNGEN   „Ich esse nicht gern Sauerbraten; das ist mir ganz recht, denn äße ich ihn gerne, würde ich ihn auch essen, und ich kann, wie gesagt, Sauerbraten nicht ausstehen.“

ABNORMITÄT   Etwas, das vom Ge­wohnten in zum Teil nur schwer zu beschreibender Form abweicht. Beispiel: Den Unrasierten Bohne­r­wachs­­ des Fettfeti­schis­ten Beuys, zu betrachten, am Hintereingang der Akade­mie der Künste in Berlin-Tiergarten.

ABORT   „in ge­trenn­ten Zellen: Ers und Sies / ihr Gelübd’  er-füllend / gebeugten Knies / vor der noblen Göttin Cloacina.“  (Swift)

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