Willkommen auf der Homepage von Frank-Wolf Matthies

Tagebuch Fortunes - Splitter:

Obacht! Ehe man sich versieht, hat man die Ehrfurcht vor den Anderen verloren, den Anstand, die Demut, den neugierigen Blick in die Welt, die Hoffnung ... ehe man sich versieht, hat man sich selbst für ein Gewäsch verkauft. Obacht!

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"Musik muss heiter und tief sein wie ein Nachmittag im Oktober ..." Friedrich Nietzsche

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"Ich liebe mich wenn ich langweilig bin." Robert Walser

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„Ich weiß gut, dass die Musik dazu dient, zum Herzen des Menschen zu sprechen, und das versuche ich zu erreichen, wenn ich kann. Die Musik ohne Affekte und Leidenschaften ist bedeutungslos. Daraus ergibt sich, dass der Komponist nichts ohne die ausführenden Musiker erreicht. Es ist notwendig, dass diese dem Autor gewogen sind, und dann müssen sie im Herzen all das empfinden, was dieser notiert hat; zusammenkommen, proben, untersuchen, schließlich den Geist des Autors studieren, dann seine Werke ausführen. Wenn sie dann beinahe den Komponisten in den Schatten stellen, oder zumindest den Ruhm mit ihm teilen, dann halte ich es zwar für eine Auszeichnung, zu hören: ‚Wie schön ist dieses Werk!‘, aber noch mehr bedeutet mir, wenn man sagt ‚Wie himmlisch haben sie es gespielt!‘“ Luigi Boccherini

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Der Aberglaube unserer Epoche ist:
die Furcht vorm Katholizismus
die Furcht vor der Armut
die Furcht vor der Einwanderung
die Furcht vor den Herstellerinteressen
die Furcht vor Radikalismus und Demokratie –
der Glaube an die Dampfmaschine

(Ralph Waldo Emerson, 1848)

Der Aberglaube unserer Epoche ist:
die Furcht vor dem Islam
die Furcht vor der „Neuen Armut“
die Furcht vor der Einwanderung
die Furcht vor den Herstellerinteressen
die Furcht vor Radikalismus und Demokratie
die Furcht vor Viren jeglicher Art –
der Glaube an eine „künstliche Intelligenz“

(Der Zeitgeist, 2023)

Die Nemesis umsorgt all diese Dinge – fährt Emerson fort – gleicht Furcht mit Furcht aus, rottet die Edlen durch Emporkömmlinge aus, ersetzt eine Reihe von Niemanden durch andere Niemande.

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Gesellschaften ohne Gottvertrauen sind Gesellschaften des Jeder-gegen-jeden.

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"Die tägliche Arbeit vergröbert nur zu oft unser Herz wie unsere Hand. Ein allzu vertrauter Umgang mit der Welt muss behutsam geregelt werden, damit er nicht überhandnimmt und uns etwas unserer Empfänglichkeit raubt. Erfahrung beraubt unsere Unschuld; Weisheit beraubt uns der Unwissenheit. Lasst uns durch die Welt gehen, ohne uns ihre Wege anzueignen ... Die Gesellschaft ist immer krank, und die beste liegt am meisten darnieder ... Mit den Augen eines Dichters gesehen, so wie Gott die Dinge schaut, sind alle Dinge lebendig und schön ... Was die Gesundheit anbetrifft, halte dich für gesund und kümmere dich um deine Angelegenheiten ... Wie armselig dir dein Leben auch sein mag, nimm es an und lebe es. Weiche ihm nicht aus und beschimpfe es nicht ... es sieht am ärmsten aus, wenn du am reichsten bist. Wer partout etwas aussetzen will, wird auch im Paradies etwas auszusetzen finden ... Was sollen wir mit einem Menschen anfangen, der sich vor dem Wald, seiner Einsamkeit und vor der Dunkelheit fürchtet? Ist er noch zu retten? ..."

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Einem noch unbekannten Staatsoberhaupt ins Poesiealbum: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

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Der einzige religiöse Akt, den ein Mensch heutzutage überall gefahrenlos vollziehen kann, ist, sich gründlich zu waschen.

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Die Frage ist nicht, was man betrachtet, sondern was man sieht.

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Was für ein Haschen nach Wind, ohne Notwendigkeit Länder zu bereisen, deren Sprache man nicht sprechen kann. Dieses gebräuchliche Beliebigkeitsesperanto des globalen Tourismus ist keine Sprache, die dafür taugt, Denken auszudrücken, das über Bedürfnisse das Essen betreffend in Touristenlokalen, das Schlafen in Touristenunterkünften oder das Erfragen des Weges zu den Gemeinplätzen des Tourismus hinausgeht. Es ist eine Minimalsprache, die in den „authentischen“ Zonen, welche für diese Art des Reisens geschaffen wurden, gebräuchlich ist. Wo man zwischen anderen Touristen die „landestypischen“ Orte besucht – obendrein flüchtig besucht. Die Einheimischen bleiben, außer einigen Schauspielern, die derart kostümiert sind, wie der Tourist sich „die Folklore“ vorstellt, unter sich. Sie bleiben wie gute Bühnenarbeiter im Hintergrund und halten das Ganze am Laufen.
Welch ein Haschen nach Wind, dieses eilige Reisen, dieses beschäftigte Unterwegssein. Vermutlich könnte man daheim aus den mit Gelassenheit gelesenen Reiseführern mehr Gewinn ziehen, als aus diesem nervösen Unterwegssein. Entspannter, preiswerter und gesünder obendrein. Die Sonne, die auf die Balearen scheint, ist dieselbe Sonne, die auch die Bewohner von Mecklenburg-Vorpommern zu erfreuen vermag. Der Gott, der das Tote Meer schuf, schuf auch den lebendigen Schwarzwald. Und wer seinen täglichen Nachbarn daheim nicht versteht, der wird auch die Einwohner von Sankt Petersburg oder Toronto oder Feuerland nicht verstehen.

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Ein Freund ist der, dem wir vertrauen, und der uns vertraut. Ein Baum, ein Hund, ein See, ein Mensch, eine Amsel ... Stirbt der Freund, dann verlieren wir nicht nur den Freund, wir verlieren auch alles Leben in uns, das uns mit dem Freund verband.

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Der Einzelne hat sein Wissen zum Gebrauch; der Geselllschaftsmensch zum Drüberschwatzen. So, wie der Edle ein Daheim hat, das ihm eine Burg ist - und der Parvenue eine Bühne zum Stolzieren.

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Das Leben

Das Leben ist eine Eisenbahn mit der wir überall hin können, könnten wir denn die Fahrzeit einhalten. Es sind die Aufenthalte, die die Zeit verschlingen.

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Wassermann - Lassen Sie sich nicht hetzen

Kaulquappen werfen ihre Schwänze ab, wenn sie älter werden: Menschen werfen ihre Köpfe ab. Sie werden muskulös, fit, vegan, sportlich, breitnackig, gesund ernährt und stolz auf ihre Gebrechen. Das Zeitalter der Arme & Schenkel, der Jogginganzüge, des Smartphones, des Überlebenstrainings, der Kriegs- & Katastrophensehnsucht, der nachhaltigen Ernährung, des Events, der Spaß- und Freizeitkultur … triumphiert. Das Zeitalter des Hirns muss warten. Muss warten, bis die künstlichen Hirne langweilig werden oder die Ersatzteile knapp werden. Das Zeitalter des Verstandes muss warten, bis das Zeitalter der Ladenschwengel und geschlechtsneutralen Spaßmacher & Börsenmakler vorüber ist. Geduld - lautet die Empfehlung des Horoskoperstellers - lassen Sie sich nicht entmutigen, vor allem: Lassen Sie sich nicht hetzen.

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Kalamität

Einen Mann kann Mann nicht lieben, mit einer Frau kann Mann nicht befreundet sein ... ohne sie zu lieben.

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... „Du räumst dem Staate denn doch zu viel Gewalt ein. Er darf nicht fordern, was er nicht erzwingen kann. Was aber die Liebe giebt und der Geist, das läßt sich nicht erzwingen. Das laß‘ er unangestastet, oder man nehme sein Gesetz und schlag‘ es an den Pranger! Beim Himmel! der weiß nicht, was er sündigt, der den Staat zur Sittenschule machen will. Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte.“ ... (Hyperion, VII, 275 ff.)

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Die Menge ist das schlechteste Argument, lese ich als Zitat bei Emerson. Die Menge ist das schlechteste Argument? Die Menge ist überhaupt kein Argument. Ebenso könnte die Nacht ein Argument dafür sein, dass es kälter ist als draußen. Der Einzelne steht immerhin für die Möglichkeit des Denkens. Für die Menge wird gedacht - und zumeist nicht zu ihrem Besten ... und zum Besten anderer Mengen ... und zum Besten Einzelner. Selbst die Behauptung, dass die Menge meint, scheint mir falsch. Was die Menge zu meinen glaubt, dies las sie zuvor in der Zeitung. Und dort wiederum steht das Denken nicht in allzu hohem Ansehen. Somit schließt sich der Kreis.

Ähnlich verhält es sich mit dem Gespräch. Zwei Personen könnten ein Gespräch führen. Sobald jedoch eine weitere Person hinzu kommt, kann man nur noch Verlautbarungen hören.

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Ist es möglich, sich etwas Lächerlicheres einzubilden, als dass, dieses elende erbärmliche Geschöpf, das nicht einmal sein eigener Herr ist, sich den Wirkungen fast aller Dinge um sich her ausgesetzt fühlt, sich für den Herrn und Beherrscher der ganzen Schöpfung halten kann? Da es doch nicht einmal in seinem Vermögen steht, den geringsten Teil davon zu überschauen, geschweige denn zu regieren! ...

Michel de Montaigne

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Dem Schriftsteller ist die Welt flach wie die Blätter Tageszeitungen. Dem Dichter ist die Welt in jede nur denkbare Richtung unendlich und auf ewig voller Rätsel, und die Zeitung einzig nützlich, um nach dem Waldspaziergang das nasse Schuhwerk auszustopfen.

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Denk ich an die Begierde, Etwas zu thun, wie es Millionen junger Europäer fortwährend kitzelt und stachelt, welche alle die Langeweile und sich selber nicht ertragen können, - so begreife ich, dass in ihnen eine Begierde, Etwas zu leiden, sein muss, um aus ihrem Leiden einen probalen Grund zum Thun , zur That herzunehmen. Noth ist nötig! Daher das Geschrei der Politiker, daher die vielen falschen, erdichteten, übertriebenen „Nothstände“ aller möglichen Classen und die blinde Bereitwilligkeit, an sie zu glauben. Diese junge Welt verlangt von A u s s e n her solle – nicht etwa das Glück – sondern das Unglück kommen oder sichtbar werden; und ihre Phantasie ist schon voraus geschäftig, ein Ungeheuer daraus zu formen, damit sie nachher mit einem Ungeheuer kämpfen könne. Fühlten diese Nothsüchtigen in sich die Kraft, von Innen her sich selber wohl zu tun, sich selber Etwas anzuthun, so würden sie auch verstehen, von Innen her sich eine eigene, selbsteigene Noth zu schaffen. Ihre Erfindungen könnten dann feiner sein und ihre Befriedigungen könnten wie gute Musik klingen: während sie jetzt die Welt mit ihrem Nothgeschrei und folglich gar zu oft erst mit den N o t h g e f ü h l e  ausfüllen! Sie verstehen mit sich Nichts anzufangen und so malen sie das Unglück Anderer an die Wand: sie haben immer Andere nöthig! Und immer wieder Andere! - …


(Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Erstes Buch, 56)

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Wirklich gut geht es mir einzig in der Einsamkeit. Schon wenige Stunden in einer Gesellschaft verbracht, bin ich erschöpft und niedergeschlagen auf viele Tage, wenn nicht sogar Wochen. Der Tag ist vertan, und viele Tage hinterher desgleichen. Oftmals genügt es schon, nur die Stimmen zu hören – im Rundfunk, oder von nebenan … Doch was soll ich tun? Den Blick abwenden, einfach nur sehen, was ich sehen möchte, das ist möglich. Hingegen die Ohren verstopfen, dies ist ein Entschluss, von dessen Ausführung ich lieber absehe, da derart viele Beeinträchtigungen und Verluste damit einhergehen, dass der Nutzen daneben lächerlich gering erscheint.
Wie hohl, ja geradezu peinlich die gewöhnliche Unterhaltung in Gesellschaft ist. Der Kopf füllt sich mit abgestandenem Zeug ohne Geschmack, ohne Nährwert, der Verstand wird fett, statt stark. So wie bei den Menschen, die sich mit Popcorn, Kartoffelchips und Schokolade ... vollstopfen. Geschöpfe die pausenlos essen, ohne jemals satt zu werden. Die im Gegenteil immer hungriger, matter, fetter und elender werden.
Alle wichtigen Fragen werden schweigend gestellt – und schweigend beantwortet. Allerdings benötigt dies Geduld, Zeit, Aufmerksamkeit, Interesse an dem, was außerhalb meiner selbst ist ... und einen wachen Verstand. Bei einem Einzelnen ist all dies überraschenderweise manchmal wahrzunehmen. In einer Gruppe hingegen nie. Und, wohlgemerkt, eine Gruppe wird nicht erst ab hundert Personen so genannt. Zwei Menschen können zugleich zwei Einzelwesen sein. Ab drei sollte man nur noch von Gruppen sprechen. Doch zumeist erträgt selbst der Einzelne nicht die Einsamkeit. Geradezu verzweifelt schaltet er das TV-Gerät an oder verbindet sich mit seinesgleichen via Smartphone zu "Chatgemeinschaften". O ihr Götter, wie oft sah ich Paare nebeneinander herlaufen, jeder mit seinem Smartphone beschäftigt. Wie oft sah ich Mütter geradezu lustlos ein Kind in einem Kinderwagen vor sich her schieben, während sie alle Aufmerksamkeit irgendjemandem mit einem ebensolchen Gerät zuwandten. Das Kind einzig von einem Schutzengel beachtet und behütet und von diesem davor bewahrt in seinem Wägelchen von einem Wagen plattgefahren zu werden. Nein, dies sind keine Einsamen, die die Einsamkeit genießen, dies sind Verlorene, die nichts so sehr fürchten, wie die Vorstellung, niemand könnte sich für sie interessieren.
Schweigen ist das große Ziel des Einsamen, die Zuflucht des Massenwesens vor allem Geschwätz.

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Denkend an Mato

Beim Tod eines Freundes, notiert Thoreau in sein Tagebuch, sollten wir in Betracht ziehen, dass das Schicksal uns vertrauensvoll die Aufgabe eines doppelten Lebens übertragen hat und wir fortan, auch in unserem eigenen Leben, das Versprechen des Lebens unseres Freundes der Welt gegenüber zu erfüllen haben. (28. Februar 1840) Nachdem ich dies las, schloss ich die Augen und sah zu Dir mein Freund ... hoffend, dass Du dort spürst, dass ich mich bemühe, dieses Versprechen wenigstens halbwegs zu erfüllen ...

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Jetzt sucht man vor allem das Menschenleben zu erhalten: dies giebt unserer Cultur den Anstrich der Feigheit und der Alten-Manns-Gier nach langem Leben; ehemals, wo man das Leben viel zufälliger verlieren konnte, als jetzt, gehörte es zum Wesen der Tugend, daß man das Leben leicht wegwarf und sehr viele Dinge für höher im Preise hielt. (3 /111)

Das moderne Leben will so sehr wie möglich vor allen Gefahren geschützt sein: mit den Gefahren aber geht viel Munterkeit, Übermuth und Anregung verloren, unsere groben Remeduren sind Revolutionen und Kriege. (3 / 112)

aus: Friedrich Nietzsche, Fragmente, Frühjahr 1880

 

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Die Poesie ist eine mündliche Form der Prägung der Geschichte in Zeitlupe.

Ernst Herbeck, 1920 - 1991

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Arm sind nur die, die sich arm fühlen.

Ralph Waldo Emerson

Was allerdings nicht bedeutet, dass die reich sind, die ihr vieles Geld Reichtum nennen; oder die klug, die sich für klug halten. Eher im Gegenteil. Auch die wahrhaft Dummen, werden kaum zu der Einsicht befähigt sein, sich ihrer Dummheit bewusst zu werden. Es sind grad nicht die dümmsten, die sich für dumm halten ... Fortune

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Dionysos zu Ariadne: "Was ich an Dir liebe, wie könnte das ein Theseus lieben!? ... Man ist nicht eifersüchtig, wenn man Gott ist ... es sei denn auf Götter." (Friedrich Nietzsche)

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Schmerzhaft - du lächelst einem Freund zu, und ein Feind lacht zurück.

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Der antike Mensch baute an Vulkanen, an Meeresufern, an Abhängen ... der moderne Mensch siedelt in der Nähe von Krankenhäusern, Altenheimen, Supermärkten, Parkhäusern, Flughäfen und Spaßbädern, schnellem Internet ... und Ärzten, Apotheken, Fahrstühlen, Behindertenparkplätzen ...

 

Über das Wetter, Krankheiten, Politik, die Weltwirtschaft, das Klima, Menschenrechte, gesunde Ernährung ... und ähnlichen Blödsinn zwischen Gut & Böse meint jeder mitreden zu können ... zu Kunst ... Musik, Malerei, Architektur und Literatur ohnehin ... eigentlich über alles, so es nur in irgendeinem Fernsehen, irgendeinem Internet, irgendeiner Meinungskloake Bläschen macht. Dies ist der Ausdruck geistiger Gemeinheit. Je dümmer umso dreister ...

 

Die Müdigkeit bringt für den Denker den Vorteil, dass die Gedanken frei herum treiben können, wie mit der Straßenbahn müßig und vorurteilslos die durchfahrenen Straßen, die Hauswände, die Fußgänger, das Licht, die Straßenbahn, den Denker höchstselbst ... betrachten ... betrachten ... betrachten ...

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Viele, die Degen tragen, fürchten sich vor Gänsekielen (Hamlet)

Ausgewachsene Männer kriechen feig vor Journalistenpack ...

Alte Weiber in Hosen posieren in einer siechen Gesellschaft als Gesundheitsexperten ...

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Alle Staaten sind schlecht eingerichtet, bei denen sich noch andere als die Staatsmänner um Politik bekümmern müssen, und sie verdienen es, an diesen vielen Politikern zu Grunde zu gehen.

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Die utopielose Spaßgesellschaft: schlaflos zwischen Coronaangst und Weltkriegserwartung ... trostlos wie eine defekte Bahnhofstoilette am Sonntag.

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Es ist nicht gut, berühmt zu werden

Es ist nicht gut, berühmt zu werden.
Nein, das erhebt den Menschen nicht.
Auch ein Archiv ist nicht notwendig,
Bangsein um jegliches Gedicht.

Des Schaffens Ziel ist Selbsthingabe
Und nicht das Aufsehn, der Applaus.
Wie schändlich, wenn ein Mittelmäßger
In aller Munde ist zu Haus.

Das eigne Ich nur darf man leben,
So leben, dass man unverwehrt
Erringt des Universums Liebe,
Dass man den Ruf der Zukunft hört.

Im Schicksal mögen Lücken bleiben,
Doch Lücken niemals auf dem Blatt,
Vermerken muss man, was das Leben
Kapitelweis geschrieben hat.

Man muss ins Namenlose tauchen,
Das listig jeden Schritt verdeckt,
So, wie ein Dorf, bereits stockfinster,
In Nebelschwaden sich versteckt.

Die andern werden deinen Spuren
Bald folgen, suchend, Schritt für Schritt,
Doch du, du darfst nie unterscheiden
Die Niederlage von dem Sieg.

Du weiche nicht um Haaresbreite
Von deinem Ich im Herzen ab,
Du musst lebendig bleiben, leben,
Musst leben, leben bis ins Grab.

Boris Pasternak

Nachdichtung Günther Deicke

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Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel
(* 4. Oktober 1633 in Hitzacker; † 27. März 1714 in Salzdahlum bei Wolfenbüttel)
Sterbelied

Es ist genug, mein matter Sinn
Sehnt sich dahin,
wo meine Väter schlaffen.
Ich hab es endlich guten Fug,
Es ist genug! Ich muss mir Rast verschaffen.

Ich bin ermüdt, ich hab geführt
Die Tages Bürd:
Es muss einst Abend werden.
Erlös mich, Herr, spann aus den Pflug,
Es ist genug! Nimm von mir die Beschwerden.

Die große Last hat mich gedrückt,
Ja schier erstickt,
So viele lange Jahre.
Ach lass mich finden, was ich such:
Es ist genug! Mit solcher Kreuzes Ware.

Nun gute Nacht, ihr meine Freund,
Ihr meine Feind,
Ihr Guten und ihr Bösen!
Euch folg die Treu, euch folg der Trug.
Es ist genug! Mein Gott will mich auflösen.

So nimm nun, Herr! hin meine Seele,
Die ich befehl
In Deine Händ und Pflege.
Schreib ein sie in dein Lebensbuch.
Es ist genug! Dass ich mich schlafen lege.

Nicht besser soll es mir ergehn
Als wie geschehn
Den Vätern, die erworben
Durch ihren Tod des Lebens Ruch.
Es ist genug! Es sei also gestorben!

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Guillaume Apollinaire (1880 - 1918)

Die Musik von Saint Merry

Es ist der 21. im Monat Mai 1-9-1-3
Die Mittagsstunde liegt wie tot wie gänzlich ausgestorben
Allein die Fliegen millionenfach in ihrer Pracht
Doch da ein Mann ganz ohne Augen Nase Ohren
Der vom Sébasto her in die Rue Aubry-le-Boucher einbiegt
Ein Mann Ah! Ariane
Er bläst die Flöte und die Musik mit ganzer Macht
Nun hält er inne an der Ecke Rue Saint-Martin
Pfeift zu meinem Lied wie ich es grad erfinde
Frauen bleiben bei ihm stehen
Er gibt sein bestes
Als wäre dies ein Coup der Glockenmeute von Saint-Merry das Echo ihr Geläute
Doch da  beendet die Musik ihr Spiel und stürzt wie die Fontäne
Die an der Rue Simon-Le-France zusammenfällt
Worauf auch Saint-Merry verstummt
Nun nimmt der Unbekannte seinen Atem aus der Flöte
Und flotten Schritts der Spuk den Weg quer Markt bis auf die Rue de la Verrerie
Wo er in einer Gruppe von Frauen rasch verschwindet
Die grade jetzt ein Haus verlässt
Die augenblicklich die Straße quert die Augen auf zu dem Verrückten
Die ausgebreiteten Hände die Verse die verführerische Melodie
Er aber füllt mit Gleichmut seine Backen
Er aber bläst sich auf ganz unverschämt

(Auszug, FWM)

 

... am Ende ist es doch wahr, je weniger der Mensch vom Staat erfährt und weiß, die Form sei, wie sie will, um desto freier ist er. Friedrich Hölderlin

 

OdeHand

 

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Man sieht den Balken im Auge des anderen, aber nicht das Stroh im eigenen Kopf. (Folksmundt)

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Die Deutschen sind wahrer Kunstschöpfung gar nicht würdig: denn irgendeine Gans, so eine Art wie sie hier zu Tausenden gackern und zappeln und vergeblich zu fliegen bemüht sind, setzt sich gleich mit anmaßlicher Brütgeschäftigkeit darauf, als ob diese Eier nur für sie gerade hingelegt wären. Der Vogel Phönix sollte sich hüten, seine goldenen Eier in Deutschland zu legen.

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... die Pandemie der Hirnlosen ...

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Die neue Armut - immer weniger Haushalte in Deutschland besitzen nur 1 Auto,

immer weniger Menschen kennen Ehrfurcht und Demut.

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Loslösung von der nicht verstehenden Umgebung: - Eine tiefe Verwundung und Beleidigung entsteht, wenn Menschen, mit denen man lange vertraulich umgegangen ist und denen man vom Besten gab, das man hatte, gelegentlich Geringschätzung gegen uns merken lassen. Wer mit den Menschen vorsichtig umgeht und sie nicht verletzt, um nicht verletzt zu werden, erfährt gewöhnlich zu seinem Schrecken, dass die Menschen seine Vorsicht gar nicht gemerkt haben oder gar, dass sie sie merken und sich über sie hinwegsetzen, um ihren Spass dabei zu haben. (Friedrich Nietzsche, Nachgelassene Fragmente, September 1876)

"Ich segnete nicht meine Feinde; seitdem ich keine Freunde mehr habe, segne ich, daß ich sie nicht verfluchte"

Journalisten sind Leichenräuber, die selbst vor den Halbtoten keine Scham empfinden.

Alles scheint wie von selbst zu laufen, so daß niemand mehr gehen lernt.

Wenn nicht der edelste Mensch Herr des Volkes ist, werden die Krämer Herren sein.

Wenn die Krämer die Lust am Herrschen verlieren, dann herrschen die Kranken ...

Und jene, die kaum laufen können, gebieten wutentbrannt: Du sollst nicht fliegen!

Wo du Freunde siehst, sind deine Feinde nicht weit.

Die Luft ist müde von all den Wohlgerüchen.

Mitleid mit der Menschheit führt zur Härte gegen den Einzelnen; besser also, man urteilt hart über das "ganze Geschlecht" und ist nachsichtig und mitleidig mit seinem Nächsten ...

"Stiehl was du nicht rauben kannst, rät listig der Zeitgeist"

Am Prahlen erkennt man den Pöbel: der Idiot behauptet Intelligenz, der Impotente "Eroberungen", der Stümper Meisterschaft. Man höre sich das an, schweige, und meide wenn möglich Gesellschaft.

Der Zeitgeist kennt keine Umkehr. Der Zeitgeist geht im Kreis ... so geht er immer vorwärts.

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Unsterblichkeit ist etwas, das man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen sollte. Selbst das "hohe Alter" klingt bereits nach Verfluchung. Felix Oftmals

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Jemand der meint, ein Journalist, ein Schriftsteller, ein schreibender Bürgerrechtler ... dies wären DICHTER, der meint auch, ein Polizeihubschrauber wäre eine Nachtigall, eine Elster und ein Kolkrabe seien dasselbe, der kann auch sein Frettchen nicht von einem Berggorilla unterscheiden, der glaubt allen Ernstes, ein schreibendes Weibchen, ein Hausmeister und ein ... nun gut, lassen wir das, wie soll sich ein Nachfahre von Adam und Eva bei jemandem verständlich machen, dessen Vorfahren Herr Darwin noch auf Bäumen sitzen sah ... und dessen widerliche Verwandten in jeden Zoo zur Schau gestellt werden ... (Fortune)

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Der Abschied

Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?
   Da wirs taten, warum schröckte, wie Mord, die Tat?
      Ach! wir kennen uns wenig,
         Denn es waltet ein Gott in uns.

Den verraten? ach ihn, welcher uns alles erst,
   Sinn und Leben erschuf, ihn, den beseelenden
      Schutzgott unserer Liebe,
         Dies, dies Eine vermag ich nicht.

Aber anderen Fehl denket der Menschen Sinn,
   Andern ehernen Dienst übt er und anders recht,
      Und es fodert die Seele
         Tag für Tag der Gebrauch uns ab.

Wohl ich wußt‘ es zuvor. Seit der gewurzelte
   Allentzweiende Haß Götter und Menschen trennt,
      Muß, mit Blut sie zu sühnen,
         Muß der Liebenden Herz vergehn.

Laß mich schweigen! o laß nimmer von nun an mich
   Dieses Tödliche sehn, daß ich im Frieden doch
      Hin ins Einsame ziehe,
         Und noch unser der Abschied sei!

Reich die Schale mir selbst, daß ich des rettenden
   Heiligen Giftes genug, daß ich des Lethetranks
      Mit dir trinke, daß alles
         Haß und Liebe vergessen sei!

Und ein ruhig Gespräch führet uns auf und ab,
   Sinnend, zögernd, doch erinnernd die Schwankenden
      Hier die Stelle des Abschieds,
         Es erwarmet ein Herz in uns,

Staunend seh‘ ich dich an, Stimmen verzaubernd Klang,
   Wie aus ferner Zeit hör‘ ich und zartes Spiel,
      Und befreiet, in Lüfte
         Flieget gleich Engeln das Andre uns auf.

(Friedrich Hölderlin: Der Abschied, Dritte Fassung)

 

 

Der eigene Leidensdünkel ist ein Dünkel unter dem vor allem Andere leiden.

 

Das Angenehme dieser Welt hab' ich genossen,

Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen,

April und Mai und Julius sind ferne,

Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne!

(Friedrich Hölderlin)

 

Das Wunder bestätigt das Gewohnte, da

es glaubwürdig ist. Einst bedrohten Drachen

Königreiche, welche zumeist kaum größer waren

als heutzutage einer jener sogenannten Wohnparke.

Heute fühlt sich die Menschheit von "Außerirdischen"

bedroht, welche in der armseligen Phantasie von

Unterhaltungskünstlern nichts Besseres vorhaben, als die

"Welt" zu vernichten. Doch auch in den Ängsten muss man

unterscheiden zwischen irrational und krank. Das

"Meer des kollektiven Unterbewusstseins" ist vergiftet.

Der Drache muss zu den Wundern gezählt

werden, er ist glaubwürdig, der Raub von Prinzessinnen

nicht ungewöhnlich. Die Landung irgendwelcher

Außerirdischen hingegen zwar

nicht sehr wahrscheinlich, aber immerhin möglich - die

Vorstellung der Vernichtung der "Welt" durch

dieselben jedoch bereits Ausdruck von seelischer Erkrankung,

böse und zugleich menschentypisch, so wie Folter,

staatlich geplanter und organisierter Massenmord...

Klement Bochořák

 

Wer kein Daheim hat

der ist fast verloren.

Bedroht von all dem Tosen

behütet uns der Duft der Rosen.

 

Wer kein Daheim hat

wird sich selbst zum Schrecken,

zurück kann er nicht sehn

das Künftige nicht verstehn.

(Übertragen FWM)

 

Klement Bochořák – (1910 – 1981) Dichter und Prosaist, geboren in Kunštát, und zeitlebens Brünner. Er arbeitete als Arbeiter, Beamter und Bibliothekar und war nicht nur ein bescheidener Christ, sondern auch ein Dichter, der die Möglichkeiten, die der offizielle Literaturbetrieb (des kommunistischen Regimes) dem Schriftsteller gab, ebenso verachtete, wie auch eine öffentliche Karriere. Freundschaftlich verkehrte er nur mit von ihm geschätzten Dichtern, wie František Halas und Jan Zahradníček (was sich in seinem Werk auch niedergeschlagen hat).

 

 

Guillaume Apollinaire (1880 - 1918)

 

Und du mein Herz schlägst unverzagt

Ich lieg voll Schwermut auf der Wacht

den Tod vor Augen und die Nacht

 

(FWM)

 

ICH

Die Ehre hat mich nie gesucht;
Sie hätte mich auch nie gefunden.
Wählt man in zugezählten Stunden,
ein prächtig Federkleid zur Flucht?

Auch Schätze hab ich nie begehrt.
Was hilft es sie auf kurzen Wegen
für  Diebe mehr als sich zu hegen,
wo man das wenigste verzehrt?

Wie lange währts, so bin ich hin,
und einer Nachwelt untern Füßen?
Was braucht sie wen sie tritt zu wissen?
Weiß ich nur wer ich bin.

GOTTHOLD EPHRAIM LESSING

Ivan Blatný

Der tote Hund

Nicht wahr, du weißt noch wie es war,
die Nase dicht am Boden lang,
weil dort der Duft am stärksten war,
und sie wie von Gedichten trank.

Nicht wahr, auch ich, der ich noch lebe
vermag dein Glück zu ahnen,
wenn ich vor Trauer bebe,
auf Halbmast alle Fahnen.

Nicht wahr, nur schade dass der Duft
der Straßen freier Spur
so flüchtig in der Luft
nach noch so langer Tour.

(Übertragung FWM)

 

Guillaume Apollinaire

Henri Rousseau

Dreißig Jahr tagtäglich kontrolliert
Und Schmuggelware konfisziert
Mit wachem Blick für Schiebergut
Bracht‘ ich’s dann zum Gefreitenhut.
Einstmals war‘s in der 10-Uhr-Bahn
Da saß ein Herr korrekt adrett
Mit gültigem Billet
Doch ich sah nur den Buckel an.

O ferne Zeit! O trübe Bahnstationen!
O grüne Kofferkarren!
4tausend dunkele Zigarren
Vom Gas erhellt mehr schlecht als recht
So eine Reise soll sich schließlich lohnen!
Nun mein Bericht war auch nicht schlecht.
Fini. Passé. Gauguin Cézanne die neuen Namen
Die nicht vom Zoll zu mir her kamen.

Wenn man mich auch den Zöllner nennt
Ich bin ein Maler den man kennt.
Doch manchmal öffnen so Gespenster
Ganz weit mir die Gedächtnisfenster
Dann sieht auch jener Herr mir lachend zu
Ich hab den Spott er seine Ruh
So rächt‘ des Malers neue Weise
Des Zöllners Streich am Schluss der Reise.

(FWM)

 

Trost

Schöne Geliebte wer wird denn gleich im Sterben liegen
wegen einem Regentag
schau nur diese Eintagsfliegen
ganz egal ob man sie mag
sie kennen nichts als Regen Regen
und klagen nicht deswegen

(FWM nach Jaroslav Seifert )

 

Der Wert wird durch die Ziffer, das Tragische durch den Unfall, das Schicksal durch die Statistik, der Held durch den Verbrecher, der Fürst durch den Bonzen des demokratischen Mobs, der selbstlose Helfer durch den Polizisten, Gott durch "das Gute", der Dichter durch den Journalisten ersetzt. Man verschweige seine Erinnerungen, man bleibe klüger unter sich, will sagen allein, wenn man nicht so oder anders in schlechte Gesellschaft geraten will. Ein Leben in Gesellschaft heißt, seine Seele aufs Spiel setzen. (29. 8. 2018)

 

* * *

Wie leicht zerbricht, schmal wie ein Band,
der steile Steig zur Poesie.
Hier aber hält die Hand,
die mich nicht hält, wenn ich sie flieh.

Sie wird nie schwach, hält keine Lügen.
Wie immer sich das Blatt auch wendet,
wie immer auch die Nächte trügen,
sie webt das Licht das sie beendet.

(1939/2019, nach einem Gedicht von Ivan Blatný)

 

Estnisches Lied

Mulle, mulle kommt ihr Gänschen
      Mulle, mulle kommt zu mir
O wie weit ist auszuholen
      O so weit ist auszuholen
Bis fernab in ferne Zeiten
      Weit so weit in ferne Zeit
Von den frühen Zeiten hört nun
      Hört nun von der frühen Zeit
Von den Sagen zu erzählen
      Die Legenden herzurufen
Setzt euch her zu meinen Füßen
      Rund ums Feuer setzt euch her
Ich will nun von einst berichten
      Was einst war will sie berichten:

Einstmals kam der Feuervogel
      Vogel, Vogel, Feuervogel
             Vogel der viel Furcht verbreitet
Selbst die Meise sucht das Weite
      Und die Amsel flieht ins Weite
Wald und Flur sind ausgestorben
      Wer zu fliehen mag der fliehet
             Stumm sind die die bleiben müssen
                   Starr und stumm wer bleiben muss
Alle haben längst begriffen
      Selbst die Trägen hat‘s ergriffen
Eilig heißt es heimwärts eilen
      Eilig, eilig, sich verbergen:

„Meine blauen Schwestern meine
      Meine Lieben könnt ihrs spüren?
             Könnt ihr riechen das Verhängnis?
Eilig, eilig, kein Verzagen
      Jetzt ist keine Zeit für Klagen
             Jetzt heißt’s keine Zeit verlieren
Unser Häuschen zu erreichen
      Unsre Häuschen zu erreichen
Weil uns sonst der Vogel frisst
Weil uns sonst sein Magen schluckt
Dass auf immer wir verschwinden
Nie mehr an das Morgen finden
Eile, eile, keine Weile,
      keine Weile heißt’s im Liede
             Denn wer weilt braucht nie mehr Eile
Wie die alten Frauen sagen
             Wie es uns die Sagen klagen
Wie man in den Städten singt
      Wie man auf dem Lande summt.
Trauer lässt mein Blut gefrieren
      Starr von Trauer klingt ihr Lied
Viele Seelchen war’n zu hüten
      Groß war ihre Gänschenherde
Doch wohin, wohin sind sie
      Denn seither sind sie verschwunden
Frag mich dieses immer wieder
      Immer wieder immer wieder
Streifen jetzt durch andre Breiten
      Unerreichbar fern‘re Weiten
Also lasst uns weiter hören
      Lasst uns künden viele Mal:

„Junge Mädchen sind wie Lieder
Die erklingen voller Unschuld,
Gehen sie durch schwarze Sümpfe
      Noch so schwarz die Modersümpfe
Leuchten ihre weißen Strümpfe“
Hört man oft die Alte sagen
      Und der Alte nickt dazu
             Und die Alten nicken weise
                   Nicken ihren Senf dazu
Viele Blätter sind verflogen
      Seither ist so viel verflogen
            Gold’ne Blätter Telegrafen
Gold‘ne Federn Gänseschwingen
             Mütter wussten einstmals vieles
                   Mütter waren einstmals weise
Alle Männer hier im Kreise
      Selbst die Greise stimmen zu
Selbst die sich in Zweifel hüllen
      Selbst die sich so gern verbergen:

Einstmals kam zu mir die Nachricht
      Einstmals kam zu ihr die Botschaft
Einstmals lud man mich hereinzutreten
      Und man bot mir weiche Polster
Polster um mich drauf zu setzen
      Kissen um drauf Platz zu nehmen
Prall gefüllt mit Gänsefedern
      Prall gefüllt mit weißen Federn
Dies traf mich mit tausend Speeren
      Wie ein Speer traf dies ihr Herz
Und man gab mir Fleisch zu essen
      Und man reichte Gänsefleisch
Unheil kroch aus allen Ritzen
      Zweifel bringen sie zum Schwitzen
Und errötend hoch errötend
      Ganz blutrot ihr Angesicht:

Fliehend tragen mich die Füße
      Rasch eilt sie zum nahen Meer
Auf dem Strand und auf den Wellen
      Und der Strand glich tausend Quellen
Überall quillt rotes Blut
      Überall ganz  rot von Blut
Nichts als roter Schaum zu sehen
      Nichts als blutiger Schaum zu sehen
Rot den Stier zum Rasen reizend
      Zornesröte reizt den Stier
Mehr und groß gleich einer Insel
      Groß und größer weit und breit
Tropfen tropfend nicht zu halten
      Wie aus einem Wasserhahn
Plötzlich wuchsen viele Zweige
      Zweige wie fürs Eichhörnchen
Wie von Knochen wie von Vögeln
      Schien das dichte Baumgeäst
Mittendrinnen Wundervögel
      Wundervögel bunt und singend
So ein Wald voll bunter Vögel
      So ein Wald voll Wundervögel
             Wunderbunte Wundervögel
Doch manchmal scheint es zu blitzen
      Doch manchmal sieht man es weiß
            Zwischen all dem Jubel blitzen.

(FWM)

 

 

 

Nur soweit der Genius im Aktus der künstlerischen Zeugung mit jenem Urkünstler der Welt verschmilzt, weiß er etwas über das ewige Wesen der Kunst; denn in jenem Zustande ist er, wunderbarerweise, dem unheimlichen Bild des Märchens gleich, das die Augen drehn und sich selber anschaun kann; jetzt ist er zugleich Subjekt und Objekt, zugleich Dichter, Schauspieler und Zuschauer.

Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie

***

Wenn ich mich selbst danach befragen würde, ob es Dichter gibt, zu denen ich Vertrauen habe und die mir vertrauen könnten, dann könnte ich reinen Herzens antworten: Zu allen Dichtern, denn der Dichter steht den Engeln in der Pflicht, muss der Gottheit Rede und Antwort geben ... Lug und Trug sind unmöglich, allein der Versuch ... ! Friedrich Hölderlin, Friedrich Nietzsche, Ivan Blatný und Violla Verde ... Die Sprache singt. Jedes Wort gibt das nächste Wort. Der Dichter Friedrich Hölderlin, verlassen von denen, denen er vertraute, erhielt Vertrauen und Fürsorge von sogenannten einfachen Menschen, als er ein derartig edles Geschenk vermutlich nicht mehr erwartet hatte. Friedrich Nietzsche lebte und starb ziemlich einsam, fernab der "Welt", verehrt und behütet von seinem treuen Freund Peter Gast und seiner Schwester Elisabeth ... die "Freunde und Bewunderer" stellten sich erst ein, als er längst gestorben war und sich dieser edle Name gefahrlos wie ein Edelweiß an jedes Oktoberfesthütchen stecken ließ ... Menschen, die kaum mehr als seinen Namen gelesen haben dürften, stolzieren seither durch das geistige Flachland, gebetsformelartig verfälschte beziehungsweise frei erfundene Zitate, welche angeblich aus seinen Werken stammen, herumposaunend ... Ivan Blatný lebte 40 Jahre in einer völlig fremden Kultur. Niemand war eigentlich da in seiner eigenen Sprache. Und genau dort, in dieser Einsamkeit und Mittellosigkeit, einer "Armut" die all die asketischen Wohlstandsintellektuellen vermutlich vor Entsetzen aufjuchzen lassen, erschuf er dieses Wunderwerk der Poesie ... Violla Verde!! ...

Vor diesen Dichtern verneige ich mich in Gedanken dankbar und demütig. Allen wahren Dichtern wird Wahn, Wahnsinn zugeschrieben. Und, es gibt nur wahre Dichter, allein diese Tautologie ist ein Zugeständnis an den Zeitgeit, dem jeder Schriftsteller, jeder Zeilenschinder als "Dichter" gilt. Dichter vermögen nicht, sich aus eigener Kraft zu ernähren ... und Wohlstand zu mehren, denkt der Alltagsmensch. Nicht sehend, dass sie dies gar nicht anstreben, es gar nicht versuchen. Ganz im Gegenteil, scheint es, als wäre es dieses Etikett aus der Nippessammlung des Bürgers, die einzige Möglichkeit, das Vorhandensein eines Dichters überhaupt zu ertragen ... Wer nicht verrückt danach ist, zu uns zu gehören, der muss verrückt sein... Was ihnen tatsächlich gemeinsam ist, dies ist die Tatsache, dass keiner von ihnen sich je einer Obrigkeit angebiedert, ja angedient hat, ebensowenig wie deren Untertanen ... Die "Welt" ist ohne Belang, "Erfolg", "Anerkennung" - das fade Gebäck bedauernswerter Geschöpfe ... Einzig, was auch in der Phantasie existiert, existiert tatsächlich – lebt, einzigartig, universal, unsterblich.

"Die Gesellschaften werden von Gefühlsbewegern, nicht von Ideenbewegern geführt." Fernando Pessoa.

 

Friedrich Hölderlin

An die klugen Ratgeber

Ich sollte nicht im Lebensfelde ringen,
Solang mein Herz nach höchster Schöne strebt,
Ich soll mein Schwanenlied am Grabe singen,
Wo ihr so gern lebendig uns begräbt?
O! schonet mein und laßt das rege Streben,
Bis seine Flut ins fernste Meer sich stürzt,
Laßt immerhin, ihr Ärzte, laßt mich leben,
Solang die Parze nicht die Bahn verkürzt.

Des Weins Gewächs verschmäht die kühlen Tale,
Hesperiens beglückter Garten bringt
Die goldnen Früchte nur im heißen Strahle,
Der, wie ein Pfeil, ins Herz der Erde dringt;
Was warnt ihr dann, wenn stolz und ungeschändet
Des Menschen Herz von kühnem Zorn entbrennt,
Was nimmt ihr ihm, der nur im Kampf vollendet,
Ihr Weichlinge, sein glühend Element?

Er hat das Schwert zum Spiele nicht genommen,
Der Richter, der die alte Nacht verdammt,
Er ist zum Schlafe nicht herabgekommen,
Der reine Geist, der aus dem Aether stammt;
Er strahlt heran, er schröckt, wie Meteore,
Befreit und bändigt, ohne Ruh' und Sold,
Bis, wiederkehrend durch des Himmels Tore,
Sein Kämpferwagen im Triumphe rollt.

Und ihr, ihr wollt des Rächers Arme lähmen,
Dem Geiste, der mit Götterrecht gebeut,
Bedeutet ihr, sich knechtisch zu bequemen,
Nach eures Pöbels Unerbittlichkeit?
Das Irrhaus wählt ihr euch zum Tribunale,
Dem soll der Herrliche sich unterziehn,
Den Gott in uns, den macht ihr zum Skandale,
Und setzt den Wurm zum König über ihn. -

Sonst ward der Schwärmer doch ans Kreuz geschlagen,
Und oft in edlem Löwengrimme rang
Der Mensch an donnernden Entscheidungstagen,
Bis Glück und Wut das kühne Recht bezwang;
Ach! wie die Sonne, sank zur Ruhe nieder,
Wer unter Kampf ein herrlich Werk begann,
Er sank und morgenrötlich hub er wieder
In seinen Lieblingen zu leuchten an.

Jetzt blüht die neue Kunst, das Herz zu morden,
Zum Todesdolch in meuchlerischer Hand
Ist nun der Rat des klugen Manns geworden,
Und furchtbar, wie ein Scherge, der Verstand;
Bekehrt von euch zu feiger Ruhe, findet
Der Geist der Jünglinge sein schmählich Grab,
Ach! ruhmlos in die Nebelnächte schwindet
Aus heitrer Luft manch schöner Stern hinab.

Umsonst, wenn auch der Geister Erste fallen,
Die starken Tugenden, wie Wachs, vergehn,
Das Schöne muß aus diesen Kämpfen allen,
Aus dieser Nacht der Tage Tag entstehn;
Begräbt sie nur, ihr Toten, eure Toten!
Indes ihr noch die Leichenfackel hält,
Geschiehet schon, wie unser Herz geboten,
Bricht schon herein die neue beßre Welt.

Werner Bergengruen

Die endlose Nacht

Nacht für Nacht, bis der Frühwind
den Fenstervorhang gebläht,
lagen wir schlaflos und haben
nach schmächtiger Hoffnung gespäht.
Aber die Nacht nahm kein Ende.
Kein Hahn hat zum Morgen gekräht
als der eine, der anzeigt,
wie Treue die Treue verrät.

 

Ferne Hoffnung

Vor geschwärzten Türen winken
lange Gräser, braun und bleich.
Hingeschleppte Sohlen sinken
Schritt um Schritt in Schuttbereich.

Ratten huschen durch die Gassen,
Grille geigt im Hausgestein.
Was die Sichel nachgelassen,
wird ein Volk von Büßern sein.

Ach, vielleicht nur in den Lenden
e i n e s  Knaben schläft ein Kind.
Und es wird den Gang vollenden,
wenn wir längst zerfallen sind.

Die Unsichtbaren

Rüste abendlich die Schale,
schütte Milch und brocke Brot
dem geheimen Volk zum Mahle.
Geht es, ist die Hausung tot.

Wiege hütet es und Windel
und im Keller Kohl und Wein.
Jeder Stein und jede Schindel
will von ihm bezeichnet sein.

Horche nicht nach ihren Schritten,
geh sie nicht mit Worten an.
Niemals sind sie zu erbitten,
frei ist Gabe, Spruch und Bann.

Manchmal wie ein Mückenschatten
streift es winzig dein Gesicht,
manchmal zwischen Stroh und Latten
blitzt und lisch ein schmales Licht …

Sie bewahren, sie bescheren
deinem Salz die heilge Kraft,
kochen in den Gartenbeeren
prall den sonnensüßen Saft.

In der grünen Flut der Bäume
zählen sie getreu das Laub,
streun in deiner Kinder Träume
Mondenkräuter, Sternenstaub.

Segnen Lust und Tränenfließen,
Speise, Atem, Schlaf und Trank,
auch das letzte Augenschließen,
- ohne Bitte, ohne Dank.

Dem geheimen Volk zum Mahle
schütte Milch und brocke Brot.
Rüste abendlich die Schale
und verletze kein Gebot.

Und so wird dir alles werden,
dessen wir bedürftig sind:
Tau des Himmels, Fett der Erden,
bis auf Kind und Kindeskind.

 

 

 

Werner Bergengruen

Der Schweiger

Die kleinen Herren folgen nahen Zielen,
nur ihren Blicken liegen sie im Weiten.
Erregte, reden sie von Ewigkeiten
und türmen Bauten wie zu Kinderspielen.

Noch im Befehlen erbetteln sie der Vielen
verzückten Zuruf für geringe Zeiten.
Als wüssten sie, dass sie geschwind vergleiten,
so hasten sie und zerren an den Sielen.

Du wirst, ein Schweiger, vor die Lauten treten,
ein steinern Riesenbild aus Vätertagen.
Gesenkten Haupts wirst du unhörbar beten.

Dann wirst den Blick du langsam aufwärts schlagen,
und wenn die Herrn wie Dunst vor dir verwehten,
wirst du das eine Wort, das neue, sagen.

 

Die letzte Epiphanie

Ich  hatte dies Land in mein Herz genommen.
Ich habe ihm Boten um Boten gesandt.
In vielen Gestalten bin ich gekommen.
Ihr aber habt mich in keiner erkannt.

Ich klopfte bei Nacht, ein bleicher Hebräer,
ein Flüchtling, gejagt, mit zerrissenen Schuhn.
Ihr riefet dem Schergen, ihr winktet dem Späher
und meintet noch Gott einen Dienst zu tun.

Ich kam als zitternde geistesgeschwächte
Greisin mit stummem Angstgeschrei.
Ihr aber spracht vom Zukunftsgeschlechte
und nur meine Asche gabt ihr frei.

Verwaister Knabe auf östlichen Flächen,
ich fiel euch zu Füßen und flehte um Brot.
Ihr aber scheutet ein künftiges Rächen,
ihr zucktet die Achseln und gabt mir den Tod.

Ich kam als Gefangner, als Tageslöhner,
verschleppt und verkauft, von der Peitsche zerfetzt.
Ihr wandtet den Blick von dem struppigen Fröner.
Nun komm ich als Richter. Erkennt ihr mich jetzt?

 

Werner Bergengruen

Das Dauernde

Erblosen Todes sterben die Tyrannen,
Tribunen zeugen nicht.
Und die der Tausende Gehör gewannen,
gewannen sich Gericht.

Im bleichen Licht der fieberheißen Lampe
steht weiß der Komödiant.
Sein Auge flackt, er neigt sich an der Rampe
und reckt verzückt die Hand.

Er kränzt sich unter dem Geschrei der Menge
mit geil geschossnem Kraut.
- Der Acker singt die alte Preisgesänge
getreulich ohne Laut.

Der Herr und Knecht der selbstgeglaubten Lüge
Erhitzt sich am Gewühl.
- Der Born im mütterlichen Weltgefüge
rauscht klar und keusch und kühl.

Der Pöbel brüllt, Fanfaren heulen schrille,
und Wimpel blähn sich groß.
- Das Trächtige erfüllt sich in der Stille
und tief im dunklen Schoß.

Wie wollen vor dem Abgrund sie bestehen,
die schäumend, fort und fort
in tausendfachem Hin- und Wiederdrehen
gebuhlt ums hohle Wort?

Und wo des Zorns geschwollene Dämonen
den Weinberg und den Hain,
das Fruchtgelände und den Herd bewohnen,
wie soll die Saat gedeihn?

O giergehetzte Rufer nach dem Beile,
Aufspürer alter Schuld –
Nur das Vergängliche kennt Hass und Eile.
Die Dauer hat Geduld.

Am Himmel, wenn Gewölk und Dunst zerrannen,
steht groß das alte Licht.
Erblosen Todes sterben die Tyrannen.
Tribunen zeugen nicht.

 

 
Daten sind Fiktionen in der Zeit. Fernando Pessoa

Ein Reformator ist jemand, der die Menge verändern, verbessern, aufheben, will. Dies aber lässt ihn zum Märtyrer werden. Und doch ist es genau dies, was unter Reformieren zu verstehen ist. Und hier sei es wiederholt, hier liegt der Anfang des Martyriums. Denn was ist es schon, von der Regierung verfolgt zu werden, gegen dies, jede Stunde des Tages von Abertausenden, Abermillionen verfolgt zu werden. Gegen dies vermag einen keine Macht der Welt zu schützen.

Søren Kierkegaard Entweder - Oder

 

 

 

 

 

Alle meine Illusionen

Zur Engelsstunde sitz ich hier,
Im Herbst, der Fluss gleicht dem Saphir,
Von irgendwo komm‘ Lyraklänge …
Ein Licht aus der Spitalhausenge …

Der Fluss streckt langsam sich nach vorn,
Breit wie mein Schmerz, doch ohne Zorn …
Ein Fischchen springt, fast wie verrückt,
Ein Windchen weht, das mich entzückt …

O Sonne, komm nun rasch an Land,
O Welle spül‘ zu Gold den Strand,
O Welle wie durch Tuch geseiht …

Ihr Illusionen … lieblich … weich … 
Gold auch ihr … Wie bin ich reich! …
Welch Überfluss … an Wirklichkeit ...

Mein Sehnen

Ihr Abende im Sommer, die Luft von Düften schwer,
Ihr Abende im Sommer, mit Mädchen die euch lachten,
An den Abenden nach den Abendandachten …
Ach ihr Abende am Meer … Ob ich jemals wiederkehr?

O wie ich mich sehne! O Abend in Lissabon!
O heilige Stunde der sinkenden Sonne! …
Rauchige ... singende ... Stunde der Wonne,
Stunde des Schmerzes … In dir bin ich fromm!

Abendschöne Augen, weich wie einst mein Himmelbett,
So warm, so rein, so blau … fast violett …
Dein zärtliches Sehen … dies Sehen macht blind …

Bis die Nacht uns eins werden lässt …
Und deine Hände, zärtlich und fest …
Weben das Leben in Portugals Wind …

 

 

Violla Verde (1981 - 2017)

… nicht zu hören am Atlantik,
nicht zu sehen in der Stadt…

 

Geboren am 16. 1. 1981 in Lissabon, lebte Violla Verde ab Frühjahr 2011 im Wiener Bezirk Meidling, Moosbruggergasse 2, Stiege 32. Am Abend ihres 36. Geburtstags, dem 16. 1. 2017, beendete sie ihr Leben. Sie hinterließ, neben anderem, 17 umfangreiche Notizbücher. Diese Notizbücher enthalten auch in etwa 160 handschriftliche, in ihrer Vatersprache Portugiesisch verfasste, ausnahmslos unveröffentlichte Gedichte. Neben den schwarzen Heften gibt es noch ein grünes Heft, welches ausschließlich "fertige" Gedichte enthält. Vom Januar 2013 bis Oktober 2014 Stationsärztin im Virchow-Klinikum Berlin.
Trat in Wien desöfteren unter dem Namen Minzi Zaanrad auch als Pop- und Fadosängerin auf.
Der „Stiegen-Gemeinschaft 1970“ vermachte sie ihren Hausrat, einschließlich Mobiliar. Den Städt. Herbergen für Obdachlose Wien bestimmte sie ihr Geldvermögen, etwa 13tausend Euro.  Mir schenkte sie ihre Bücher und  eben jene wundervollen – voller Wunder!! - Notizbücher mit ihren Gedichten … davon die überwiegende Mehrzahl in wenigstens fünf bis zwölf Fassungen, Fassungen, welche oftmals stark voneinander abweichen … bis hin zum Titel. Ich habe mich bemüht, die jeweils „endgültige“ Fassung zu erkennen … Frank-Wolf Matthies, 23. November 2021

Auf den Wind

Der Wind trillert und jault und wirbelt in Schauern
Mit rauhem Gelächter, wie ein Dementer nur lacht
Mit einem Gelächter, das mein Herz wehe macht …
Mein Herz lacht heut nicht, mein Herz muss heut trauern!

Die Stimme des Windes grollt finster und klagt,
Die Stimme des Windes pfeift spöttisch geziert,
Der Wind höhnt dem Eitlen der ständig verliert,
Der Wind treibt den Narren der dem Winde nachjagt!

Wie schmerzt mich dein Heulen, mein einsamer Freund!
O ja, du bist frei und uneingezäunt …
Niemals zu fangen, allein nur mit dir …

Ich aber, Geliebter, ich weiß deine Pein,
Voll Sehnen nach Liebe … doch immer allein …
Ein Kommen und Gehen … doch niemand bleibt hier!! …

 

Auf Knien

Gepriesen die Mutter die ihn uns schenkte
Gepriesen die Milch die ihn aufwachsen ließ
Gepriesen der Hauch der ihn einschlafen hieß
Gepriesen die Amme die seinen Lebensweg lenkte!

Gesegnet das Singen, dass ihn erwärmt
Gesegnet der Tag wenn sein Leben erwacht
Gesegnet der Mond der sein Träumen bewacht
Gesegnet die Ruhe wenn alle Welt lärmt!

Erbarmt euch ihr Engel die ihr neben ihm zieht
Erbarmt euch des Menschen der hier vor euch kniet
Bittend mit Inbrunst, vor Liebe verrückt!

Erbarmen für mich, die ihn derart verehrt
Erbarmen mit mir, die ihn über alles  begehrt …
Und segnet den Mund, dessen Kuss mich verzückt!!

 

Das Buch

Dies wundervolle Buch nimmt mich gefangen,
Ich fühl mich wachsen und befreit,
Es gibt mir Hoffnung und Geleit,
Mit ihm kann ich die Welt erlangen.

Was für ein Buch, das wohl erdacht,
Bestimmt dazu, mich zu behüten
In diesem Toben, diesem Wüten,
Dass es den Traum in mir bewacht.

Wie finster auch - die Dichter sehen!
Wie sanft die Gier - sie widerstehen!
Poesia heißt ihr Reich!

Poesie - den Göttern gleich!
Wie schön ihr Ton … wie klar der Klang!
O, hebt mich auf … hier bin ich krank.

 

Saudade

Das Leben ist trist? Das Dasein ist dumm? …
„Pfeif auf das Mühen! Verschließe dein Ohr!“?
Mich tragen heut Flügel zum Himmel empor.
Ringsum nur Licht, all das Leiden bleibt stumm!

Ohne Blick für das Heute umher?
„Was soll das heißen? … Der Alltag egal? …
Die Liebe, der Kummer, die Sorgen, die Qual?
Alles nur Spaß? Wie bei den Nixen im Meer?! …“

Sind mir denn die anderen tatsächlich so gleich?!
Lebe ich womöglich im Märchenreich?
Oder ist dies nur mein Überdruss?

Still strömt das Leben … bis ans Ende der Zeit …
Ein breiter Fluss, die Ufer weit …
Schwer fließt der Schmerz … leicht der Genuss…

Vergebliches Wünschen

Ach wär ich der Fluss zum Meer in der Ferne,
Stark strömend, mitreißend, mächtig und breit …
Ganz ohne Gedanken wär ich auch gerne,
Wie ein Stein widerstehend der Zeit.

Ach wär ich die Sonne, ihr heilendes Licht,
Ach wär ich ein Baum, unverschnitten und dicht,
In der Welt ohne Zweck und dem Tod ohne Sinn,
Nähm‘ brav und bescheiden mein Leben ich hin!

Ich hörte das Meer, wie es klagte … und klagt …
Wie jener der eifrig das Paternoster aufsagt,
Dass Gott alle schütze … die an ihn glauben!

Ich seh wie die Sonne weicht vor der Nacht,
Da endet ihr Hochmut, hier endet die Macht!
Und die Steine? … Die beschmutzen die Tauben! …

Ich

Ich bin die die die Welt durchstreift bis sie völlig verwirrt,
Ich bin die die den Süden sucht und sich im Norden verirrt,
Bin die Schwester des Traums, von allem und jeden,
Bin die der das Kreuz … und die Schmerzen gegeben …

Die Schatten des Nebels verwehen, verlanden,
Umso bittrer das Leben, doppelt und dreifach,
Und stößt mich brutaler ins Leichenhausfach!
Das schmerzende Herz hat niemand verstanden! …

Ich reise durchs Leben ohne zu sehen herum …
Ich klage, ohne dass mich jemand vernimmt …
Ich jammere, ohne zu wissen warum …

Ich träume von Ihm der mich sich erträumt,
Dieser Jemand der überall nach mir sinnt,
Und doch jedes Mal meine Ankunft versäumt!

Eitelkeit

Mein Traum ist Dichterin zu sein,
Alles sehen, alles wissen,
Vom Jetzt und aller Ewigkeit,
Die ganze Welt niemals vermissen!

Mein Traum der Vers der uns erhellt,
Mich und jedermann beglückt,
Trotz aller Endlichkeit der Welt
Ins Herz eindringt und es entzückt!

Mein Traum  von meinem Leben …
Mein Leben hinzugeben
Mein Leben dem Gedicht

Das Niedrige zu heben
Nicht am Profanen kleben
Wie Schwalben will ich schweben …

Kastell der Trauer

Stolz im Panzer der Verachtung,
Lebe einsam ich im Leid!
Fliehe vor Amors Beachtung …
Niemals dringt hier ein die Zeit!

Kastell der Trauer, eh? … Richtig?
̶  Und man sah mich fragend an –
Mich! Und das Abendlicht verrann …
Nichts und niemand … alles nichtig …

Der Trauer … der Trauer? Warum?
Immer Sehnen … sehnen, warum?
Wann kommt er, wo bleibt er – warum …

Allnächtlich zu leiden – warum?
Das Hoffen, das Beten – warum?
Aus Eisen die Trauer – darum! …

Tortur

Aus der Brust all die Erregung,
Die ganze Wahrheit, licht und klar,
˗  Das ganze Herz ist in Bewegung,
Und etwas Asche auf das Haar! …

Einen Vers wider den Mahr,
Gleich der Bitte um Vergebung,
˗ Da klopft das Herz wild vor Erregung,
O Nichts! Ein Traum, doch wunderbar! …

Den Vögeln gleich stieg mein Gedicht,
Die Engel wägten ihr Gewicht,
Wobei mein Glück gelogen war …

Könnt‘ ich doch reine Verse dichten,
Verse … die selbst Dich aufrichten,
Wie mein Jännermorgen klar!

Stille Tränen

Wenn ich so an früher denke
Als man glücklich schien und sang
Wenn ich mich in mich versenke
Hör ich fast, beinah, den Klang …

Und der Kummer presst die Lippen
Die doch noch im Frühling lachten
Wo im Lüftchen Blättchen wippen
Als mir Engel Liebe brachten …

Nun grüble ich, mein Blick ist leer
Ohne Ziel, wie übers Meer
Die Miene kalt wie Elfenbein.

All die Feuer sind verglüht,
Niemand kümmert mein Gemüt!
Niemand will mein Nächster sein!

Mein großer Schmerz

                                                   An Dich

Wie groß du bist, ich wohn in dir,
Ich leb in dir im Zölibat.
Mein Traum ist schwer, mein Leben fad,
Ich les im Kreuzgang mein Brevier.

O schöner Schmerz, wirst du mir fehlen?
Dein Schatten tanzt im Schattenbogen,
Ein jeder Stein kann hier erzählen,
Kein Zeitensturm macht hier große Wogen …

Mein Leid ist mir mein Kloster. Bereit
Erwarte ich, dass es kasteit …
Erlöse mich! Sing‘ mir dein Lied!
 
In diesem tristen Kloster muss ich kauern,
Hier muss ich beten, klagen, trauern …
Doch niemand hört … doch niemand sieht …

Mein Innerstes

Traurig ist es, jung zu sterben,
Noch nicht einmal ganz aufgeblüht
Seh ich die Blüten sich entfärben
Und herbstlich trübt sich mein Gemüt.

Vom bunten Leben wollt‘ sie melken …
Da bleicht die Hand, beginnt zu welken,
Und auch die Lippen woll’n nur trinken,
Denn durstig sind, die jung hinsinken …

Dem Paradies gilt nun ihr sehnen,
Wo sie sich zwischen Blumen wähnen,
Wo nichts als Schönheit, Lachen, Licht …

Mit dreiundzwanzig stirbt man nicht?
Du scherzt: „Nur Mut, beginne jetzt zu leben!“
Ich leis: „Auch Mut braucht es, jetzt aufzugeben …“

November

Heute überschwemmt mich Trauer!
Und betrübt mich, O Maria!
Winter trommelt an die Mauer …
Hilf, o hilf … O hilf, Maria …

Du Wind, zerzaust, hör‘ mein Gebet,
Mein Herz, mein Herz, im letzten Zug!
Vom Schnee ist‘s weiß und kalt verweht …
Ein Engel sinkt zum letzten Flug …

Stadtschnee … Buße! Doch wofür?
Bußtagwetter! Warum mir?
Kälte weit und breit … wie die Zeit!

O Eis! O Wind! O wie ich zitter!
Alle Worte schmecken bitter,
Allein, allein … o Einsamkeit! …

Kleinigkeiten

                  Für …

Kleinigkeiten! Ich muss lachen,
Kleine Inseln voller Rosen,
Zart und duftig wie Mimosen …
Küsse, die wie Neuschnee krachen.

O Schimären, wir verdanken
Ihnen Träume ohne Schranken,
Nichts und niemand der da ruft
Stopp! Nichts als zarter Sommerduft!

Schon dein Blick macht mich gesund …
Schon dein Duft, und erst dein Mund …
Wie glücklich mir dein Name klingt …

Kleinigkeiten die Maria singt …
Bist du fern, naht mir das Leid …
Aus Kleinigkeiten ist mein Kleid!

Die große Qual

                                 Dem Dichter …

Sein Leben ist nicht das Vergnügen.
Sein Schicksal trägt er Tag und Nacht …
Und nichts, das einen Schatten macht
Kommt er dann irgendwann zum Liegen!

Selbst der Duft der Fliederblüten
Wird zum Schluchzen in der Kehle,
Maria ach, tief in der Seele
Erbarme dich all seiner Mythen!

Auch ich, o Dichter, bin gering
Wie Disteln unterm Schritt der Zeit
Verlacht und voller Traurigkeit.

Des Dichters Leid wird zum Schafott …
Des Dichters Herz ist endlos weit …
Des Dichters Vers erreicht nur Gott! …

Die Blume aus dem Traum

Schön wie der Lenz im Sommerkleide,
Rätselhaft, doch nicht von Dauer,
Zart und fest, gleich wie von Seide,
Auf den Resten einer Mauer.

Verfall, Verfall … Sie leuchtet zart
Als wär die Ewigkeit ihr Eigen
Und will dem Leid ihr Blühen zeigen
Die Hoffnung ist ihr Lebensart …

Ganz ohne Dornen ruht die Blüte
Selbst am Verfall blüht noch die Güte …
Doch wer kann froh sein, ohne dich?

Als sie erblüht in jener Nacht,
Da stieg ich auf mit Engelsmacht
Zum Flug ins große, weite Ich …

Nacht der Sehnsucht

Gemächlich nimmt die Nacht Quartier
Auf einer Erde voller Kummer …
Ach Mondschein, Mondschein leuchte mir
Auf dem Weg zum sanften Schlummer …

Niemand kommt, mit mir zu wagen,
Niemand bringt mir Sterngefunkel …
Finster ist die Nacht der Klagen!
Ach, mich ängstigt all das Dunkel!

Mein Lachen, das ins Schluchzen kippt!
Vielleicht, o Nacht, weil es dich gibt,
Und all die Sehnsucht, die mich lähmt,

Tritt wie der Fluss über die Ufer.
Die Nacht betäubt die Hilferufer …
Wann kommt der Tag, der mich beschämt? …

Der Nebelturm

Einsam war der Weg ins Weite
Der Nebelturm steil ohne Breite …
Doch endlich dort wo’s Weltall scheint
Dort lebt die Dichtung weltvereint.

Wie schön ringsum all die Gesichter
Bekannter und vergess’ner Dichter …
Dort war ich ohne Angst und Enge
Und sang mein Lied in voller Länge,

Von meinem Traum, von Fantasie,
Von allem Bald, von allem Nie …
Und wollt‘ mich mit der Welt versöhnen,

Da hört‘ ich es verzweifelt stöhnen:
„Auch wir, wir suchten einst das Wo und Wie …
Vergebens! Ach, kehr um und flieh …“

Wozu?!

Alles Schall und Rauch und Wind!
Alles Staub, nichts lohnt der Mühe!
Verlogen ist die Morgenfrühe
Und mein Blick von Tränen blind!

Ich möchte so gerne die Liebe anbeten
Wie sie erblüht in den Herzen von allen …
Doch kaum ist sie da … schon sieht man sie fallen
Eben noch duftend … schon wird sie zertreten!

Die zarten Flügel Amors!? … Einfach im Schmutz!
Das wirkliche Leben gewährt keinen Schutz?!
Am Boden zerstört, die Seele wie tot!

Nichts blieb von dem was die Sehnsucht anbot!
Die Küsse der Liebe, die zärtliche Hand …
Nichts als eine Tür … als Bild an der Wand!

Beklommen

Endlos klagen! Sinnlos denken!
Wer kann das zum Schweigen bringen?
Wer kann das in mir bezwingen …
Wild erwürgen und ertränken?!

Nie seid ihr fort! … Oh ihr Gedanken!
Immer fletscht ihr mir die Zähne!
Selbst wenn ich mich sicher wähne
Bringt ihr meine Burg ins Wanken! …

Und niemand züchtigt diese Wut!
Und schon wieder steigt die Flut
Meiner Klagen: „Kommt er bald!? …“

Verzweifelt wie ein Schrei im Wald!
Die Flut, die Flut, die es nicht weiß …
 Ohne Mitleid! Kalt wie Eis…

Die Freundin

Mein Geliebter, glaube mir,
Mir allein kannst du vertrauen,
Wo du auch bist, ich bin bei dir!
So meide all die andern Frauen!

Ich schütze dich vor Schmerz und Leid,
Und wünsch mir nur dein Herz zum Lohn,
All meine Träume sind bereit …
O liebe mich! Nun sag es schon!

Ach küsse mir zuerst die Hände …
Küss sie heiß und ohne Ende …
Die Welt steht Kopf und ändert sich …

O küss mich überall verrückt …
Bis mir die ganze Welt entrückt …
Halt fest, halt fest, behüte mich!

Das schlimme Alter

Klagt die Mutter beim Erwachen,
Kein Lied , nicht mal ein Lachen …
Die vom Leben müde wird nun leiser …
Lasst mich sterben,  haucht sie heiser!

Tag für Tag mit dem Schleier geschmückt
Für den Altar, mystisch verzückt,
Mit Rosen am Morgen die erste zu sein …
Jetzt bin ich die  letzte … welk und allein!

Die Schönheit, die Jugend … fügt sie dann hinzu …
Ganz anders als altern, vergeht das im Nu …
Das schlimme Alter … Der Kopf ist so matt

Dass man nicht mal mehr Erinnerung hat
An diese Sehnsucht tief in der Brust …
An Früher, an Einst, an das Sehnen … nach Lust …

Das verlorene Herz

Die Nachtigall schluchzte die ganze Nacht,
Schrie wie verrückt, wie ohne Verstand.
O Herz dieses Vogels … das Herz in der Hand …
Vielleicht wegen uns, so hab ich gedacht.

Vielleicht hat mein Traum ihr Leiden entfacht,
Der all den Schmerz mit Sehnsucht verband?
Dass sie so sehr litt, als ich dies empfand?
So quält nur die Liebe … mit ihrer Macht.

So viel  Leid … mir flossen die Tränen
O Herz … erhöre dies Sehnen …
Bevor ich verschwimme …

Draußen schrie sie … mit meiner Stimme! …
So war die Nacht … die Welt wie von Sinnen.
Nun ist es still … tief in mir drinnen.

Meine Tragödie

Ich hasse das Leuchten, mich quält jedes Licht,
Die Tage, das Feuer, die Sonnenaufgänge …
Als ob meinem Herzen kein Weg mehr gelänge …
Als ob eine Bestie meine Lebenskraft bricht

Du unnütze Jugend – ach wandere …
Dein Mund der berauschte - beschwindelt, verdummt! …
Dein Mund der einst sang – verkniffen, verstummt! …
Dein küssender Mund – küsst längst eine andere! …

Ich fürchte das Licht, ich fürchte dies Saugen
Des Nichts, die Wahrheit vor Augen
Niemand liebt niemand … niemand liebt mich!

O Nacht,  maßlos, schwarz wie das Alter,
Verrückt wie der seltsame Falter,
Verloren im Licht, kreisend um sich! …

Ohne Ausweg

Du der du mich liebst ahnst nicht
Worauf du dich einlässt bei mir
Ahnst nicht dass der Teufel die Tür
Aufhält hinter meinem Gesicht.

Dies erkennend packt mich die Scham,
Eisig kalt und siedend heiß,
Wie sie nur Gott zu geben weiß …
Plötzlich da … woher sie auch kam.

Unhörbar die Schritte, der Takt
Bis plötzlich der Irrsinn uns packt
Vor Lust, vor Freude zu schrei’n …

Dann die Schmerzen – rettungslos,
Denn mein Schreck ist riesengroß
Da ich seh: ich bin allein!!…

Wie trist

Trist, sagt das Volk, als wär‘ das die Lösung.
Doch was für ein Meer! Banal fatal!
Dies Wort benennt nur die Quelle der Qual,
Tiefschwarz wie die Nacht … der letzten Ölung.

Dieses trist zerreißt meinen tristen Verstand
Sehn ich mich nach dir mein Portugal!
Nie wieder!! Finito!! Final!! …
Doch ist damit bereits alles Triste benannt?

Der Tod als Pointe, welch düstere Falle!
Der Tod als das Ende, für mich … für uns alle!
Das ist die Wahrheit, so bitter wie trist!

Ich treibe im Meer … nie uferwärts …
Ein brüchiges Floß trägt mein gebrochenes Herz …
Und nirgends ein Schiff das die Flagge hisst!...

Altes Mütterchen

Wie rasch sich doch das Leben dreht,
Noch bin ich jung im Schwung der Zeit,
Da heißt es schon: „Es ist soweit:
Jetzt bist du alt! Die Zeit vergeht! ...“

Das Lachen vergeht. Wer ist schon ein Held!
Die Hände geschnitzt wie aus Elfenbein …
Die gold’ne Jugend scheint nur Flitter zu sein …
Das Leben strömt eilig zum Abgrund der Welt!

Ich bin doch noch jung! Das kann doch nicht sein?
Das Haar wird schon weiß … und ich werde fromm
Murmle Gebete, für mich ganz allein …

Die Welt strahlt in rosa und wunderbar …
Ich sitze vorm Haus, begrüße „Schalom“ …
Und rundherum wirbelt die Enkelschar …

Auf der Suche nach der Liebe

Meine innere Stimme sagt mir: „Geh‘
Durch die Straßen des Lebens und frage,
Und denke bei allem: Was ich auch seh‘,
Hier ist das Leben hinter der Sage!“

Also geh ich durchs Leben, das Leben
Zu suchen, die Liebe zu entdecken,
Den schlafenden Amor mit Küssen zu wecken …
Jedes Wort, jedes Blatt aufzuheben …

Zu wandern und die Alten zu fragen:
„Was werdet ihr mir von der Liebe sagen?“…
Kann da etwas meiner Neugier entgehen?! …

So geh ich durchs Leben … mein Gehen verdrossen,
Wohin ich auch seh: die Mienen verschlossen! …
„Soll ich umdrehen!?  … Wer wird mich verstehen?“…

Unmöglich

Unter uns gesagt: Ich seh alles trist
Als wäre der Freitag des Jesu Christ.
Immer nur Grübeln … Trübsal eben
Dies Grübeln: Was soll das, das Leben? …

Wofür soll das sein? Alles neu, alles trist!
Sei ein Held? Zufrieden? Was ist?!
Alles scheint voll … Doch alles ist leer!
Stumm bleibt mein Mut, so sehr ich auch hör‘ …

Niemand kann meine Gedanken ertragen …
Meinen Schmerz … gar den Weg zu mir wagen.
Wer löscht die Gedanken! Wer bringt mich zum Lachen!

Dies ist mein Verhängnis, für jeden zu sehen!
Doch niemand … mein Leid … will es verstehen!
Wozu dazu noch Verse machen …

Schwester, o Schwester

Schwester, Sehnsucht, ich höre dich meinen Namen nennen …
Allein dieser Ruf lässt mein Herz feurig erglühen
Wie die Kacheln vom Schöpfwerk nach all den Mühen
Wenn die Fenster im Abendlicht brennen.

Das Herbstlaub raschelt um meine Schritte.
Der Hauswart fegt den Schmerz ins Herbstlaubdepot.
Wer außer dir rief mich jemals so:
Voller Sanftmut und Wärme umarmt mich die Bitte

Bis ans Meer zu reisen, doch nicht lange zu weilen,
Im Segen der Strahlen der Sonne zu heilen
Mich vom Fieber der Ängste und Sorgen,

Dass sie wie Blüten der Westwind verweht…
Wie all dein Bitten zu Herzen geht …
Schwester, o Schwester, wär es nur schon morgen.

Unser Buch

Das Buch von der Liebe, deiner und meiner,
Das Buch unserer Liebe, noch ungelesen,
Es blättert sich auf, als wäre zuvor kein Buch gewesen …
Die Blätter wie Blüten … nur feiner.

Kein fremder Bick weiß den Text zu verstehen,
Selbst der Heilige Geist schaut fragend,
Die Worte sind Pflanzen die Welt überragend,
Niemand außer uns kann sie übersehen!

Niemand versteht es! Außer mir! Außer dir!
Du lächelst mich an und ich schreibe hier:
All meine Verse … einzig für dich!!

O, mein Liebster! Liebster! Liebstes Wesen,
Behüte das Buch, wenn du es gelesen:
All diese Verse für uns … für dich … und mich!

Sei wieder der der du bist …

All die dunklen Gedanken lassen nichts sehen
Beugen dich nieder bis hin zum Verbittern
Machen dich vor Empörung erzittern …
Nur ein Gott kann solchem Dunkel entgehen

Gedanken die selbst die Sonne verdunkeln
Man sieht keinen Weg, man erkennt keine Spur
Immerzu murmeln: Wo bin ich hier nur?
Nirgendswo Sterne die über dir funkeln!

Ein Totes Meer ohne Strömen und Wogen …
Das Stammeln der Bettler klingt hohl und erlogen …
Das Einzige was fließt sind bittere Tränen …

Dabei, nie war der Frühling so wunderbar …
Nie die Mädchen so schön wie in diesem Jahr …
Nur das Schöne zu sehen ist mein Ersehnen!

Fanatismus

Alles in mir ist voll von Wahnsinn nach dir.
Mein Blick ist geblendet, ich folge dir blind.
Ich finde auch Gründe wo keine sind …
Mein Leben gehört längst nicht mehr mir!!

Mein Verstand gehört ihm … ganz unerbeten …
Wozu die Welt? Wozu studieren?
Wozu ein Herz, wenn nicht zum Verlieren?!
An dich! Meinen einzigen Propheten!!

Die Welt ist kurz … alles vergeht! …
Ich häng‘ an den Lippen über die dies hinweht! …
Ich bete sie an, weil ich anbeten muss!! …

O hört mein Gebet jetzt und allezeit:
„Ist das Ende auch nah, die Ewigkeit weit …
Er ist mein Gott: mein Anfang, mein Schluss! …“

Jenseits des Flusses

Grad schlägt es Mittag; die Luft vibriert.
Still steht der Farn an den Gewitterrinnen.
Da nahen von den Feldern die Schnitterinnen
Schlank wie das Korn, biegsam und ungeziert.

Ihr Singen dringt mir tief ins Gemüt …
Die schwarzen Augen der Zauberinnen …
Vor Hügeln fern wie Märchenzinnen …
Wesen von feenhaftem Geblüt.

Gleich den Engeln Hände wie Geschmeide …
Haare leuchtend wie Sommergetreide …
O welche Schönheit! Habt Erbarmen!

Leicht treibt ihr Singen über die Erde …
Ich spüre wie ich eine der ihren werde …
Doch da kommst du … mich zu umarmen! …

Rauch

Fern bin ich dir, nichts als Ödnis ringsum;
Fern bin ich dir, fern allem Mondschein;
Fern bin ich dir, fern allem Dasein,
Fern allem Frohsein, die Tage sind stumm!

Meine Augen sehen mich als hässliches Weib,
Filziges Haar als einzige Habe,
Die leeren Hände betteln um eine Gabe
Deiner zärtlichen Hände für meinen Leib!

Ein Herbst voller Tränen zum Felsen erweichen …
Die einst dunklen Astern sind weiß vom Erbleichen …
Nur Jammern und Klagen, was für ein Leben …

Ich breite die Arme: Wo bleibst du mein Traum?!
O mein Geliebter, durcheile den Raum,
Komm rasch!! Um meinem Leben Feuer zu geben …

Aber was dann? …

Kühl bin ich und indifferent.
Niemals empfand ich die Kraft,
Den tiefen Ton der Leidenschaft,
Den warmen Klang den jeder kennt.

Bis jetzt! Stolz sein Blick, wie er vor mir steht,
Keine Spur von Begehr … nichts davon,
Ich, nur eine blonde Illusion …
In der gerade die Sonne aufgeht!

Mein Herz verwandelt sich schnell
Vom Stein zum sprudelnden Quell,
Sprudelnd vor Witz und Fröhlichkeit!

Zu bezaubern den Wandersmann,
Mit diesem Quell! … Aber was dann?
Geht er des Wegs … Wann ist es soweit? …

O mein Hochmut

Ach könnte ich vergessen! Vergäße ich doch
Den Duft der Rosen und ihr Erblühen …
Ich schwebte im Glück fern aller Mühen …
Ich wünschte ich hätte jetzt dort ein Loch!

Meine Hand kam um nach dir zu sehen …
Und dein Wunsch stand augenblicklich! …
Heute bist du wunschlos glücklich …
Niemand will mehr auferstehen!

Wie aber vergessen, bin ich aus Holz?!
„Keiner verdient mich!“ ruft da mein Stolz
Und schon scheine ich wieder mit mir im Reinen!

Doch wirklich bin ich allein:
Ich bin nicht stolz … möcht es gern sein!
Nicht sehr famos … möchte man meinen …

Meine Verse nur für dich

Lass dir sagen, meine Verse sind mein Segen
Wie sie dir hier mein Mund aufsagt!
Licht wie der Marmor wenn Paros tagt
Will ich sie dir zu Füssen legen.

Die Liebe, du musst es mir glauben,
Wie Seide kann ein Hauch sie bewegen …
Lass dir sagen, meine Verse sind mein Segen …
Gemacht, dir den Verstand zu rauben!

Aber, Geliebter, ich bin längst bereit …
Schon bald, mein Geliebter, geht mein Mund viel zu weit …
Können die Zähne sich keinen Vers darauf machen!

O mein Gebieter! Noch nie bekamst du derartige Küsse!! …
Noch nie, mein Gebieter, derartige Bisse!!...
Mit Versen, geschaffen dir zu schaffen zu machen!

Das Morgengrauen

Die violetten Lider decken den Schlummer
Der Augen nach den zärtlichen Stunden …
Der Morgen graut! … Die Hände betend verbunden …
Hinter den Lidern weint mein Kummer!

Jetzt barmen die Hände die sonst dich umwerben!
Dieselben die dich so gierig liebkosen! …
Nun komm an mein Grab, den Arm voll Mimosen -
Mit dem Sterben der Nacht begann auch mein Sterben!

Das hüllende Dunkel zerreißt wie ein Rauch …
Verfliegt wie der Flieder … von Vanille der Hauch …
Nein! Lass mich nicht sterben!! Mach mich gesund!!!

Bevor der Morgen naht … den niemand vermisst!!
Oh du Geliebter, der die Seele wachküsst,
Küsse von nun an nur meinen Mund!! …

Mein ganzes Leben

                                             für dich mein Bruder

Ich kann in mir lesen, ich kann in mich sehen,
Doch habe ich Mühe, all die Namen zu nennen:
Für die Fenster der Kirchen die im Abendlicht brennen,
Die Düfte der Gärten, das herbstliche Wehen! …

Selbst das Kleinste der Welt wächst riesig empor:
Die Schwäne, die Lilie …  die Kathedral‘ …
Schemen, Düfte … ein Vers von Nerval …
Oder das Lachen des Spötters Chamfort …

Die Disteln an den Mänteln der Barden,
An meinen Händen das Duften der Narden …
Oh Welt kehr ein … in den Klang meines Mundes! …

Ringsherum Wien! Hier lebt die Heiterkeit …
Die Wehmut … Gegen die Übelkeit …
Des kranken Normalen … Verrücktes Gesundes! …

 

Welche Kälte

Deine Blicke sind kalt wie Zapfen aus Eis
Scharf und spitz wie die schrecklichen Messer.
Was immer ich weiß, du weißt es besser
Klar wie ein Wasser im Winter, ich weiß.

Deine Blicke durchbohren mit Lanzenlänge,
Ohne Erbarmen, grausam und ungerecht,
Wie der Ritter Quixote im Mühlengefecht,
Geblendet vom Gold der Tagesanfänge.

Niemand neidet, Geliebter, dir diese Gleichgültigkeit!
Dein Sinn ist eng, die Welt ist schmal, dein Blick nicht weit!
Verblendung macht blind … dies ist der Beginn!

Du neidest mir selbst die Schmerzen die in mir wohnen!
Ach würdest du doch, mich mit dieser Kälte verschonen:
„Ach, würde auch ich so selbstverliebt lieben … Wo wäre der Sinn! ...“

Die Karavellen

Die Hälfte des Lebens und am Ende der Kraft
Endlos der Weg! Glaubend sie wären verflucht
Ein Land zu finden nach dem nur der Wahnsinn sucht! …
Endlos das Meer! … Doch plötzlich ist Land!!

Ich hab längst begriffen: Was weiß man denn schon?!
Und mir Türme gebaut aus Elfenbein
Und dann demoliert, sie sollten nicht sein!
Allein auf dem Boden! Wozu da ein Turm!!?

Kein Land! Mein Schiffchen treibt im Toten Meer,
Meer ohne Wiederkehr, nichts als Leere umher …
Wo die Schiffe der Träumer versinken!

Mit Gold beladen tanzten die Karavellen …
Ach, könnte auch ich so solche Meere durchschnellen! …
Nach vorn ging mein Blick … ohne rückwärts zu winken! …

 

 

Trügerisch

Die Liebe liebt die, die einfältig sind.
Schmeichelnd tritt sie vor sie hin,
Verwirrt den Zweiflern den Sinn …
Ihr Strahlen macht selbst einen Argus blind!

Ihr Funkeln verzaubert, dass man die Schatten nicht sieht!
Die Lippen der Liebe betören das Licht
Selbst der Sonne das sich im Kirchfenster bricht.
Selbst ihr Feuer verlockt … das sonst jeder flieht.

Sie zähmt jeden Zweifel! … Der Argwohn? … Vergessen!
Ich liebe das Leben! … schwärmt die Einfalt besessen …
Und nirgends ein Weg, dass man ausweichen kann!

So packt uns die Liebe … und lässt uns erschauern …
So stark sie auch ist … auch sie wird nicht dauern …
Sie kommt … und zerbricht … doch niemand weiß wann …

Unsere Welt

Ich trinke vom Leben, das die Götter mir reichen,
Köstlich wie der Wein aus Falerno,
Stolz wie der Turm des Doms von Salerno
Dunkel wie das Laub auf den Teichen.

All meine Träume sind wunschlos und leer …
Für dich apenas para uso externo
Wird also das Leben schon bald mein Inferno?
Ich ahne Phantome … von überall her!

Das Leben, Geliebter, liebt das vivê-la!
Für immer! Lass uns die Gläser heben …
Und trinken auf das ewige bebê-la!

Was kümmert uns schon das Blendwerk der Toten? …
Was kümmert die Toten jene die leben?! …
Es lebe das Leben! … Zweifel verboten!! …

Prinz Charme

In den Nachmittagsstunden verschmachtet der Wille.
An den bleichen Abenden verlischt die Begierde.
Das schlaffe Mittelmaß bildet die Zierde
In den Händen von Prokurist Stille!

Die Nächte der Seele durchbraust kein Tosen!
Die Münder dürstet vergebens nach Blut …
Die Augen durchsuchen die Träume nach heldigem Mut …
Die Hände jedoch sind voller Veilchen und Rosen …

O komm doch zu mir … mein Prinz Charme …
Kühn wie die Ritter der alten Legenden
Wie der Wind, von ferne … Nimm mich in den Arm!

Er kommt … und alle Tristesse entartet!!
Umgarnt mich … zärtlich … mit zärtlichen Händen! …
- Ein Traum! Nie kommt er! Der so sehr erwartet!! …

Abenddämmerung

Das Licht verlischt nun bis zum Morgenrot,
Sagt uns Adieu … Schlaf wohl, o Frömmigkeit …
Und ich, die nicht glaubt, bin zum Glauben bereit.
Und jeder glaubt jetzt: die Welt ist im Lot …

Doch wer spürt mein Lächeln, hat die Trauer empfunden?!
Wen kümmert, ob die Liebe auch mich anlacht?!
Ich bin ganz allein in meiner Andacht
Und schluchze und schluchze ob der endlosen Stunden …

Wie mein Rosenkranz, endlos und immer da
Bist du mein Kreuz von schwerem Holz!
Bist du mein Weg nach Golgatha!

Jetzt beginnen die Stunden, da umklammert es mich:
Saudades, saudades!! … Verschwunden mein Stolz …
Fado!! … Mein Schicksal durchleide nur ich! …

Sphinx

Die Sphinx in der Heide ist einsam und wild:
Durch Ginster sehen die Augen gerade
Goldblitzend bis zum Anfang der Pfade
Und mein Herz strahlt wie ein Heiligenbild.

In eine Fata Morgana hab ich mich vergafft!
Du und ich … Küsse, Umarmung … Liebelein
Ich Heide … du Sonne … so wollen wir sein
Verschmolzen und eins, wie die wilde Landschaft!

Ich liebe die liebliche Nacht … einsame Pfade …
Mein Mund, all die Namen des Mondes hersagend …
Wie das De Profundis der Wehmut … Saudade …

Doch du wartest ab, als ob die Welt ruht,
Bleibst ruhig, dein Blicken gelassen und fragend …
Als blicke die Sphinx auf die ewige Flut! …

Spät so spät

Eil! Du sollst wie der Wind zu mir rauschen!
Der Mond blüht bereits wie die Rosennymphe!
Was hindern dich Wüsten! Was hindern dich Sümpfe!
Bleibe nicht stehen, um der Stille zu lauschen!

Eil!! Und entwirre meinen verwirrten Verstand!!
Dies ist die Stunde, wo selbst Gott sich erbarmt,
Dies ist die Nacht, in der sich Elf und Elfe umarmt …
Was hält dich mir fern?! Wer hat dich gebannt?!

Es glüht kein Gold am Donaustrand!!
Vergiss dein närrisches Mühen! Fühl wie meine Lippen glühen!
Gezähmt will ich werden … von deiner Hand!! …

Und muss ich selbst wie Dornröschen warten …
Ich warte, mein Prinz!! Bring mich zum Erblühen!!
Tritt ein in mein Schloss … verweil‘ nicht im Garten! …

Grau

Der Dunst des Abends treibt herbei,
Der Tag zerreißt zu Nebelfetzen
Die sich in Haar … und Sinn festsetzen,
Gleich bleichen Gespenstern … wie Blei …

Schwer schlurfen sie schweigend davon …
So lustlos, dass man fragen muss,
Woher kommt dieser Überdruss …
So schwer wiegt das Kreuz der Resignation!

Das Abendgrau füllt die Räume,
Mit dem Nebel der Träume …
Dunst … Woher? … Voll Trübsal und schwer …

Wo ist die Zeit da dein Blick mich betörte?! …
Wo ist die Zeit da dein Herz mich erhörte?! …
Ach, wann ist die Zeit der Wiederkehr?!! …

Nocturno

Mein Märchenprinz! Der Mond, die Güte ohne Worte,
Schenkt uns ein Licht wie Honigsüße …
Mein Märchenprinz! Ganz wie des Heilands Füße,
Weiß er den Weg, kennt er die Orte!

Ich hatte Hoffnung … Illusionen …
Ich war ganz Lachen … Jugend … Stolz …
Du nagelst mich ans Marterholz! …
Hier werde ich von nun an wohnen!

Mein Herz, mein Leid, mein ganzes Weh,
Liegt gleich der Rose auf dem See
Vor dir! Weit offen ihre Schwingen! …

Tu so auch du den Mund, zu guter Letzt,
Auf Augen, die das Leid benetzt …
Und dann verlass mich! … Lass mich weinend singen! …

Violetta die Chimäre

Violetta Chimäre  hast du mich geneckt,
Wegen der Burgen die ich uns erbaute,
Wegen der Liebe, auf die ich vertraute …
Wegen der Träume, die der Westwind erweckt.

Violetta Chimäre … mein Lachen, mein Schmerz …
Ist nichts als ein dich täuschendes Tuch …
Entblößt jedoch da zeigt sich der Fluch:
O frierendes Herz … kaum mehr als ein Scherz! …

Violetta Chimäre ... jetzt bin ich allein.
Nun träume ich Wiesen und dich vor mich hin …
Violetta Chimäre? Wie sehr trügt der Schein!!

Kaum heb ich den Blick, die Welt anzusehen:
Wo sind da die Küsse, die Träume, der Sinn?! …
Violetta Chimäre, wo sind die Ideen?? …

Saudades

Saudades! Ja .. gewiss .. und sonst weiter nichts? …
So geht’s, wenn die Träume himmelhoch wachsen
Und plötzlich da hörst du es knacksen …
Noch immer geblendet vom Flimmern des Lichts!

Ich soll vergessen!? … Saudade banal?
Dies alles, Geliebter? … Ist das tatsächlich dein Ziel?
Das Lied des Erinnerns, beinahe zu viel …
Durchströmt mich total … wie der Osterchoral!

Wieviele Male hast du schon vergessen?!
Mich macht all die Wehmut vielleicht noch verrückt …
Verrückt! Verrückt! … Kannst du dies ermessen?!

Plötzlich klärt sich mein Blick und fällt auf dich:
Wie mein irres Erinnern dich spöttisch entzückt!
O komm doch komm … wehe Wehmut und rette mich!!

 

Ruinen

Das traurige Herbstlied war einst Märzmelodie,
Die Burgen, eine wie die andere, sind nun zerfallen …
So ist das Leben, so ergeht es uns allen,
Selbst den Palästen im Reiche der Phantasie!

Der starke Efeu überwuchert sie,
Liebkost alle Trümmer und lässt sie erblühen!
Auch sie kannten Größe, auch sie kannten Mühen …
Selbst die Paläste im Reiche der Phantasie!

Das Leben bringt selbst den Hochmut zum Schweigen,
All unsere Träume, wie hoch sie auch steigen,
Selbst wenn sie wie Adler zum Himmelsdach schweben!

Alle Träume stürzen! Zu Boden … zerbrechen! …
Was immer auch die Küsse des Mundes versprechen!!
Vergehen … vergehen … wie unser Leben …

 

Dämmerung

Deine Augen strahlen wie Diamanten,
Wie verzauberte Falter, die Feen her sandten,
Legen den Blick auf meinem Blick nieder …
Berühren ihn sanft … und erheben ihn wieder …

Meine Lippen flüstern: wirst du bleiben?
Wird mein roter Mund für dich Rosen austreiben?
Werden meine armen Hände dem Flehen entgehen?
Wird mein sehnendes Blicken auch morgen dich sehen?

Die Arme des Schweigens umfassen uns fest …
Vom Fluss weht ein Windchen einen dunstigen Rest
Wie eine Schleppe in Fetzen aus Tüll …

Maria, mach uns diese Stille noch lange so zart …
Ach, bleibe doch ewig, du Gegenwart …
Dazu mein klopfendes Herz … solange ich will …

 

Hass?

Hass? Ihn hassen? … Um nichts auf der Erde!!
Zu groß, viel zu groß, für den Hass war meine Liebe!
Zu groß, zu groß, als dass sie nicht bliebe.
Nun Hass? Maria bewahre, dass es so werde!!

Ein Leid ohne Hass … hab ich mich belogen?
Halbherzig vor dir die Wahrheit verbogen?
All die Saudade hat mich betrogen!?
Das Heilige Land in der Hand … und zu leicht gewogen??

Ach! Niemals wieder zarte Amme, ist mehr als genug!
Nie wieder gelehrige Geliebte, ohne Lug und Betrug!
Einzig Augen für ihn, anbetend und weit! …

Oh!  Saudade! Von Hass nirgends ein Schimmer!
Er irrt durch das Leben … durch Irrlichtgeflimmer!!
Ich sehne und hoffe … und liebe für alle Zeit!! …

 

Abschied

Adios, schöne Jugend, lass mich ein letztes Mal die Stimme erheben:
Nie gelang es mir aus dem Kloster der Trauer hinauszugelangen,
Die Tage trist und schweigend die Nächte … dort hieltest du mich gefangen …
Die Augen gesenkt … die suchenden Hände erhoben zum Segen …
Von draußen lockte der Mond, wie Satan, der Gott der Versuchung! 
Dort draußen musste das Vollkommene sein, das Himmelreich pur …
Kuss um Kuss um Kuss betört dort den Menschen die ganze Natur …
Bis in meine Zelle drang manchmal der Schein … wie Gottes Verfluchung! ...
„So schließe nun fest deine Augen! So gut, dass du von allem nichts siehst!
Erblasse sodann und ergib dich! Vergebens, dass du jetzt fliehst!
Umarme dein Kreuz, erflehe Erbarmen von des Gekreuzigten Güte!
Eiskalt ist das Tuch, in das ich dich nun einhüllen werde!
Doch nimm zuvor in den Mund etwas Asche und Erde …
Lass die Jugend zurück, stolz,ewige Macht und ewige Blüte!“
 

Das Leben

Wie eitel sind Liebe, der Hass, Pietäten;
All die flüchtigen Sentimentalitäten! …
Behüte die große Liebe wie ein kleines Kind …
Es ist als tätest du Parfüm in den Wind!

Alles läuft auf „Don Quixote“ hinaus,
Höchlichst vergnügt lacht der Folterer uns aus.
Dies Lachen ist uns die glühende Zange,
Wenn auch getarnt als Kuss auf die Wange!

All die wunderschönen Illusionen: zerbrechen.
Tot!! Und noch warm dem Vergessen gegeben! …
Doch wo bleibt der Engel, dies Sterben zu rächen!?

Wir hängen am Leben … obwohl wir dies wissen;
So lass es uns lieben, Geliebter … Das Leben! …
Wir wollen das Schöne, das Leben nicht missen.

 

 

Die rubinrote Zeit

Die dunklen Stunden, schwer vom Schweigen,
Machen für glühende Küsse empfänglich,
Die Wollust ist ewig und unvergänglich …
Wie traurig die Jungfern, die da auf uns zeigen …

Dich Mond bemuhen die struppigen Rinder …
O Vollmond!! … die Sterne spielen völlig verrückt!
Und unsere Küsse zerbeißen entzückt
Dein Silber in Stücke wie kleine Kinder …

Meine Lippen sind wild wie Winterwinde …
Meine Küsse sind rein wie die ewige Sünde  …
Umhüll uns mit Mondschein aus feiner Seide …

Alles ist Rätsel, und alles gewusst …
Und um uns die Nacht beschützt unsere Lust! …
O Dichter, umarm‘ mich, damit ich nicht leide!! …

 

Die Zarte

Nimm nur an, dein Kopf schmerzt mal,
Voll mit Hirngespinsten, riesengroß …
Leg ihn in der Mutter Schoß,
Dieser Heilerin der Qual.

Immer kannst du auf sie zählen,
Immer weißt sie dir das Rechte,
Tröstet über all das Schlechte,
Sorgen die die Seele quälen.

Du findest Frieden auf ihr’n Knien …
Und die faltigen Finger ziehen
Durch dein Haar wie Noahs Taube …

Immer hütet dich ihr Glaube
Dass ein Engel bei dir ist …
Gott schütze dich, dass du vergisst! …

Prinzessin Tränenblind

Mein Herz heißt Tränenblind,
Wie es der Dichter einstmals nannte,
Voller Lust … die dann verbrannte,
Wie die schrecklichen Schluchzer im traurigen Wind.

Es ist nackt und fragil, wie Träume sind …
Wie dessen Gebet, den der Engel erkannte …
Lebhaft … wie des Todes Verwandte …
Mein Herz ist tränenblind.

So lass mich jetzt die Nacht durchstreifen,
Nach dem milden Mondlicht greifen …
Sag mir, mein Herz, lag es an mir??

O Mond, öffne dem Herz deine Ohren!
Es ist verletzt, im eisigen Jetzt erfroren …
Das Ende für mich … ist heut‘ deine Tür …

 

 

Schatten

Die Schatten unter den Augen werden wohl bleiben,
Der klare Blick fängt an zu vergehen,
Wie Teiche sich trüben, wenn Winde nicht wehen,
Wo reglos lila Blüten treiben …

Die Finger schmal, wie Amors Pfeile,
Kein Lufthauch bewegt diese Nacht ohne Sterne,
Das Nocturno Chopins … Gelächter von ferne …
Trist träumen die Dichter … Zeile für Zeile …

Küsse … zart wie die erste Liebe …
Ach, halt mir die Zeit … ich wünschte sie bliebe…
Diese Zeit ist für mich und ich für die Zeit! …

Schwere Asche der Toten … Leichtes Licht des Lebens!
Ich gehe mit dir im Schatten des Lebens …
Und ahne, der Weg bis zur Kurve … ist weit …

 

 

 

Das Fenster in Belém

Meer!! Wellen zerbrechen als wären sie Wind
Mit einem schluchzenden Klatschen und Schrein …
Die Möwen schweben fleckenlos rein …
Weiß wie der Schnee … wie klug sie doch sind!

Sonne!! Mein Gruß, die du mir die Flügel ersetzt! …
Wellenbrecher!! … Niemand, der das Brechen zählt,
Das so sanft mich täglich quält …
Bitte bete für mich … mein Herz ist verletzt! …

Wie die Verse Samains betört mich die Ferne …
Wie hell ist die Nacht im Wintermondlicht! …
Wie stark das Leuchten der Fliederweißsterne! …

Amor!! Schwarz ist all deine Melancholie …
Ich bin wie die Welle, die an ihr zerbricht …
Beschütze mein Herz … und kränke es nie! …

 

Reisezeit …

Ich fühle mich schlecht, weder fit, noch top,
So wie ein Hund, ohne Herrchen und Schmuser …
Mehr struppig verlaust, als gut im Job …
Ich reise dahin, auf der Via da Loser!

Ein ewiger Jude, der keinem was tut!
Das klagende Herz, der Stich in die Seite …
Ein Herz ohne Liebe … wofür ist es gut?!
Jede Woge betrügt … auf dem Meer einer Pleite!

All diese Tragik schnürt mir meine Brust! …
Wieviele Illusionen … vom Winde verweht!
Wieviele Träume … was blieb, ist der Frust!!

Gott! Wird diese Tristesse nie jemals enden?
Ich flehe um Feuer! … Um Flügel! … Wenn’s geht …
Gott! Nimm mir mein Leid und lass es bewenden! …

 

Sonnenuntergang

Spät! … „Ave Maria, der Herr ist mit dir…“ …
Dann schlucken die Glocken die flehende Weise …
Im Westen verliert sich Auroras Reise …
Ihr Flügelschlag trennt den Himmel vor mir!

Die Stunde bekommt den Ton deiner Augen …
Die Stunde beschwört das heilige Einst …
Sie gibt dir recht … was immer du meinst,
Die Träume sind groß, dass sie für uns taugen!

Jetzt bricht die Zeit der Gedanken an,
Die Zeit in der der Mensch Platz nehmen kann
Einzig um sich in die Nacht einzuhüllen …

Die Verben vermurmeln sich endlich und schweigen …
Dein Mund beginnt, sich feurig zu zeigen …
Bestürmt meinen Mund … um die Nacht zu enthüllen …

 

Euphorie

Salute! … Mein Leben! … Ich werd‘ dich vermissen!
Mit all deinen Farben, die täglich mich wecken,
Dass meine Arme sich himmelwärts recken …
Und deinen Mund!! … so gierig nach Küssen!

Die Flammen des Lebens züngeln und tanzen …
Die Flügel der Engel … wie machtvoll ihr Schweben …
Und ferne die Sterne, die rätselvoll leben …
O Gloria! … O Dank! Dir Schöpfer des Ganzen!!

Unbegreifliches Wunder … erfrischend wie Tau!
Wie Seen sehn die Augen das Dasein in blau …
Deine Küsse sind heidnisch … und ungezählt! …

Das Herz auf der Zunge ... ins Fettnäpfchen treten!
Lebenskünstler, Vagabunden … Poeten:
Ich bin euersgleichen! Vom Leben erwählt!! …

 

Blühender Park Wiener Berg

Tanze mein Herz! Wer sollte dich zähmen!?
Jauchz Übermut! Wo ich auch bin …  er ist schon da!
Lodernd leuchtet die Heide von Erika …
Die brennenden Blicke löscht mir ihr Tränen!

Weiten!! … Die Flügel breiten! … Ihr Beben, ihr Schlagen …
Werden sie tragen? Mich? Ich trau mich zu raunen:
Magie! … Magie!! … Flaneure, die staunen:
Verstört!! … Hört, hört, wie sie Warnungen wagen …

Schon packt mich die Furcht, was wenn ich stürze? …
Und sehe mich schon mit Leichentuchschürze …
Nein!! Die will ich nicht sein!! Die heilige Saudade! …

Die Heide brennt … mit heidnischer Wut:
Nach Bienen und Sommer … O göttliche Glut!!
Die Heide brennt, es knistern Pfade … Nun grade!!

 

Verkehrte Verse voller Verzweiflung

Die Welt ist geschnitzt aus Nussknackerholz!
Niemand hat Flügel wie ich! Mein Gott!!
Worauf warte ich hier zwischen Pöbel und Spott,
In einem Turm aus Hochmut und Stolz?

Mein Königreich fern und unbewohnt!?
Warum bleibst Du stumm, während ich weine?!
Bin ich jetzt Fürstin … für mich ganz alleine!?
Wofür hast Du mich mit  dieser Gabe belohnt?

Die Welt? Wo ist die Welt, die mich liebt?
- Ist Lethe der Fluss, aus dem man Goldkörner siebt? …
Das Gold Deiner Küsse … verehrt und verständlich?

Verzückung … die Träume … die Leidenschaft …
- All dies verdanke ich Deiner Kraft!
Das Ende des Weltalls … letztendlich …unendlich …

Rustikal

Wenn die Mägde den Dorfrand erreichen
Um für das Vieh für den Winter zu mähen
Sieht man sie erst zum Einsiedler gehen:
Denn er segnet jeden, die Armen und Reichen.

Sein Kleid aus Kattun, wie Flieder so weiß,
Trägt den Duft von Lavendel und Thymian.
Mit heilendem Blick sieht er die Leidenden an,
Bescheiden bittet er Gott um den goldenen Mais.

Die Mägde sind klar wie der Quell der Zisterne,
Sie vertrauen dem Hier und dem Himmel der Sterne,
Dem heutigen Tag und dem „Jüngsten Gericht“.

O Herr, schenk‘ uns Liebe, schenk‘ ihnen davon,
Setze statt meiner sie auf den Thron,
Bewahre die Anmut auf ihrem Alltagsgesicht.

 

 

Real

Der Morgen glüht während sich unsere Blicke vereinen,
Trillernd verlässt meine Stimme das wärmende Nest …
Verwandelt zum Kuss der sich auf dir niederlässt …
Kühl und erfrischend wie Tücher aus Leinen!

Deine Liebe macht trunken wie die Weine
An der Plaza de las Tendillas in Cordoba …
Und mein sommernachtwarmes Haar
Bedeckt deine Blöße wie von alleine …

Meine Lider färbte die Nacht violett …
Die Augen moosgrün … und ich bin brünett…
Ich bin wie Verbena … mach dass ich erblühe!! …

Mein Leben, mein Leben, komm wieder zu mir!!
Mein Dasein ist Wüste! … Es dürstet nach Dir!! …
Dies alles, Geliebter, verspricht mir die Frühe! …

 

 

Die Gaben der Feen

Ich trage dich auf meinen Händen
Aus dem Dunkel ins Helle, mein Herz!
Ich salbe die Wunden, dein Leid zu beenden,
So heile ich dich … und den eigenen Schmerz.

Meine Flügel zähmen die Wogen,
Über Sorrent flieg ich nach Wien,
Sieh meine Augen: feucht und tiefgrün,
Wie Tropfen aus Glas vom Seewind gewogen …

Ich bewirke für dich, dass die Uhren ausruh‘n,
Dass der Nachmittag zögert, das Licht fortzutragen,
Dass der Frühling erstrahlt in zeitlosen Tagen…

Mach du nun, nur mir, die Welt wie Götter es tun!
Ich bin der Geist unsrer Saudade,
Die Ära des Einst, Prinzessin der Gabe …

 

 

Das plötzliche Sterben

O nein, ich fürchte mich nicht, vor dem letzten Moment,
Wie die Winterschläfer zufrieden eindösen …
Doch ohne Erwachen, selbst wenn die Sonne schon brennt …
So ist halt der Pakt, man muss ihn einlösen.

Wie die Täubchen: sie senken den Kopf, sie zucken die Flügel,
Als wollen sie gurrend ins Jenseits einfliegen …
Stolz, voller Mut … in eine Welt ohne Zügel …
Doch dann gibt man nach, die Lust fehlt zum Siegen.

Was wird mich erwarten? Erwarten? … Das Leuchten des Lichts?
- Gott? Die andere Welt? Das ewige Nichts?
Das letzte Gericht? … Ein Sarg im Spital??

Und was wird das kosten? Braucht man dort Geld?!
- Wenn man denn stirbt, stirbt auch die Welt!
Und mit ihr die Hoffnung … wie voriges Mal! …

 

Ich

Niemand versteht mich, was immer ich sage.
Ich häng nicht am Alten, mich kümmern nicht Moden,
Ich geh nicht in Seide … mich hüllt nicht der Loden!
Klar wie das Wasser … bin ich wie die Tage.

Ich belauere niemand … und seh doch das Spiel …
Man praktiziert Schweigen … so laut, bis ich’s höre …
Meine Blicke zu fangen, lockt sie die Chimäre …
Doch Gedanken spazieren … wer kennt schon ihr Ziel?!

Du suchst den Sinn? – Aus welchem Grund?! …
Was immer ich gebe, es ist schon gegeben …
Mit den Sätzen der andern stopft man mir den Mund!! …

Schal und banal! … Zum Übergeben! …
Zäh sind die Worte … sie glühen … und kleben
Und brennen zu Asche mein eigenes Leben!! …


 

Zwischen den Feldern

Mein einzig Geliebter! Mein Freund! Mein Begleiter!
Umarme das Leben … mit mir ganz alleine!
Wie weit wir auch gehen, die Felder geh’n weiter …
Umarme sogleich, allegro und forte: die Deine!!

Umgarne mich zärtlich und stark bis zum Ende …
Betaste den Alabaster der Haut …
Spüre wie sanft auf dir meine Hände …
Und niemand ist da der den Wolken nachschaut! …

Lass uns das Gelb der Stille erlernen …
Bewundern den Mohn zwischen den Ähren …
Das klare Blau in den Zisternen …

Und kehren wir heim … aus den endlosen Fluren…
Hin zu den Wegen, die den Rückweg verwehren …
Sieht man nichts außer Sternen und unsre Konturen! …

Wenn du mich so von der Seite ansiehst...

Wenn du mich so ansiehst, wie gestern in Döbling …
Mit diesem Blick ... wie Nachmittage die niemals enden …
Obwohl die Nacht bereits lockt, keck wie der Sperling …
Das ist diese Stunde … da bin ich das Wachs in deinen Händen …

Dann fängt mich all das: deine Haut … dein Odem … dein Duft …
Dein sinnlicher Mund … der köstliche Klang deiner Schritte…
Dein Lachen … was immer ich atme: du bist in der Luft!  …
Deine zärtlichen Küsse … Das alles ist Geben, das alles ist Bitte!! …

O, wenn du mich ansiehst … mich treibst an den Rand …
Süßer als Krapfen … zarter als jeder Schwedenschaumkuss …
Du bringst mich zum Jubeln! … Raubst meinen Verstand!!

Heut früh sticht die Sonne mit Nadeln nach mir …
Und mein Blick wird trüb vor Verdruss …
Allein meine Arme, die strecken und recken und suchen nach dir! …

 

Abend

Der Tag glüht sanft mit letzter Glut …
Den Horizont färbt schon das Elfenpurpur …
Im Bett des Flusses döst des Himmels Azur
Zwischen funkelnden Wellen voll Übermut.

Mein Hermelin hüllt uns am Strand …
Die Gedanken eilen zum Meer …
Die Blicke träumen sich hinterher …
Blicke der Sehnsucht vom Zwielicht gebannt.

Im Grenzzaun der Nacht eine spaltbreite Tür …
Der Himmel verblüht wie zartrosa Rosen …
Durch die Tür des Apoll, nur der Duft bleibt bei mir…

Und mein Herz klopft wild bei jeder Berührung
Von diesen Händen wie sie wohl Elfen verlosen …
Voller Zauber … und voller Verführung!! …

 

 

Meine Gaben

Den Göttern gefiel es, mir Erleuchtung zu schenken,
Gleich den Kristallen, die ebenso leuchten, wie von allein.
Den Göttern gefällt es, meine Schritte zu lenken …
Heute schein‘ ich im Himmel zu sein!

Den Göttern gefiel es, Ambrosia … zu schaffen
Einzig für mich, wie die Liebe, ewig und eminent …
Wie einstmals den Ritter mit magischen Waffen,
Der weder Tod noch Hindernis kennt …

Den Göttern gefiel es, dich zu erschaffen … mein Leben!
- Wozu?! ... Sie schlugen zugleich meine Arme ans Holz!
Welch ein Hohn sind die Küsse, die sie mir geben!! …

O, komm!! … Wohin? … Wo werd‘ ich schon sein?! …
In einem Schloss hinter den Dornen aus Stolz!!
O Eile! Eile!! Mich vom Kreuz zu befrei‘n …

 

 

Geheimnis

Du bist mir das Gold das Frau Neve ausgießt:
Mein Ein und Alles… Doch niemand versteht!
Mich birgt ein Schloss, das nur einer aufschließt …
Du hast den Schlüssel, sei der Prinz der ihn dreht!!

Tritt  ein zu mir, um mich zu begreifen …
Schon jetzt bin ich dein … ohne Anfang und Enden! …
Wenn einen die Federn des Engels streifen,
Wer könnte da seine Sinne abwenden?!

Schon färbt das Erröten das blasse Gesicht …
Schon durchbeben einen göttliche Schauer …
O Liebster, mein Liebster, mein jüngstes Gericht!!

Ich bin nicht aus Glas, nicht fragil wie Mimosen!
Umarme mich fest! Warte nicht bis zur Trauer …
Wenn mein Herz niemand begehrt … als die Rosen …

 

Seht meine Hände! …

Meine Hände, gläsern und dünn,
Weiß wie am Morgen das Neuschneegeflimmer,
Ätherisch ihr blassrosa Schimmer …
Im Schoß der verbannten Infantin.

Wie von Puppen, von Feen, und ähnlichen Wesen,
Kläglich, mit Salbe und Seide kaschiert …
Sterbende Jungfrau, vom Zwielicht halbiert …
Zu spät – Zu spät? - um noch zu genesen …

Mager und bleich … zu schwach für jede Last! …
Meine Hände - wie ich - weil du mich verstoßen hast!! …
Alles ist Jammer … zu schweres Gewicht!

Was soll ich tun – Ihr Götter! – dass er mir verzeiht?!
Hier seht meine Hände! … Ist er bereit?
… Wird er es mir sagen? … Was sagt sein Gesicht??
 

 

Spätnachmittag

Der Abend zieht auf, um sein Licht auszugießen …
Meine Seele kniet nieder in stummer Andacht.
Der Mond verkündet das Nahen der Nacht.
Der Nachmittagskrug bricht, lässt den Regen ausfließen …

Wer zählt all die Perlen die am Fenster ‘rabfließen …
Mit Murren wird nun der Bruch weggebracht …
Mein Feldblumenstrauß, den du mir gemacht! …
Lass mich die brennenden Augen schließen …

Der Rauch des Tabaks füllt unsere Hütte …
Idyllisch und sorglos  ist unsere Mitte …
Längst haben die Mädchen die Kühe gemolken …

Friedliche Stille … die Nacht naht rasch auf trauter Spur …
Verzückung … Ekstase … wilde Natur!
Die Farben der  Wildnis färben die Wolken …

 

 

Einst

Einst gingen die Menschen zu Fuß durch das Reich,
Einst sah die Infantin vom Fenster auf dieses Treiben,
Aus ihrem Palast … an Pracht kaum zu beschreiben! …
Zart war ihre Hand, wie Marmor so bleich …

Einst besangen sie Dichter mit Schwermut und Reim …
Jeder einzelne Vers fest wie ein Kastell …
Einst entdeckte man Indien, aber so schnell
Kam niemand zurück … kam nie wieder heim!!

Brünette Entdecker, mit edlem Profil,
Augen so grün … fern wie das Exil …
Einst lockten Sirenen die Schiffe gen Osten …

Dies alles … nur Nebel … und Nebel vergeht …
Ach, denk‘ ich an einst … verweht …  Verweht!! …
Ich lebe im Heute‘ … auf verlorenem Posten! …

 

Unsere Wohnung

Wart‘ einen Moment … die Augen lass‘ zu!
Ich werd‘ sie beschreiben, so siehst du sie …
Sie duftet … von Blumen … und Poesie …
Der Geist meiner Wünsche erschafft sie im Nu!!

Warm, mein Geliebter, ist unser Nest!
Die Welt? … wird uns womöglich vermissen,
Überwintern wir dort, bedeckt nur mit Küssen …
So süß, so keusch, so zärtlich … und fest! …

Mein Traum: zwei Liebende, die sonst nichts sehen …
Die, Hand in Hand, diesen Fußpfad begehen,
Durch Wiener Wiesen zum Lusitanischen Garten …

Und, inmitten von Sehnsucht und Illusion,
Erwartet sie uns!! … Siehst du sie schon?
Dann öffne die Augen, und lass sie nicht warten …

 

Die Bettlerin

So ist mein Leben: kein Einst, kein Es werde!
Ein Leben, bettelnd im Dasein verbracht,
Über mir Sterne, und die Kälte der Nacht.
Kalt ist der Weg … auf dieser Erde!!   

Den lumpigen Umhang gab mir der Tag!
Wer stiehlt schon den Umhang, wer nimmt meine Blätter?!
Wer widersetzt sich gar dem stürmischen Wetter
Das einst mein liebendes Herz verbarg?!

Unstet ziehe ich bettelnd … um Liebe!! … nicht Geld …
Doch niemand bemerkt es … auf dieser riesigen Welt …
Niemand sieht nach dem Wurm, kriechend im Staub! …

Ach, wäre ich doch wie der Schakal!! …
Jaulend und heiser schrie ich meine Qual …
Einsam … verlassen … verborgen im Laub! …

 

Verzweifelt …

Wieviele  Frauen kanntest du vor mir bereits …
Wieviele Schatten! Doch was liegt schon daran?
So viele seh ich im Traume dir nah’n …
Doch du sagst: nur zwei … und die ohne Reiz!? …

Giftblau schießen die Zweifel ins Kraut,
Der Efeu verwelkt an der Pforte zu dir …
Die Eifersucht treibt Blüten in mir! …
Wieviele noch kommen? … Ich bin doch die Braut!!?

Werd ich wie am Morgen: verblassender Stern? …
So nimm mich! Und küss mich! Ich halt alle fern!!
Und lass unser Heute die Ewigkeit sein!!

Alles Gute ist drei!! Meide die Vier!!
Halte mich fest, dass ich die Zweifel verlier!
Denn gehst du einst fort, bleib ich für immer allein …

 

Zwischen Brücken

Aufgelöst in meinem Glas voller Sturm
Beleuchtet die Landschaft all unser Hiersein!
Im Morgen funkelt der gläserne Turm! …
Für uns, für uns, für uns ganz allein! …

Zärtlich berühren mich deine Hände,
Meinen Körper wie Wachs dem Licht zuzubiegen …
Ich bin wie der Wein am Nachmittagsende
Voller Sonne, Duft und Daseinsvergnügen!

Schließe die Augen, nur dir will ich zeigen:
Mein glückliches Herz, voller Leid, voller Schweigen!
- Bei jeder Liebe ist Wehmut dabei! …

Blau leuchtet nah aus Emaile der Fluss …
Dein Mund entflammt mich mit jedem Kuss …
Der Glasturm steht stumm … Vom Himmel ein Schrei …

 

 

Fado

Wenn der Sommer geht, weinen die Seen,
Die Windchen verschwinden mit sanftem Wehen,
Die Ahnungen ahnen, bald Kaltes zu sehen,
Die Zweifel sehen Dämonen entstehen …

Die Tür fiel ins Schloss, du sahst dich nicht um …
Überall liegt Vergess‘nes herum …
Ich ahnte dein Fortgehen, doch Schrecken macht stumm …
Du lässt mich allein … Ich frag‘ dich: Warum?!

Alles muss gehen … Manchmal muss man weinen …
Sanft wie Laternen, die in Vororten scheinen...
Leis wie der Wind, der die Nässe fortweht …

Nun kommt der Herbst, und mit ihm der Frost,
Vielleicht kommst du wieder, vielleicht auch nur Post …
Ich sehe zur Uhr, wie sie läuft … bis sie steht …

 

 

Herbst

Die Seen sind dunkel, wie auf Verliesen,
Der Herbst hat ihnen Spitze gebracht,
Spitze geklöppelt aus Fäden der Nacht …
- Der Nebel bedeckt die einsamen Wiesen …

Die Blätter wispern die herbstliche Losung …
Der Boden verliert sein schützendes Dach,
Sein Tag wird kürzer, sein Licht wird schwach …
Sein Segen ist mir wie eine Liebkosung …

Das Kleid des Herbstes schmückt jeden Ast,
Mit Gold, Purpur, Gold und Damast!
- Die Gewänder der Erde, welch kostbares Bild!

Der Spätherbst am Abend gebietet zu schweigen,
Die Pracht seiner lustvollen Nächte zu zeigen …
Ich schluchze und lache vor Liebe wie wild! …

 

Dichter sein

Der Dichter ist der der das Leben annimmt!!
Fühlen, wissen … wie mit wilden Bissen küssen!
Will alles geben und alles vermissen!
Der Dichter ist König … zum Bettler bestimmt!

Mit tausend Bitten sieht er empor,
Doch niemand ahnt, wonach er sich sehnt …
Ihn leitet ein Stern … den er nie erwähnt …
Der Dichter hat Schwingen wie der Condor!

Der Dichter will wissen … was immer es sei!
Geschmückt mit der Kappe der goldenen Tage …
Ist ihm die Welt ein einziger Schrei!

Der Dichter sieht Nächte, von Engeln erhellt …
Die Herzen, den Geist … die ewige Frage! …
… Um Zeugnis zu geben vor aller Welt!

 

Der Tag erwacht

Die Nacht verblasst. Der Tag erwacht …
Ich lausche dem Murmeln, vom Morgen besonnt …
Die Häuser öffnen die Augen, der Horizont
Leuchtet wie Tulpen, die das Dasein anlacht.

Das Schwatzen der Schwalben lässt  die Stunde erbeben
Der Morgenmesse, kaum dass die Sonne aufsteigt.
Und die Hähne krähen was das Schicksal verschweigt,
Aus voller Brust: Es lebe das Leben!!

Schritte verklingen … ein Schemen verschwimmt …
Wie Pulcinella, der den Verräter mitnimmt …
Genug, lass das Schweigen, lasse uns sprechen! …

Doch das Mondlicht verblasst, erschöpft und entsetzt …
Meine Hoffnung vergilbt … verschlissen, zerfetzt …
Ich bleicher Pierrot … Was ist mein Verbrechen?! …

 

Jugend

Die Jugend!! Alles ist neu, glänzt … unbekannt …
Feurig und stürmisch macht uns ihr Tosen! …
Sie sieht in der Distel Blüten von Rosen,
Der Regentropfen ist ihr Diamant;

Mich lässt sie irren und vagabundieren …
Ist mein jüdischer Sinn … ist ewiges Kind …
Ist zausender, treibender Wirbelwind!
- Bitter die Scham nur … beim Triumphieren!

Mein Blut berauscht mich … wie scharfe Gerichte.
- Hoch lodern die Flammen meiner Gedichte …
Nur für dich erblühen die Lippen wie Mohn!

Der Irrsinn umarmt mich, in Freude und Schmerz …
O mein Geliebter! … Mein argloses Herz
Verloren im Leben … dem mächtigen Strom …

 

Lieben!

Das Lieben, das Lieben, das Lieben … pour toute la vie!
Lieben allein um zu lieben:  hier und jetzt und immer …
Alles veredelt ihr herrlicher Schimmer …
Lieben! Lieben! Lieben! Niemand liebt nie

Was war? Nachtragen? Vergessen? Dahin! …
Halten oder lassen? Gut oder schlecht?
Ich kann immer nur lieben, dies ist mein Recht,
Einzig das Leben kennt seinen Sinn!

Begrüße voll Liebe den Frühling in dir:
Mit Singen, mit Farben, mit Veilchen als Zier …
Die Götter gaben die Gabe dafür!

Dann kommt der Tag, da sind wir Staub, sonst Nichts,
Die Nacht nach den Tagen des heiteren Lichts …
Dies lasst mich vergessen … das Lieben lasst mir! …

 

Heimweh

In das Land der Legenden möchte ich schnell,
Meine brokatenen Kleider ablegen,
All die Juwelen, die Feen umhegen,
Wie die Rosen der Rainha Santa Isabel!

Zu den Opalen, groß … wie ich beinah bin! …
Komme, o Engel, nimm mich an die Hand,
Und führe mich schnell in dieses Land! …
Dies ist mein Reich … und ich die Infantin!

O du mein Reich aus Traum und Erwecken,
Weg will ich von ihr, der Schimäre der Schrecken!! …
Doch niemand weiß das Geringste von dir!

Wieder dorthin!! … Wie gut wir es hatten!! …
Hier nichts als Schatten von Schatten von Schatten …
Zwischen all diesen Schatten such ich nach mir!

Ambition …

Selbst jene, die mich kaum kennen, beschwören,
Flüchtige Bekannte, leisten Eide darauf:
Nichts ist unmöglich, nie gebe ich auf!
Wenn sie es nur will! … kann man stets hören …

Was immer ich will, das ist auch geworden …
Dank Krallen, Griff und Condor Schwingen …
- Die Welt ist voll Panther die das Wild umbringen
Wegen nichts … nur der Freude am Morden!

Die Leidenschaft ist’s, die meine Seele verbrennt …
Und doch steh‘ ich fest wie ein Grabmonument …
- Einsam und kalt wie ein Schafott!

Verliebt in diesen Mann? … Einzig deswegen??!
Die Erde ist voll … von Männern und Regen!
- Ein Mann?!! … Wenn ich liebe, dann ist er ein Gott!! …

 

Gekreuzigt

Eine Freundin … Vertraute … das ist’s was ich suche!
Jeder Himmel hat Sterne … jedes Göttergeschlecht …
Doch jeder der liebt hat darauf ein Recht!
O, wie ich dies Betteln um Liebe verfluche.

Eine Freundin … Schwester … liebende Frau! …
- Was immer er hört, meine Worte sind wärmer,
Meine Verse sind sein, mein Leid macht mich ärmer …
Der ich nach schlaflosen Nächten mich anvertrau‘! …

Gekreuzigt, die Arme gespreizt wie zur Bitte,
Hör ich erstarrend den Klang seiner Schritte …
Er kam zur Visite … verschwieg den Befund! …

Und später dann … Ach! Der Schmerz warf mich nieder …
Und dann immer wieder, wieder und wieder …
Auch heut muss ich leiden … aus anderem Grund!

 

Warten …

Nie werde ich diesen Abschied vergessen, o Freundin, mein Schatten!
Der Abend dämpfte behutsam den Klang deiner Schritte …
Dein Parfüm Amour Perdu durchwehte die nächtliche Mitte …
Deine Umarmung, so arglos und rein, in all der Zeit die wir hatten …

Dunkel … du treue Gefährtin geheimer Gedanken,
Die, ebenso scheu wie brutal, wie Wildkatzen sind,
Dieser Tag ist auf ewig unser gemeinsames Kind …
Dieser Tag wie ein endloser Weg, ohne Ziel, ohne Schranken …

Allein deine Liebe ist dunkel wie die Seen der Sagen
Mit all ihren Wellen, die lachen und lauschen, doch niemanden fragen …
All dem Singen der Nixen in zeitloser Tiefe …

Warten … und warten … O, du, meine treue Gefährtin …
Jedes Sehen ins Ferne verfinstert den Sinn …
Immer nur warten … Schweigen! … Vergebens! … Wonach auch immer ich riefe! …

 

Befragung

All dieses Foltern und Martern: verschwendete Zeiten,
Dein Verhör, dein Bohren im Schweigen ist mir wie Gesang,
Dies Strafen mit wütenden Schreien nichts als heiserer Klang
Von Irren die mit klapprigen Kleppern meine Festung anreiten.

Das Blühen der Heide ist ewig, gib auf, bevor du es zählst,
Seelenverwandt liegt auch sie … wie ein leuchtendes Meer,
Bedenk, wo du bist … frag dich: wo kommst wohl du her …
Bevor du dich steigerst … und mich weiterhin quälst!

All die Visionen von diesen schönen neuen Welten …
Klingen bereits nach Schreien und Weinen und Schelten …
Überall Eisen die glühen, um zum Reden zu bringen!

Werden diese Hände, mich zur Folter ausstrecken?
Wird mein pulsierendes Blut diese Hände beflecken …
Wird mein Flehen um Wasser zu deinen Ohren vordringen?!

 

 

Wollust

Mit der himmlischen Schamlosigkeit der Jugend,
Mit dieser heidnischen Ekstase bezwingt man das Glück,
Mit diesem vibrierenden Brausen drängt man das Dunkel zurück …
So gib dich und nimm meinen Leib und pfeif auf die Tugend!

Der Schatten zwischen Keuschheit und Versuchung …
Diese Wolke über dem Dasein lässt der Sturm Vergangenheit sein …
- Mein Körper! Er wird dich berauschen wie kräftiger Wein:
Meine Küsse der Wollust, des Lasters, der heißen Verfluchung!

So komm, dem Trank aus schamroten Dahlien des Schoßes entgegenzueilen…
Die Finger der Sonne werden dich glühend umklammern,
Wenn du mich stichst … und triffst … wie mit göttlichen Pfeilen!

O nimm diesen Leib der sündigen Arabesken ewig und ganz!
Ström' in mich, vergiss dich, lass mich wollüstig jammern,
Wie die göttlichen Katzen … in ihrem wollüstigen Tanz …

 

Umsonst …

Geliebter, nichts ist umsonst, niemand ist nichts:
Hör nur die Meere, wie sie ewiglich weinen,
Ob der Muscheln am Strand klagen und greinen …
Nichts?… Selbst die Schatten bedürfen des Lichts!

Ich laufe zu dir durch den bösesten Sturm,
Und trage mit diesen Händen Diamanten für dich …
Doch du sahst mich an, als kreuzigst du mich …
Ich glühe vor Liebe … wie kalt ist dein Turm!

Niemals siehst du begehrend zu mir,
Dass ich mich dir gebe … Hier sieh meinen Mund,
Dieser Mund verzehrt sich nach Küssen von dir!

Wie der Wanderer den Durst nur mühsam ertrug
So ersehn ich mir Flügel wie ein klagender Hund
Dass du mich umarmst für den ewigen Flug …

Immer höher …

Noch höher, jawohl! Noch höher, noch weiter
In jenem Traum, in dem die Leiden des Lebens leben,
Weit weg von hier! Dorthin wo die Götter Ewigkeit geben …
Wo einen niemand findet! Noch höher! Noch weiter …

Hier unten beachtet uns niemand, egal was man machte!
Man ist stolz, man ist der Adler, der noch höher steigt,
Dorthin, wo sich ihm die Götterwelt zeigt …
O, die ihr dies träumt: wie ich euch verachte!!

Noch höher, ja! Für immer! … Zum Mindesten täglich!
Alleen des Hochmuts durchschneiden die Zeiten,
Beleuchtet von Fackeln des Nichts-ist-unmöglich!

Also höher! Immer noch höher! Bis ins ewige Grau …
Hier aber lässt mich das Leben die Arme ausbreiten …
Die göttlichen Arme einer irdischen Frau!

 

Nerven aus Gold

Meine Nerven, läutende winzige Glocken,
Spielen für mich diese seltsame Sinfonie,
Melodien der Wollust, des Leidens, der Euphorie,
Welche mir Lachen und Tränen entlocken!

Kaum hat mein Körper ihr Zittern vernommen,
Dieses Glockengeläut wie in Jahrmarkträumen,
Da wirbelt, und singt es in allen Räumen …
Heiß ich die edlen Künste willkommen!

Das Herz, dieses fürstliche Gabe, diese Göttermimose,
Ist offen und mit jedem verwandt, wie auf meiner Hand
Diese sich öffnende purpurne Rose!

Und drinnen in mir schwingt und klingt es höchst kontrovers,
Doch meine seltsamen Nerven haben alle erkannt …
So ist die ganze Welt zu Gast … zuhaus in jedem Vers!

 

Die Stimme der Linde

Heut sagt die Linde zu mir: „Ehrlich und grade
Bin ich das was man sieht: Sieger in Gnade.
Sieh meinen Leib, wie der Wind,  mit sanfter Saudade
Mich zärtlich liebkost, wenn ich ihn einlade …

Der junge Held Frühling, dem die Sonne empfiehl,
Mich mit ihren Strahlen zu fesseln im zärtlichen Spiel,
Begann mich zu schmücken, vor Augen sein Ziel …
Dann zog er weiter … als ihm eine jüngre gefiel …

Einzig der Wind säuselt mir Mozart, wenn ich ihn ersehn‘ …
Mein Herz ist verzweifelt, mir tropfen die Tränen
Wie in den Regen-Sonetten des Dichters Verlaine …

Nicht fern ist die Nacht … im Spätsommerschein,
Da wirst auch du vergebens die Liebe ersehnen …
Verlassen, vergessen, alt und allein …“

 

Sein …

Ach! Könnte ich doch zur Unschuld umkehren,
In das einfache Leben der Arglosigkeit,
Ablegen den Tand eitler Sprunghaftigkeit:
- Die schäbigen Bräuche, die niemanden ehren!

Ach! Ausreißen dies faulige Fleisch voller Fliegen,
Dies schäbige Wissen, verschlagen, bemüht …
Ach! Könnte ich doch … staunend … und unaufgeblüht,
Rein wie ein Kind, von diesem Wege abbiegen!!

Sehnsüchtig sein, wie die Pappel im Frühabendlicht,
Die Zweige schwer … in Gedanken versunken …
Und auf jedem der Blätter steht ein Gedicht! …

Ein aufrechter Baum sein, voller Saft, voller Güte,
Der Sonne entgegen, dem Quell aller Funken …
Auf einer Urne aus Gold die lebende Blüte …

 

?

Wer hieß die Kröte im Blütenbett warten,
In den Rosenblättern am Nachmittagsstrand?
Und wer gab der Schwalbe ihr Nonnengewand?
Seinen köstlichen Duft dem Spätsommergarten?

Wer ziselierte die Sternchen dem schönen Jasmin?
Wer machte die Haare der Königin?
Die Blumen? Wer machte das Meer? Wer meinen Sinn?
Wer ließ mich so kreolisch sein, wie ich kreolisch bin?

Wer machte die Menschen? Die Wölfe, die Bären?
Die heilige Theresa im frommen Verehren?
Die Monströsen? Den Mond und den Schein?

Wer gibt den Geplagten Flügel zum Fliegen?
Wer gab dir die Kraft mich zu besiegen?
- Könnte irgendein Mensch dies von allein?

In Memoriam

                       An meine gestorbene Liebe.

Geehrt ist die Stadt des Assisi, „Il Poverello“,
Heilig, heilig, heilig! Von ihm geht die Sage
Er heiligt die Sonne, die Blumen, die Nächte und Tage …
Sein war die Armut, das kleine Inferno …

Doch arm wie war, war alles ihm schön,
Alles allem verwandt und von Gott angelegt …
Hat er wandernd Umbriens Dasein geprägt,
Hat er im Menschen ein Leuchten geseh‘n!

„Sein Brot war die Sonne, klares Wasser sein Trunk …“
Sagt das einfache Volk! Und mir zur Belehrung,
Wenn ich mich verirrt seh im Leid um mich her,

Von Gier und verlogenen Verrätern gejagt!
- Wir sind Geschwister, was immer man sagt,
Sind Bruder und Schwester und niemand ist mehr!

 

 

Die Bäume von Alentejo

Die Zeit steht still … das Leben kniet ergeben …
Man meint das Feuer der Hölle zu hören …
Die Bäume, verdorrt von der Hitze, empören
Sich flehend zum Himmel, um Wasser … um Regen!

Kaum steigt der Morgen, verbrennt das Leben besonnt,
Das Gold des Ginsters blendet verlassene Straßen,
Grau sind die Bäume, Staub hüllt ihr Verblassen …
Welch tragischer Anblick … bis zum Horizont!

Bäume! Gekrümmt, mit Seelen die jammern,
Seelen wie meine, die sich am Leben festklammern …
Und unerhört wimmern in ihrer Not!

Bäume! Nirgends naht Mitleid! Von nirgendwo Trost:
- Sie auch sind verzweifelt, sterbend vor Durst,
Flehen um Gnade, wie der Arme um Brot!

 

Wer weiß? …

                                                 Meinem Engel.

Du brauchst gute Augen für jemand im Licht!
Und wirst du mich finden bei Finsternis?
Du brauchst auch Verzweiflung, soviel ist gewiss!
Wo immer du bist, Ich verliere dich nicht!!

Wer sieht schon mein Licht, dort oben, fern aller Sorgen,
Wer hebt seinen Blick, nach aller Schuld und Verderben?
Sucht die Seele dann mich … nach irdischem Sterben?
So findet sie Gott! Für ewig geborgen! …

Auf dem Weg nach Damaskus … wohin es mich zieht,
Leiten mich Sterne, die der Blinde nur sieht …
Und das Plätschern der Brunnen, das den Durstigen hält …

Wer weiß den Weg in die zeitlose Zeit …
Ist mein Taumeln im Dunkel schon Aufrichtigkeit …
Erhält uns die Obhut der Engel der Welt?

 

 

Meine Demut

Es  gibt kein Erbarmen trotz aller Qualen,
In dieser Welt, die nie mit Urteilen spart,
Für jene, die lügen, betrügen … in dieser Art …
So lautet ihr Spruch: Wer sündigt, muss zahlen,

Wie die die vom Gipfel des Übermuts sehen …
Der Himmel sieht alles, vergisst kein Gesicht,
Alle sind gleich vor seinem Gericht!
Und Blut an den Händen kommt teuer zu stehen!

Auch ich empfang meine Strafe … Strafe von dir …
Keine Küsse!! Dies Lachen der Sterne …
Oh, strafe mich, strafe … doch vergib mir!! …

Wo bleibst du, mir dein Vergeben zu geben?
Vergibst du mir nicht? Hast mich wieder gerne? …
Es gibt kein Erbarmen! … entgegnet das Leben …

 

Ich bin!

Ich liebe dies Land, wo immer ich bin, wo immer ich ende,
Ich liebe die Berge, mich verzückt jeder Morgen …
Nur hier kann ich träumen, ganz ohne Sorgen …
Hier ruhen die Vögel im Nest meiner Hände …

Ohne Aufwand begrabt mich inmitten der Nester
Aus Kirchenruinen … zwischen Schutt und Verstecken!
Ich bewundre euch Wunder … und ahne die Schrecken!
O klagt nur ihr Wolken um eure Schwester …

Die Donner verebben … in die ewige Ferne …
Die Echos der Welt … ins ferne Unendlich …
Die Echos der Welt … verzaubert in Sterne!

Ich bin! Ich bin!! … Meine Hände greifen
Gierig nach Leben! … Wer ist noch so gierig wie ich?! …
O Hecke voll Dornen … die ihre Rosen nicht streifen!

Pantheismus

Spät,  glühend brennt die Sonne hernieder,
Cineastisch, erotisch, leuchtet der Horizont …
O herrliches Dasein … von Göttern besonnt,
Verspielt und galant, wie anakreontische Lieder!

Ich bin die Luft, das Wasser, die ganze Natur …
Ich bin das Tanzen des Regens um mich her
Dies lebende Nass aus dem Ewigen Meer …
Mein wilder Leib ist die wilde Welt pur!

Eben noch kriechende Fatalistin,
Tanzt und singt jetzt  die Pantheistin,
All mein irdisches Leid für die  himmlischen Spötter …

Ich liebe das Leben, was kommt, was immer ich hab!!
Die einst müde Seele ruht nun friedlich im Grab,
Inmitten gestorbener Götter!

 

Verleugnet wie Christus

Du meine Erde, verleugnete Schöne,
Unter gleißender Sonne, kalkweißem Mondschein,
Geliebte Erde: nie wirst du am Meer sein,
Wo ich dich mit Brot und Tränen verwöhne …

Zärtlich geliebte, du hast keine Flügel …
Keinen Schlaf … kein Kosen, kein eins mit dir sein …
Jeder misstraut dir … niemand ist gerne auf dir allein …
Göttliche Erde … ohne Herr … ohne Zügel!

Du meine Erde, hast mir Geschwister geboren,
Hast mich einst zu meiner Mutter gebracht …
Auf dir war ich jung, gesucht … und verloren!

Klopf … Klopf … Klopf … Niemand öffnet die Tür!
Ich bin arm, nur du bist bei mir, schon naht die Nacht ….
Erde, geliebte … also nimm du mich zu dir!

 

Das junge Mädchen

Ich öffne die Augen und erkenne das Leben:
Unaufhaltsam geht das Schicksal den Weg
Über den Sumpf des Verderbens führt uns sein Steg
So hat uns das Leben in seine Hände gegeben!

Ich danke dem Schicksal, dass sich meiner annimmt,
Das Ziel meines Wanderns ist immer das Helle!
So bitter der Hohn! So giftig die Quelle! …
Ich küsse das Schicksal das Du mir bestimmt!!

Denk nicht weniger an mich, erfreu mich am Sein …
Grab mir mit den Händen mein eigenes Haus,
Und lächle und lege mich dankbar hinein!

Ich liebe die Erde, grab‘ Krume für Krume,
So kann ich hoffen, dass aus mir heraus
Einstmals erblüht für dich eine Blume! …

 

Mea culpa

Ich weiß! Ich weiß! Doch weiß ich was gut ist?
Eine Fata Morgana die niemand vermisst…
Ein Echo … eine Landschaft wo immer sie ist …
Das Gegacker der Hühner … der Hahn auf dem Mist …

Ganz wie das Schicksal: heute so, morgen so!
Woher also wissen? Das Glück ist ein Embryo!…
Ein neues Kleid, zerschnitten nur so …
Und dann zu den Lumpen! Macht das einen froh? …

Oder der Wurm verlangt seinen Stern …
Oder das blutige Wundmal des Herrn …
Ein verstümmeltes Standbild aus Alabaster …

Woher also wissen? Alles ist Fado!
Alles ist Sünde, alles ist unfroh …
In dieser Welt voller Bosheit und Laster …

 

Augen

Deine Augen Geliebter!! Das Dasein entzückt
Sobald mich ihr Blick dem Alltag entrückt! …
Ich geb‘ meine Schätze, dass er mich beglückt:
Meine Wunder von jenseits der Meere geschickt,

Alles, alles! … Meine maurischen Schlösser,
Meine tapferen Ritter, o, niemand kämpft besser …
Die Diamanten, mein Silber, die edlen Rösser,
Die stählernen Schwerter, die goldenen Messer …

Für diese Augen, mein Heute und Hier!
Rätselhaft wie die Griechische Zeit …
Spanische Gärten … Kathedralen der Ewigkeit! …

Sie sind das Gitter im Himmel vor meiner Tür …
Sie sind das Brautbett unserer unmöglichen Ehe …
Sie sind das Grab in dem ich mich sehe! …

 

Ich begehre dein erregtes Begehren,
Mein Kreuzes Ritter im Heiligen Land!
Du ordnest mein Chaos mit starker Hand!
So will ich mich nie dem Begehren erwehren! …

Du bist wie der Fluss zur Hochwasserzeit!
Durchströme mich singend … und lehr mich dein Lied,
Die Verse, den Rhythmus der alles mitzieht …
Erlöse mich wild von meiner Ungläubigkeit.

Dein Stab ist der Halt einer Blinden …
Der Leuchtturm die sichere Einfahrt zu finden …
Der Nagel hochrot im lodernden Spiel!

Und ich, in der Welt des Nichts unterlegen,
Öffne die Flügel, der Sonne entgegen!
- Der Adler erhebt sich … und zeigt mir mein Ziel!

Geliebter, Ersehnter, erhör mich… und heile:
Suche mit deinen Augen dies Leuchten in mir
- Die Küsse Gott Amors lassen mich sehnen nach dir.
Küsse nur mich! Gott weiß, dass ich nicht teile!!

Meine Augen glänzen wie seltene Steine
- Einzig allein, um für dich kostbar zu sein!
Und meine Hände liebkosen, fröhlich und rein,
Wie munteres Wasser … den durstigen Garten …

Doch noch sind sie trocken wie trauriger Staub
In einsamen Parken voll herbstlichem Laub
Auf deren Teichen die Teichrosen schlafen …

Mein Engel versprach, dass sich unser Weg schnitt …
- Was aber bezweckte der Engel damit,
Denn bis heut ist es so, dass wir uns nie trafen …

 

Mein Körper zittert vor Sehnsucht nach dir …
Fiebrig tasten meine Hände umher …
Wo ist dein Duft nach Honig, Vanille, Amber …
Toll vor Sehnsucht umschlingt dich mein Arm in mir,

Meine Augen durchsuchen nach dir jeden Ort,
Statt köstlicher Küsse nur bittere Galle,
Vor Sehnsucht verrückt bin ich meine Falle,
Nichts existiert, nichts kann mich retten, alles ist fort!

Und du bist weit weg! Wie sehr ich auch fleh‘ …
Mein Rufen verstummt … ein schweigender See,
Der sagt mir, es ist nichts, ich soll mich nicht sorgen …

Und mein Herz, das soll dich nicht richten,
Du ziehst nur nach dem … was die Augen grad sichten …
Doch mein Herz ist ein Floß im Meer ohne Morgen …

 

Du bist! Du bist! … Nie wieder jammern!!
Du nahst, ich höre … und niemand muss bitten …
Leis jauchzend lausch ich all deinen Schritten
Und fliege dir zu, um dich zu umklammern!!

Alles, alles ist göttlich, als wenn ich es träume …
Nie wieder mutlos, kein Das-Ende-erwarten …
Die Welt! Nichts als die Welt! Ein himmlischer Garten!
Der Himmel ist offen: weit weit alle Räume!

Du mein Geliebter, lass mich das Paradies sehn!
Sieh dich doch um: Niemand braucht wen!
Die Erde? – Ein schwankender lebloser Stein …

Alle sind Richter die „Schuldig“ vergeben …
Alles, alles, ein lustloses Beben …
Doch du mein Liebster bist mein! Und ich bin dein!!

 

Die Augen der Liebe werden nie stumpf!
So sag mir, Geliebter, was sie heute sehen,
Verbirg vor mir nicht, was deine Wünsche erflehen …
Nimm fest meine Hand auf dem Gang durch den Sumpf.

Dein Mut ist mein Halt in dieser seltsamen Zeit,
Du hinderst die  Welt, mich an ihr zu zerbrechen …
Führ‘ mich zum Licht, durch die leeren Versprechen,
Dass dies mich erwärmt und von Unrat befreit!

Mein Herz ist ein Brunnen, aus ihm ruft der Tod,
Keine Schimäre, kein Glauben, kein elftes Gebot …
Vergiftet von fremdem Verrat werde ich sterben,

Ich bete zu dir, schon mutlos und scheu …
So alt auch Gott Amor … jede Liebe ist neu,
Munter und rein wie der Bach in den Bergen! …

 

 

Deine Worte sind der Halt auf dem Weg den ich geh,
Sie sind das himmlische Licht in meinem Dunkel,
Sie strömen durch mich voller Sonnengefunkel …
Sie brechen den Fluch der dreizehnten Fee;

Deine Worte sind Möwen die ihre Flügel ausbreiten,
Weiße weit leuchtende Tücher zum Winken,
Weit wie das Meer in dem Kontinente versinken …
Das ewige Meer mit seinen Gezeiten;

Sie sind die Unruh, die Träume, der himmlische Krieg,
Dank ihrer erhebt sich die Seele, noch rasend vom Sieg …
Zum Himmel empor im Turm unserer Küsse!

O nimm meine Schreie, gekreuzigt am Holz
Der Liebe, der Liebe, dem Wahnsinn, dem Stolz:
Auf dich! Auf dich! Dass jeder es wisse!!

 

Tot sind die, die nie an das Höhere glaubten.
Ist doch das Leben nur eine Passage,
Ein düsterer Weg, eine schmerzhafte Plage,
Zu prüfen, was unsere Herzen wohl taugten.

Tod sind die, die trotz Zweifel nie fragten,
Inmitten der Trümmer des Turms ihrer Feste
Aus Stolz, aus Träumen … von Allem das Beste! …
Tod sind die, die weder lachten noch klagten.

Nur Gott allein weiß, wann ich sterben muss …
Die Reise ins Land des ewigen Lichts …
Wann Charon uns aufnimmt … am ewigen Fluss –

Weich fallen die Falten, die das Leichenhemd macht
Auf dem Leib des heroischen Nichts,
Einsam, verlassen, am Ende der Schlacht.

 

Kaum sieht das Auge, schon sucht es das Licht,
Das Herz will empor, wie ein Flammenverbund,
Alles im Leben funkelt mit Grund,
Selbst der Morast verdunkelt ihn nicht!

O Sonne, Gloriole, o stolzes Ertragen,
Deine Kraft ist die Kraft einer göttlichen Flamme,
Mit deiner Geduld liebt keine Amme …
Ans Kreuz lass ich mich für dich schlagen!

In meinem Traum zerbrach ein Turm mit Beben!
Je höher man steigt, desto tiefer die Bahre …
Das gilt für uns, für alles im Leben!

Dies ist die Lehre, die mir mein Traum zeigt:
Warum also wundern beim Zählen der Jahre,
Sind sie doch die Stufen, die jeder aufsteigt?

 

Verschwunden sind all meine Burgen … Paläste,
Im Nebel … wie mit Alberichs Kappe bemützt …
Ich hatte den Sieg, den Kampf … ich habe beschützt:
Zerbrochen die Lanzen, zerfallen die Feste!

Verschwunden meine Galeeren, im Eis ringsumher,
Versunken, ertrunken in Polarnebelwinden …
- So vieles verschwand! Was wird nun bald verschwinden?
Ich weiß, die Zeit ist ein Meer ohne Wiederkehr!

Verschwunden die Becher, der goldene Schrein,
Das eiserne Kleid, die emsigen Zwerge …
Verloren mein Goldhelm, mein kristallklarer Stein …

O ihr Lippen, die ihr vergeblich aufschreit …
Auf meinem Herzen liegen düstere Berge …
Meine Augen entsetzt die Leere der Zeit …

Ich liebe alle die Sterne dort oben,
Den riesigen Raum, die Sonne, die alle ernährt,
Ich liebe den Mond, dessen Licht alle Meere befährt,
Ich liebe das Meer, sein Flüstern … sein Toben;

Die Weite … alle weit offenen Türen,
Mit Hunden die kosen statt bellen …
Das Kreuz auf den Segeln der Karavellen
Deren Wege zum Menschenherz führen!

Ich breite die Arme und lebe das Leben …
- Nur traurig stimmt mich zum Abend der Heimgang,
Doch ist jeder Höhe ein Abwärts gegeben!

Ist also die Arbeit getan … die Ängste verloren,
Dann wird es Zeit für den heiteren Abgang …
Den ewigen Schlummer, wie grad neu geboren! …

 

****

Évora

Évora! … Einsame Straßen unter dem Himmel,
Bettelmönche schlurfen wie zum Schafott,
In trauriger Buße zum ewigen Gott,
Barmherzig vergeben sie unser eitles Gewimmel!

Viel Schlurfen, denn voll ist die Welt, eitel und weit …
Und ich so allein: erinn‘re die Küsse …
Und ich so allein: spüre die zärtlichen Bisse …
Und all meine Träume: vergangene Zeit! …

Évora! … O, deine Augen! … O, dein Profil! …
Dein sinnlicher Mund im Monat April …
Als mein Herz stürmisch pochte im seligen Spiel!

In jedem Gässchen dein Bild … sobald ich hin seh‘ …
Mein Atem stockt, mein Herz steht still …
Doch das Leben geht weiter … Fräulein - Kaffee!

 

Das besondere Fenster

Der junge Blick geht hoch zu dem Fenster der Greise,
Bestrahlt vom Mondlicht der zeitlosen Zeit …
Einst stand dort der Ritter, zum Wettkampf bereit …
Oder, vielleicht, lauschte die Schöne des Dichters Weise …

Einst! Da trieb der Stolz den Ritter zum Kämpfen davon,
Vielleicht … Wer weiß? … Blendeten La Manchas Mühlen …
Welch Herz kann heute noch wie einstmals fühlen,
Das Klopfen der Herzen auf diesem Balkon? …

Mystische Frau, mit fremden Vorzügen,
Einer anderen Ära glänzender Stunden …
Vergangen … verfolgt vom Talmivergnügen …

Die Fahnen! Die Pagen! Symbole der Zeit!
Der Held selbst im Kampf der Liebsten verbunden …
Seine Devise: Der Minne hold, zum Kampf bereit!

 

Meine Verzweiflung

Wie ein brennender Wald, so brennt mir mein Herz,
Ungeheuer prasseln die Stämme, die Äste, die Rinden …
Ungeheuer die Angst, immer zu suchen ohne zu finden …
Ungeheuer … o Feuer verbrenn‘ meinen Schmerz!

Alles ist vage … trostlos und trist!
Ich war wie im Himmel! Ich war wie im Bann
Der stürmischen Nacht … bis der Morgen begann …
Und alles zerrann … Das Leben ist trist … Es ist wie es ist! …

Wozu, meine Schwestern, noch klagen und mahnen …
Alles ist Talmi, vom Leben zerfetzt!!
Jeder glaubt zu verstehen …  und meint zu erahnen …

Doch nur ein Engel kann mein Gejammer ertragen,
Nur ihm kann ich klagen, unter Tränen wie jetzt …
Wo bist du Prophet, mir die Lösung zu sagen??

 

Vergebens

Schritte, trostlos wie ich und trist wie mein Leben.
Eine Bettlerin, die niemand mehr liebt!
Ohne Verschulden, der niemand vergibt,
Der niemand verrät: warum und weswegen!

Ach! Ohne Mitleid, verlacht und verflucht,
Die Blume des Mundes der Liebe verschmäht!
So gehe ich einsam, wo sonst nur jener hin geht
Der mit dem Gelübde das Schweigen aufsucht!

Ich brauche die Liebe, das Leben, das Warme! …
Doch alles verschwand mit der Liebe, nur so,
Und der Lauf der Welt erschöpft meine Arme!

Die Jugend verschwand, kein Abschied, kein Bitte,
Sie ging irgendwo hin, doch niemand weiß wo …
Nichts als ihr Duft weißt die Richtung der Schritte …

 

Die Sprache

Der Schöpfer der Sterne, des Mondlichts, der Steine,
Der die Gräser wachküsst auf den schattigen Wegen,
Der Schöpfer des Wassers, der Herr allen Segens,
Ist einfach der Herr … und von göttlicher Reine.

Wer Efeu erschafft kennt jedes Wort an der Wand …
Die Worte der Kröten, die Sprache der Rosen,
Die Worte der Kämme, die die Haare liebkosen,
Und meine Heide, violett wie mein Land.

Der Schöpfer der Träume verhüllt sich und schweigt,
Sein Sinnen ist uns auf immer verborgen,
Unendlicher Sinn … das ist, was er zeigt!

Seine schützenden Flügel hält er über alle!
Die maßlosen Schluchzer, die Sprache der Sorgen …
Unser das Schicksal: Gefangene der Falle! …

 

Woher?

Warum ist das Moos auf den Steinen der Hänge,
Oder die Gräser überall an den Wegen?
Woher kommt die Sehnsucht und will sich nicht legen,
Die Verführung, die Scheu … und all unsere Zwänge

Und der Zauber der uns den Irrsinn aufzwingt
Bis tief in die Brust? Wie lautet die Frage
So abgründig tief in der menschlichen Sage
Die unser Leben mit ihren Leiden durchdringt?

Wohin fliegen alle Illusionen davon,
Und wer verleiht dem Sänger den Ton
Bei seinem Lied von der Liebe im Licht?

Woher kommt diese Angst vor den dunklen Abgründen,
Woher dieser Zwang eine Wahrheit zu künden? …
Woher es auch kommt, von mir kommt es nicht!

 

Das Traumschiff

Mein köstlicher Traum trägt mich aufs sonnige Deck,
Hoch hinauf, raus aus der Koje Vergessen …
Das Wasser des Lebens spült unterdessen
Alle Trübsal aus meinem Herzen hinweg …

Doch wo bleibt der Ersehnte? Wo ist er, mein Ritter?
Der mich liebt wie das rasende Feuer?
Der das Ruder rumreißt, eh ich die Klippen ansteuer?
Admiral des Entzückens … nach dem ich hier zitter?

Doch dein Brief ist wie Nebel, wie tauender Schnee! …
Was sind das für Lippen mit denen du schreibst!? …
Leer bleibt das Meer, wohin ich auch seh!! …

Kein Schiff, keine Fahne, kein Land ist in Sicht…
Ich geh übers Wasser, zu seh‘n, wo du bleibst! …
Und ich werde dich sehen! … Nur du siehst mich nicht …

 

Frühling

O Liebster, Geliebter, jetzt frühlingt es wieder!
Extra für uns löst das Land seine Kleider,
Die Welt ist so schön, sie braucht keinen Schneider …
Auch ich bin ganz nackt und dufte nach Flieder! …

O, öffne auch du dich und lasse dich gleiten
Uns geht es so gut, nie ging es uns besser!
Schon naht dem Hochmut der Übelauffresser …
Und nichts bleibt zurück, als blühende Weiten!

Wie grau ist das Leben im Februarhemd,
Doch jetzt strahlt es munter und nichts ist ihm fremd …
Nun aber Schluss, sieh mich dich erwarten! …

Bringe mir Rosen, steck sie mir ins Haar …
Dann löse sie, ab wie der Winterhaarnarr …
Mein Liebster, Geliebter, komm' in meinen Garten! …

 

Blasphemie

Stille, Geliebter, kein reden, kein beten …
Nichts, nichts als das Wunder erwarten …
Nur Seele und Liebe, ich bin wie der Garten …
Ein Hof voller Blumen in Margareten!

Sieh meine Wimpern, die das Dunkel bedeckt,
Denn deine Augen gleiten sanft über mich hin …
Meine Wimpern sie zittern wie junger Jasmin
Und mein blasses Gesicht wird vom Zittern geweckt …

O deine Augen, wie ihr Augenlicht strahlt,
O deine Hände, wie von Giotto gemalt,
O deine Küsse … als küsste ein Gott!

Mit dir bin ich selig, und brenne wie Zunder!
Und ich erkenne – begnadetes Wunder! –
Du bist es selbst, keine Frage: Du bist ein Gott!! …

 

O, Deine Augen

Erheb deinen Blick, die Götter zu grüßen,
Betrachte die Segler, die die Winde beherrschen,
Sieh auf die Verse der alten Romanzen,
Bestaune Wiens Himmel, glühend von Küssen;

Siehe dorthin wo auch die Wünsche hin gehen,
Betrachte mit deinen Augen die Welt,
Sieh in den Menschen den Held … und den Matrosen,
Lasse dich blenden vom funkelnden Schimmer des Ringes;

Sieh auch auf die Sagen und Träume und Wunder!
Vergiss den Orient nicht, vergiss nicht den Kaiser!
Richte den Blick auf den Glauben und ein wenig Gewissheit!

Und mache mich groß, indem du mich ansiehst!
Liebster, Geliebter, bringe mir Nachricht
Von deinem Blick auf Portugals Erde!

 

Regennacht

Regen … Tropfen! … Ganz gewiss ist dies ein Tanz:
Und eins .. und zwei … zahllos kleine Schritte machen
Vivian und Melusine … tanzen lustig voller Lachen
Schön wie ein himmlisch zarter Rosenkranz …

Und der Flieder geht zur Ruhe …
Sonst kein Laut … Regen fällt ganz kleingeschnitten …
Feen! Unser Glück will ich erbitten:
Und eins … und zwei … viele, viele kleine Schuhe …

Leise Worte an sie flüstern,
Kaum zu hören, kaum ein Wispern,
Schluchzen wie aus trockner Kehle …

Hat die Nacht sich heut gerächt?
Ist denn unsre Liebe schlecht? …
Der Regen klopft an meine Seele! …

 

Nachmittag mit Musik

Allein Schumann, mein liebster! … Die Serenade …
Keine schrecklichen Träume … Niemand macht kehrt
Vor modernen Chimären … kein Grauen verwehrt
Mir mein Flanieren auf dieser schönen Gerade …

Liszt, nun der brillante; seine feurigen Tasten …
Küsse von Engeln … Echos von Gecken …
Blätter von Blüten die diese Finger entdecken …
Die wie goldener Staub die Lüfte belasten! …

Ich schaue mich an … „O wie schön! Wie betört!“
Schluchzt meine Stimme verstört,
- Rot wie das Rot das rote Rosen aufsaugen –

Das Falsche an Liszt … ist mein Denken,
Harmonisch die Lider heben und senken,
Der Rhythmus der Wimpern vor meinen Augen …

 

Chopin

Fiebrig leuchtet der Mond wie von Göttern beschritten,
Die funkelnden Sterne eilen geschwind
Für ein lustiges Tänzchen mit dem Meidlinger Wind …
Welch ein Drehen und Schwingen dieser Strauß Margeriten!

Benommen taumelt ein nächtlicher Falter herein …
Abenddämmern … Es klopft? … Erstaunt seh ich auf:
Hier bin ich … begrüß mich … schnell lauf …schnell lauf  …
Der Wind geht zur Ruhe, das Leben schläft ein …

Ganz sanft … berühren die Finger die Tastatur …
Erst tänzeln … dann wirbeln … dann wild wie ein Faun …
Mein Herz … meine Seele … mein Leben in Dur!!

Lange, fast endlos währt dieser göttliche Schimmer …
Diese göttliche Trauer … schwermütig braun
Strömt durch mich hindurch … in das nächtliche Zimmer …

 

Das wünsche ich mir

Siehst du, einzig für dich gingen die Engel die Sonne herholen…
Und sieh dort die Wolke … schon wandelt sie sich …
Du bist mir vollkommen, wie der Gott der Kreolen …
Dies ist ein Tag, der mich schön macht für dich!

Unsere Gestalten, jede für sich auf ihren Beinen,
Bis meine Schritte sich kreuzen mit deinen …
Und mein Mund bekommt Hunger … einzig auf deinen!
Und meine Augen verdursten … einzig nach deinen!

Mein Schatten gleitet in deinen, lautlos und sanft,
Nimmt die Schimäre von dir die dir die Seele verkrampft,
Und bringt dir stattdessen die Freude am Leben …

Lass mich also meinen Schatten aufheben …
Durch das ganze Leben, Liebster, lass uns gehen,
Bis der Tod kommt, um nach mir zu sehen …

 

Sklavin

Du bist mein Gott, mein Herr, mein Geschick,
Ich bete Dich an! Blick auf meinen Blick,
Auf meine stammelnden Lippen,
Auf meine Hände, die Gnade erbitten!

Du als der Schöpfer von Sternen und Meer,
Vor Dir verneigen sich Erde und Blumen umher,
Immer und immer, Du bist ohne gleichen,
Nimm mich mein Gott, mein Herr, lass Dich erweichen!

Deine Sklavin, arm, ohne Ehren und Amt,
Erhebt flehend die Hände zu Dir im Gebet,
Zu Deinen Augen voll Güte und Samt.

Nimm mich und den Vers, für Dich stets bereit,
Nimm meine Liebe, die Dir nur zusteht,
Ewig und ewig, für alle Zeit! …

 

Göttlicher Moment

Nimm eine traurige Tote, starr wie sie da liegt,
Eingegangen zum Himmel nun unter der Erde,
Nie wird sie wissen, wer siegt, wer unterliegt,
Nie wird sie sehen, was stirbt und was werde,

Das himmlische Licht: für immer erloschen,
Der Mund: fest geschlossen, kein Wort das daraus erschallt,
In einer Urne aus Bronze ist nun ihre Wahrheit verschlossen …
Ach! Diese Tote bin ich, ganz reglos und kalt!

Oh! Halte mich nur einen Tag! Nur einen Moment
Mit deiner Liebe, die mich so köstlich verbrennt,
Diesen vergänglichen Leib, empfindlich wie Bernstein;

Ach! Erlöse mich für einen Moment, aus meiner Qual,
Küsse mich, küsse mich, ein letztes Mal!!
Dann senke die Lider … dann lass mich allein sein! …

 

Still! …

Dies ist unser Karma, wer weiß schon wofür,
Leiden und jammern, leis, Nacht für Nacht,
Wie der Wind der weint und wimmert und lacht,
Winselt und pfeift … dann Knall, und zu ist die Tür! …

Wozu lange leben, frag ich mich, wofür?
Genug. Schluss mit dem Leben! Schluss mit dem  Irren,
Dies Gerenne im Rad, um die Maus zu verwirren …
Verstumm meine Stimme, halt Ruhe in mir!

Hinweg alle Bande … man ist längst vergessen …
Wie oft habe ich so über Büchern gesessen …
Die Augen geschlossen, verloren in mich!

Vertraue dem Schicksal, wie das Kind deiner Hand!
Doch horch, mein Geliebter … Wer kommt da gerannt?
Silentium, mein Liebster … So eile nur ich!! …

 

Das große Gut

Das Gute willst du, doch mich willst du nicht,
Ohne mich zu ertragen, habe ich dich sagen gehört.
So gehe denn fort, ohne mich zu erreichen,
Du bist ohne Liebe … du liebst nicht das Gute.

In Gedanken küsst mich noch immer dein Mund …
So viele blutige Küsse von Frauen
Legte dein Mund auf meine feurigen Lippen …
Und wieviel Lügen du mir wieder und wieder gesagt hast! …

Das Schlimmste aber ist mir, dass du mich nicht willst.
Welch ein Leid, welch ein Schmerz, welche Qualen,
Welch elendes Stechen, hart und ohne Erbarmen,

Kalt und herzlos von dir, diese Verachtung des Lebens,
Mein größtes Vermögen, mein einziger Schatz!
Der einzige Schatz, den ich hab auf der Welt! ...

 

Meine Verse

Geliebter, leicht sind die Verse, die ich dir mache!
So leicht wie die Falter, der Staub, wie Skispringer sind,
Die wirbelnde Asche im Kübel, der wirbelnde Wind …
Der Übermut mit wildem Gelache!

Wie meine Sinne sind sie, schwer zu vergessen,
Wie ein Falter umkreisen sie das Nichts im Moment!
Doch glaub mir, hier ist ein Herz, das lichterloh brennt,
Niemand kann dieses Feuer ermessen! …

Viele Verse erzählten dir was ich erträumte!
Viele nennen die Träume die ich weinend versäumte!
Sie sind meine Flügel, mich vom Boden zu heben …

Demütig sind meine Verse … arme Verrückte!
Von der ganz großen Liebe entzückte …
Wen die Liebe berührt, den erweckt sie zum Leben! …

 

Die Liebe stirbt

Unsere Liebe liegt im Sterben … Wie alle Welt sieht!
Selbst wer dies sieht, sieht mich trotzdem hier stehen,
Eine Blinde die dich sieht, ohne die Quittung zu sehen,
Einer Zeit die gefühllos ihre Bahn zieht!

Das ewige Gute spürte längst ihre Krankheit …
Das ewige Schöne erwidert, das wird sich schon renken!
Alles nur Irrtum! … Um meinen Blick hinzulenken
Zum Ende des Weges einer schattigen Zeit …

Nur, ich weiß es besser, Geliebter, dies ist die Wende,
Selbst die gesündeste Liebe geht einmal zu Ende,
Selbst die edelsten Träume zerbrechen.

Ich weiß genau, Geliebter, da ist nichts zu machen,
Die Liebe braucht ihren Teil fröhliches Lachen …
Grad dies, mein Geliebter, kann ich nicht versprechen!

 

Über den Schnee

Über mich… O Dolch der Verachtung, der tief in mich dringt!
Eisig und bleich! … Dabei jubelt der Mai!
Schwer wiegt dein Hohn, schneeschwer, wie Blei,
Schnee den das Eismeer ins Frühlingsherz bringt!

O, mach mir den Hof, lass die Frühlingsluft flimmern,
Flicht mir eine blühende Krone,
Dass ich dir die Zukunft verkünde zum Lohne …
Aus meinen Träumen, die funkeln und schimmern!

Dass dir meine Küsse so gar nichts bedeuten …
Nicht mehr als die Federn gestorbener Schwalben …
Blätter im Herbst, die nur Narren erbeuten …

O, mein Geliebter, ich singe, und du tust mir weh!! …
Dabei duftet der Mai wie exotische Salben …
O herrliche Sonne, schmilz rasch allen Schnee!!

 

Ich bin niemand …

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Und niemand ist da … der fragt, wie es mir geht,
Wer soll mich auch sehen, so von Helle umhüllt,
Und wenn mich wer sieht, sind seine Augen gefüllt
Mit Tränen und ganz transzendental wird er Prophet!

Die Knospen sind voller Lebenssaft,
Der Zeitgeist lärmt mit Leidenschaft,
Der Hochmut ermutigt die Diebe! …

So muss man sein, nur so bleibt man jung!
Brutal! Viva Gewalt! Immer mit Schwung!
Nicht träumend wie ich, das Herz voller Liebe!

 

Hohler Stolz …

Die Liebe ist Lug, ein Schmerz ohne Wert,
Ist nichts als ein Wahn meiner Eitelkeit,
Ist nichts als der Wahn von Unsterblichkeit …
Ein Glaube an etwas das ewiglich währt.

Oh Porto! Weh Salzburg! Vorbei Lissabon …
Lüge … Täuschung … jede Silbe: Lug und Betrug …
Wann hat die Nacht je Hände genug
Die Liebe zu halten, nimmt der Tag sie davon?! …

Lüge!! Wolltest du nicht? … Ertrug ich dich nicht? …
Ganz allmählich wie man die Haare verliert? …
Gesten … Blicke … kein Wort von Gewicht …

Lüge! Er kommt nicht … Lüge! … Obwohl
Vielleicht kommt er wieder … bis es wieder passiert …
Ebenso stolz, ebenso eitel, ebenso hohl! …

 

Schwester Sehnsucht …

Schwester Saudade schließt die Tür ihrer  Klause …
Oh, niemand kann ihr Entzücken begreifen, …
Der Abend beginnt ihr ihr Kleid abzustreifen,
Das Kleid der Braut Jesu in diesem Hause.

Und dann spricht die Nacht, die ihren Lebensweg bricht:
„Weiße Hände halten ein Herz … werden ein Stern …
Werden zu deinem gekreuzigten Herrn,
Der sich erhebt mit Flügeln von blendendem Licht!“ …

Schwester Saudade erstarrt … vermag nicht zu fassen:
Ist dies wahr oder Traum? … Vage ist die Saudade!
Falsch sind oft Träume und eitel! – Gelassen,

Verlässt Schwester Saudade diesen himmlischen Platz …
Mit stillem Gebet, doch ohne Klage …
Und eilt zu dem Einem, ihrem irdischen Schatz! …

 

 

Vergessen

Dies ist meine Zeit meiner Zeit zu gedenken,
Diesem Traum, der real und keine Wirklichkeitsflucht,
Der mein Heute verschönt mit meiner Erinnerungssucht …
In den ewigen Fluss will ich mich versenken.

Alles Einstmals rundum und mir so bekannte,
Ist fern … so fern alles Helle und Klare!
Blind! … Fürchten im Licht! … Angst ist das Wahre! …
Durchstochert die Glut, die das Früher verbrannte!

Hinfort all die Sätze die uns nur beschämen  …
Das Leuchten der Blicke, bis hin zum Erblinden …
Mein Kleid: Violett mit Black Chrysanthemen …

Kann das Heute diese Beglückung ermessen!? …
Süß ist das Jetzt und das schnelle Verschwinden …
Doch das süße Erinnern gerät ins Vergessen! …

 

 

Irrsinn

Der Seraphim der Verheißung, mit offenem Arm
Um mich abzuholen, nun ist es soweit,
Alle Türen sind offen, sperrangelweit,
Die Flügel klappern wie ein Zugvogelschwarm.

Was nehme ich mit? Was ich im Jenseits entbehr‘
Das will ich mit meinen Händen halten: den Mondschein,
Das ganze Leben, das Träumen, glücklich zu sein …
Doch sieh meine Hände, die Hände sind leer!

O Mutter! O meine Mutter, was willst Du mir sagen?
Zwischen all dem Verhängnis und all diesem Leiden
Zwingt mich mein Weg, dieses Bündel zu tragen

Zu Dir? … Und die die ich war geht für immer verloren!
Und was von mir bleibt wird man meiden …
Poesie … in dunkler Stunde geboren!…


Der Engel des Todes steht vor der Tür

Der Seraphim der Verheißung, mit offenem Arm,
Naht mich zu holen, es ist an der Zeit …
Alle Türen sind offen, sperrangelweit,
Mit Flügeln die klappern wie ein Zugvogelschwarm.

Was nehme ich mit? Was ich im Jenseits entbehr‘
Das sollen die Händen halten: den Mondschein,
Das Leben, das Träumen, glücklich zu sein …
Doch sieh meine Hände, die Hände sind leer!

O Mutter! O meine Mutter, was willst Du mir sagen?
Zwischen all dem Verhängnis und all diesem Leiden
Zwingt mich mein Weg, mein Leiden zu tragen

Zu Dir? … Und die die ich war geht für immer verloren?
Und was von mir bleibt wird man meiden …
Gesang … in dunkler Stunde geboren! …

 

Der Tod

Engel des Todes, Dein ist dies Reich!
Bald wirst Du kommen, mich sanft zu umarmen!
Weich und dicht mich mit Seide umgarnen …
Und wie mit der Wurzel ausreißen sogleich!

Der Tod ist kein Leiden, kennt weder Heilung, noch Trost!
Du nimmst meine Hand und führst Schritt für Schritt!
Ich bin voll Vertrauen und geh mit Dir mit …
Ein freundliches Schicksal, kein Los das erbost!

Dona Morte, Deine Finger sind zärtlich genug,
Meine Augen zu schließen vor dem, was ich kannte!
Nun breite die Flügel für unseren Flug,

Und führ mich dorthin, wo alles begann,
Von wo einst die Fee die Prinzessin verbannte.
Dort aber halte … und zerbrich diesen Bann!

 

Armut

Jedes Entweder-oder kannst du aufs Neue entscheiden.
Welche Richtung man wählt, man wählt dann nur sie:
Entweder wandern durch Reiche der Phantasie …
Oder gehen im Gewohnten, um neues zu meiden.

Bewahre die Neugier auf alles Fremde,
Sei mit den Sinnen für alles und jeden da.
Niemand ist sinnlos, auch nicht dieser Paria …
Jeder ist Teil dieser Welt ohne Ende …

Die Welt hat Gott an uns alle verlost,
Du nimmst nichts hinfort und tust nichts hinzu,
Keinen Kuss des Begehrens … und keinen als Trost.

Oder nimm meinen Leib, mein Herz und sein Tosen …
Alles ist göttlich … und ich bin wie du! …
… Also gib jedem Armen ein gutes Almosen! …

 

Wilde Rosen

Deine gütigen Blicke erwecken die Güte,
Dein Lachen bringt selbst den Müden in Schwung,
O dies erinnernd erwacht die Erinnerung
An die vielen wilden Rosen … an jede Blüte.

Deine Hände fanden mich zu allem bereit …
Jede Geste zugleich wild und voll Erbarmen …
Und die traumhaften Küsse in deinen Armen …
Mein Herz brannte vor Liebe die ganze Zeit!

Geschaffen für die Lumpen der Bettlerin,
Trug ich nun, getroffen von deiner Liebe zu mir,
Den goldenen Mantel der Königin!

Diese Liebe! … Ach, wenn sie doch bliebe …
Und diese Rosen … alles Geschöpfe von dir!
Ihr wilden Rosen … wie sehr ich euch liebe!! …

 

 

Gespensterschiffe

O ihr Nebelwesen meiner luftigen Phantasie,
Illusionen, die ihr im Rauch meiner Zigarette verbleibt,
Die ihr blau in der Luft meine Träume beschreibt,
Die sich dann vollenden, kaum seh ich auf sie.

O meine Sehnsucht, ohne Ziel und Gebrauch,
Reglos … verlassen … in meinen Gedanken …
Treibend wie Schiffe, die vor langem versanken …
Arabesken … gebildet aus meinem Rauch …

Verlassen! Verloren! Ohne Segel und Mast,
Mit dem Glanz verloschener Sterne …
Schiffe, verschwindend, frei von Ballast!

Vergebens, zu folgen, ohne Mast und Ruderanlage.
Die Schiffchen verblassen bereits in der Ferne …
Entgegen den Ufern der Kindertage …

 

Du mein Sonett

Mit den Attitüden und den Rhythmen der Kaltblütigen,
Mit den Händen zum Himmel wie bei Eremiten,
Kostbaren Stoffen, Glänzen, Feen die allen gebieten,
Mit deinen tanzenden Schritten zu mir Heißblütigen            

Hin … den Schmerzen, Ekstasen, dem niemals gewesenen,
Und meinen Augen, die die Stillen verwirren,
Den Kindern, die sich auf den Straßen verirren,
All den Lettern der Dichtungen, den ungelesenen …

Mit den Magnolien, die all meine Sinne genießen,
All den Mysterien, Schmeicheleien, Intrigen,
Den Sünden der Liebe, die ihre Spur hinterließen …

Und meinem Mund im Frühsommerschimmern …
All den Stunden des im Heidekraut liegen,
Dem Rascheln des Herbstlaubs … dem ewigen Flimmern! …

 

Nichts Neues

Das Zwielicht im Dom, ewiger Zeitlosgenuss …
Im Dom … all die Stunden … wohin sie wohl sind …
Die Stille, das Schweigen, Madonna mit Kind,
Mit Lilien geschmückt vom heiligen Fluss…

Das Ende der Welt im Abendschimmer…
Oder wie wir die Einfahrt zum Tejo verfehlten …
Oder im Schweigen des Klosters die Fliesen nachzählten …
All unsere Nächte unter Mond und Sternengeflimmer …

All die Bisse der Schneewittchenrosen …
Die Glut der verbrannten gemeinsamen Zeit! …
Die Wienerberg Heide voll Blümchen und Moosen!…

Schmerzlich, dies Sehnen in einsamer Stunde!
Doch so ist das Leben – nah … und schon weit!
Und das Herz – bleibt eine offene Wunde!

 

 

Die Gedichte im Folgenden handelt es sich um die Gedichte aus dem grünen Heft. Dort finden sich keine Daten und auch keine Nummerierung, ebenso keine direkten Verweise auf die Einträge in den schwarzen Heften.  

Maria Magdalena

Wen die Liebe überfährt
Wie ein Eisenbahnzug
Wer nun denkt alles nichts wert
Wozu noch Tränen, es ist genug …

Der denke an den Engel der Liebe
An die Liebe von Maria Madalena
Jesus erschien und sie wollte er bliebe
Doch er ging nachdem sie ihn sah …

Wenn dir der Abschied die Seele zerreißt
Bedenke nichts ist, was Christus nicht kennt
Wenn dir die Verzweiflung das Herz zerbeißt
Ersticke das Feuer, das dein Hoffen verbrennt …

Auch seine irdische Mutter war voll Vertrauen
Die Heilige Mutter Gottes
Sie zögerte nie nach vorne zu schauen
Die Heilige Mutter Gottes

Als sie die göttliche Liebe erfuhr …
Niemals ist Liebe auch Sünde!
Dich schützen die Engel dich hüllt die Natur …
Niemals ist Liebe auch Sünde!

Schon damals schien das Kleine allmächtig
Was ist nicht alles verschwunden seither
Noch immer gibt sich das Fruchtlose trächtig …
Doch einzig die Liebe ist stark wie das Meer!

Vergiss nur nie Maria, bedenk ihren Mut
Maria die Jesus mit glühender Liebe ansah!
Also vertraue, denn alles wird gut
Dich schützt die Heilige Maria Magdalena!

Vienna … Lisboa …

Vienna, Lisboa, ihr Nymphen der Mythen
Die ihr die alten Zeiten beschwört
Die ihr die Verwunschenen von heute betört
Auf all meinen Wegen find ich eure Blüten

Vienna … Lisboa, eure zeitlose Anmut
Verborgen unter dem Schleier der Träume
Und unter den Straßen die endlosen Räume
Dort find ich des Nachts für das Morgen den Mut

Fern sind die Zeiten der ernsten Despoten
Waren nichts, als Zeiten des Wartens
Vor den Toren des Königschlossgartens …
Verlassen der Wege verboten!

Vienna, Lisboa, ihr Horte der ewigen Schätze
Die Ränder der Welt waren einst euer Rand
Nur wer euch erkannte, hat das Dasein erkannt
Aus euren Legenden nehm ich meine Sätze

Vienna, Lisboa, ich will mich verbergen
In euch und euren Prozessionen
Lasst mich eure Hut mit Versen entlohnen
Von Engeln, von Feen und Zwergen …

Was immer du siehst – alles ist Fado

Was, fragst du,
Ist Fado?
Wie soll ich das sagen
Sag ich zu deinem Verwundern
Du denkst
Du kannst mich das fragen
Doch ich, ich weiß nichts dazu

Also lasse mich sagen wie ich Fado empfinde
Fado ist alles - nur keine Sünde

Einzig dein Herz
Besiegt die endlosen Nächte
Die finsteren Momente
All deine Zweifel
Das Dämonengedränge
Es singt dir dein Lied
Es weint mit dir zur Gitarre
Wegen der Liebe, wegen der Eifersucht
Wegen der Asche und über die Flamme
Wegen dem Schmerz und das Vergehen

Dies ist alles heißt Leben
Und lässt dich stets aufs Neue verzweifeln
Alles dies ist Fado.

Ach, nun fluchst du, mein Freund,
Packst mich fest wie ein Desperado
„Komm mir nur nicht von Liebe
Von Schmerzen, Verrat, von Treuebeweis
Erzähle mir endlich vom Fado!
Vom Fado, vom Fado, vom Fado!“

 

Mein Lied, mein Freund, will es dir sagen,
Dies ist mein Treuebeweis
Du hältst mich fest
Als wärest du einzig zum Packen geboren
Doch kaum dass ich singe
Geht schon dein Wüten verloren
Der Fado erhebt dich
Der Fado vermag uns wie Engel zu tragen

Einzig das Herz
Führt uns durch die finstersten Gänge
Die dunklen Momente
Die beklemmende Enge
Doch dann singt dein Herz für alle ein Lied
Doch dann schluchzt dein Herz mit der Gitarre
Über die Liebe
Über die Eifersucht
Über die Asche
Unter der Flamme
Über den Schmerz
Und all die Sünde

Aus all dem besteht unser Leben
Aus all dem wächst die Verzweiflung
All das, was du siehst, ist Fado.

Die Eifersucht ist nicht ohne die Liebe
Das Feuer hinterlässt Asche
Das Irren bringt uns die Reue

Das ist unser Leben
So voller Verzweiflung
So also ist Fado … ist Fado … ist Fado

 

Lausbubenaugen

Lausbubenaugen sind deine Augen
Richtige Gauner, die alles entdecken
Die frech jedes Panzerherz knacken
Ganz direkt, und nicht um drei Ecken
Die sprühend vor Leben das Leben aufsaugen
Man kann diese wilden Brüder nicht packen

Schlicht, und doch viel zu gerissen
Sind diese Augen für mich
Einfach für jede Lage begabt
O, was für Halunken
Sind deine Augen für mich

Wie Mandeln sind deine Augen
Wie zwei Jungen sind sie
Übermütig wie Stromer
Wenn sie mit den Mädchen flirten

Aus all ihren Winkeln
Ködern sie mit Komplimenten
Voller Selbstvertrauen

 


Und doch gibt es ein Mädchen
Wenn auch nur eine
Für sie sind sie Pflastersteine
Auf dem Weg zum Erfolg
Wie man sie braucht
Bis sie schief gelaufen und nutzlos
Ohne Erbarmen

O, sag ihr Ade, doch ohne zu zanken
Ohne, dass du dich erregst
Bestimmt doch behutsam,
Doch nein, betrübe sie nicht
Mir wäre lieber, du siehst sie nur an
Mit all ihren Sünden
Mit all ihrer Schlechtigkeit
Siehst sie nur an
Mit diesen Augen
Die wie Bäche sind
Die so leicht die Felsen umeilen
Denen niemand zu widerstehen vermag
Wie die eines Gottes

Und sie wird dir verfallen
Wie alle Mädchen
Wegen deiner Augen, Geliebter.

Die glücklichsten Momente

Unsere Lieben sind die glücklichsten Momente
Das Feuer, das Lachen, die Wehmut
Der Leichtsinn, die Dummheit, die Schwermut
Permanente Momente
Du siehst alles wachsen, nie siehst du genug
Einfach alles ist fröhlich und du bist so jung …
Gestern noch schlapp, bist du jetzt voller Schwung
Du kennst keine Angst und keinen Betrug.

Unsere Lieben sind die großen Momente
Voll Lachen, voll Singen, das Leben ist gut
Der Leichtsinn, der Jubel, dein riesiger Mut
Ach löschte doch niemand diese Momente

 

 

Jeder Tag besteht aus festlichen Stunden
Als Sonne verlacht sie die finsteren Mächte
Erwärmt dir die einst so frostigen Nächte
Wer die Liebe erst fand, der hat alles gefunden.

Einzig die Liebe schenkt die großen Momente
Wir lieben, wir lieben und alles wird gut!
Es gibt doch so vieles, doch fehlt uns der Mut …
So halte sie fest … Doch wie hält man Momente?! …
Wie schnell kommt der Tag, da die Liebe vergeht
Und plötzlich fällt alles zusammen
Eben noch eins, sind nun Fremde beisammen
Die Liebe erlischt und alles verweht

 

Niemand kommt zu meiner Tür

Niemand kommt zu meiner Tür
Niemand kommt auf mein Flehen hierher
Nicht einmal die Post bringt mir Briefe

Kaum zu ertragen ganz alleine mit mir
Die Leere, die Stille, so grauenhaft schwer
Ach, würde er kommen, sobald ich ihn riefe.

So ein Leben kennt kein Erbarmen
Niemand kommt, der dir etwas schenkt
Vielleicht hast du Krätze, weil niemand dich will

Ich sehne mich so nach seinen Armen
Doch ich bin es nicht, an die er jetzt denkt
Wer denkt schon an mich, denke ich still.

 

 

Irgendwo lachen jetzt grade die Spötter
Irgendwo draußen ist man beim Scherzen
Über die Sehnsucht die tief in mir brennt

Doch ihr, erhört mich, ihr Götter!
Habt Erbarmen mit meinen Schmerzen
Wie sie nur die Liebende kennt.

Da hör ich den Schritt, den ich so vermisst
O dieser Mund, der schwört und verspricht
O diese Augen, die träumen und wachen

Nur die Liebe macht stark, dass du alles vergisst
Die Zärtlichkeit strahlt wie das ewige Licht
Sie lässt dich sogleich all die Tränen weglachen

 

Unsere Illusionen

Mach mir nicht länger Illusionen
Mach mir nicht länger etwas vor
Du brauchst mich wirklich nicht zu schonen
Ich komm schon irgendwie empor

Nur lass mich länger nicht im Glauben
Es könnte uns nochmal gelingen.
Wie süß, zu süß war‘n doch die Trauben
Die viel zu hoch für mich einst hingen.

Meine Liebe brennt fortan verborgen
Mein Herz verbrennt, doch ungesehen
Also mache dir nicht länger Sorgen
Ich ahn den Weg, und werd ihn gehen

 

Die Senhora der Wehmut

Ich lebe nur als Fadista
Dies ist mein Alles, dies ist mein Halt
Unter dem Arm die alte Gitarre
So ziehe ich durch die Kneipen der Stadt

Jedes Lied das ich singe
Handelt von meiner Liebe
Zu Alfama und Mouraria,
Zu Alcântara, und natürlich Belem

Ich steige die alten Straßen
Durch das Viertel der glücklichen Träumer
Das vom Fado erschüttert
Das schlummert in ewigem Glück

Ich wünschte meine Lieder würden noch besser
Lieder vom Heimweh und meinem Leben
Oft bis vier in der Frühe
Dann gehe ich heim durch Mouraria

Bis zur Capela de Nossa Senhora
Und singe für sie meinen Fado
Und sie lauscht mir als Frau und Fadista
Im alten Mouraria, wo ewig der Fado regiert

 

Du siehst es mit eigenen Augen

Du spürst es in deinem Herzen
Die ewige Liebe ist weg und vorbei
Du spürst es in deinem Herzen
Du glaubst kaum deinem Erinnern
Du spürst es in deinem Herzen
Und fragst dich wohin ist die Zeit
Als wäre sie niemals gewesen
So kurz ist die zeitlose Zeit

Amor hat dich verraten
Amor der Gott ohne Zeit
Grad kam er, doch konnt er nicht warten
Die Welt der Liebe ist weit

Du kannst  die Liebe nicht halten
Die Liebe ist längst schon viel weiter
Bevor du sie noch richtig vermisst
Ihr Alltag ist flüchtig und heiter
Schon fort kaum dass sie da ist

 

 

Du spürst es am eigenen Leibe
Die Liebe ergreift dich
Doch keiner packte je sie
Die Liebe bleibt nie allzu lange
Die Liebe bleibt selten am Ort

Du spürst es am eigenen Leibe
Die Liebe kommt schnell
Und eilt sofort weiter
Du spürst es im eigenen Herzen
Das Glück ist ohne Bestand
Siehst es mit eigenen Augen
Als wäre die Zeit nie gewesen
So geht es immer
Nachdem die Liebe verschwand
Sieh selbst mit eigenen Augen
Und spüre
Wie sie deine Seele zerreißt

 

Der Wahnsinn

Der Wahnsinn beschützt dein Begehren
Der Wahnsinn kennt jeden Schleichweg zu dir

Du kannst dich dem Wahn nicht erwehren
Wenn dir die Liebe die Zweifel verbrennen
Lächelt der Wahnsinn: „Nun bin ich hier!“

Du kannst die Liebe nicht missen
Und bedeckst den Wahnsinn mit Küssen.

Ihr singt und klagt, ihr weint und lacht
Liebende aller Breiten und Zeiten
Die Liebe hat Zaumzeug und Sattel gebracht
Der Wahnsinn wird auf euch reiten

Die Liebe allein vermag dem Wahn Sinn zu zeigen
Du begehrst sie mehr als dein Leben
Jedes bisschen Verstand willst du gerne hergeben
Und keine Vernunft lässt dich schweigen

 

 

Einzig nach ihr verlang dich für ewig und immer
Einzig mit ihr in alle Höhen und Tiefen
Alle Stufen des Lebens, die schönen, die schiefen
Vergoldet vom Schimmer, des Wahnsinns Geflimmer

Taub sind die Ohren, für die die da riefen:
Sie hat uns schon immer ins Unglück gebracht
Alle die liebten, zu allen Zeiten
Der Wahnsinn wird dir das Totenbett breiten
Die Liebe hat dir den Wahnsinn gebracht

Die Liebe bringt den Klarsinn zum Schweigen
Die Liebe macht blind und man pfeift auf das Leben
Was nützt es, dem Liebenden Ratschlag zu geben
Wie soll man dem Blinden das Unheil herzeigen

Der Liebende kennt kein Vorher im Leben
Dies ist das Leben, so herrlich wie Feigen

 

Niemand versteht mich

Niemand versteht wie trostlos dies Leben.
Wie ich muss man sein, um dies zu verstehen.
Niemand denkt nach beim flüchtigen Hersehen.
Jedermann sieht nur, was du mir gegeben!

Aber wann – bei Gott – sprach je deine Seele?!
All die Geschenke … kein Herz, nur Verstand.
Diese Kälte, mein Lieber, hat unsere Liebe verbrannt,
Die Sehnsucht nur blieb, dass ich dir nun fehle …

Die anderen verwundert mein Weggang jetzt sehr …
Niemand fragt … und niemand versteht mich daher!

Was willst du, heißt es, du hast das komplette,
Das sorglose Leben, das was wir ersehnen!! …
Wozu da mein Herz, meine Sehnsucht erwähnen …
Den Ort meiner Kindheit … Sieh her, die Zigarette,

All diese Jahre verbrannten gleich ihr.
Dunkler und dunkler von all meinem Kummer
Tage und Nächte in goldenem Schlummer …
Doch du verdrehst nur die Augen bei mir …

So  erstaunt auch dich mein Gehen jetzt sehr.
Denn du, auch du, verstehst mich nicht mehr.

Das Licht nach der Nacht

Die Nacht ist zu Ende, ich habe den Mond nicht gesehen
Der einzige Gesang ein heiseres Krähen
Vor welchem sich ängstlich der Morgen versteckt

Nach einer Nacht die das Totentuch deckt
In der überall Erinnerung lauert
Bis man sich weinend ins Dunkele kauert …

So ist sie, die Nacht der Betrogenen
So ist sie, die Nacht der Belogenen
Dies ganze fingierte, klägliche Sein

Kein Lachen, nur Weinen, nur ängstliches Schrein
Ganz recht, so könnte von nun an mein Leben aussehen
Jetzt, nach meinem Weg-von-mir-gehen …

Schluss jetzt mit all meiner Reue!
Die meinem Erinnern täglich aufs Neue
Rät geduldig das Los zu ertragen

Fort ihr Dämonen ich will es jetzt wagen!
Dein Bild, Geliebter, sanft zu betrachten
Ohne mich selbst vor Scham zu verachten …

Die Nacht ist zu Ende, das Meer ist zu sehen
Es atmet gelassen sein ewiges Wehen
Welches mich für das Heute aufweckt …

 

 

Einfache Hände

Einfache Menschen
Haben einst meine Wiege gebaut.
Sie schnitzten ihre Hoffnung hinein,
Dass  ich ebenso fühle und singe:
Den Fado.
 
Einfache Hände wiegten mich sanft:
Die zärtlichen Hände der Mutter.
All ihr Erinnern, all ihre Sehnsucht
Gab sie in mein Herz; all ihre Sehnsucht
Singe nun ich.

Einfache Menschen erweckten mein Herz
Für die Liebe zum Leben
Für das Leben den liebenden Blick …
Doch wenn du mich verlässt
Hört die Welt wie ich weine...

Einfache Hände bauten für  uns
Die Gitarre für all unsern Fado
Vielleicht wegen der Sehnsucht
Haben sie diese Gitarre geformt:
Wie dein Herz.

Du spottest über die Wehmut,
Du glaubst dich modern, mit coolness Gefühl
Doch bedenke, por ultimo momente:
Der Fado der Fado der Fado
Ist uns in die Wiege geschnitzt …

Westbahnhof

Fünfhaus, Langauer, Mariahilf …
Hier bin ich gern.
Im Gewimmel
Verschwinden …
Schilf verborgen im Schilf
Täglich ein andrer  
Wiener Schlawiner Abendbrothimmel!
Falls du mich suchst …
Hier bin ich zu finden.
Hier kann man gut der Eile enteilen.

Das Rauschen der Bahnen …
Das Summen der Stimmen …
Das Trappeln der Schritte …
Die Einfahrt der Züge …
Das Schließen der Türen …
Kommen und Gehen …
Wissen und Ahnen …
Mein zeitloses Staunen.
Schaufensterzeilen …

Hierher komm ich gern …
Mit der Rolltreppe fahren …
All die Mehlspeis betrachten …
Sandwichs … Kaffee …
Süßes Gebäck …
brennstoff … Profil …
Den Kurier des Afghanen …
Vorm Trafik zu weilen …
Und dann mit der Bim
Philadelphia zueilen.


Zeitlos

Ganz ohne Zeit liegst du still neben mir
Ganz ohne Zeit und ohne Palaver
Verspricht mir dein Atmen ein ganzes Leben

Ach, könnte es doch für immer so bleiben
Ganz ruhig ruhst du an meiner Seite
Einzig der Tag summt verträumt vor sich hin
Plaudert leise vom Glück das wir uns grad geben
Verspricht mir ein ewiges Leben.

Doch du musst gleich gehen
Obwohl du mein Sehnen kennst und seine Größe
Doch dein Mut hat es eilig
Schnell, schnell, keine Zeit
Schon eilst du davon
Und lässt nur Leere zurück.

Dein Atmen versprach mir ein Leben
Ein Leben, ganz zeitlos, und ohne Eile
Doch du hast nie Zeit
Musst jederzeit gehen …

Keine Zeit, ich muss gehen
Keine Zeit für Blah blah
Keine Zeit, ich muss fahren
Keine Zeit, ich muss fliegen
Termine, Termine …

Keine Zeit für die Liebe
Keine Zeit für die Träume
Keine Zeit für das Sehnen …

Keine Zeit
Keine Zeit
Keine Zeit
Kaum Zeit für ein Wort
Keine Zeit
Keine Zeit
Und schon bist du fort
Als warst du nie da

 

Die leere Bank

Unsere Bank am Morgen
Auf der linken Wienzeile
Ist feucht wie von Tränen
Als hättest du mein Warten verlacht.

Wird ein Engel sein Taschentuch borgen
Dies Plätzchen zu trocknen in aller Eile
Da ich dein Nahen ersehne
Todmüde nach schlafloser Nacht?

Wirst du meine Zweifel vertreiben
Wirst du auf immer hier bleiben
Wirst du mir meine Seiten beschreiben?

Wirst du dich dann angelangt wähnen …
Wirst du dich dann fest an mich lehnen …
Oder gelangweilt die Götter angähnen?

Gesang der Sirenen

Sanft wogen die Ströme
Ob Flüsse, ob Ozeane
Ob Regen von oben
Ob Tränen von dir

Die Gründe bleiben verborgen
Wie das Gedächtnis an einst
Wie die vergessenen Worte
In den Büchern aus Stein

Nichts als Erde und Berge
Nichts als endloser Sand
Gras überwächst alles Land …
Wie Sand ist die Mühsal der Zwerge

Immer nur träumen vom Leben …
Leiden und Hoffen, beides ist schwer …
Blind aber frei, und sklavisch Erbeben! …
Mensch, was willst du mehr …

Fado

Was soll man zum Fado viel sagen
Der Fado ist unser Leben
Du und ich, wir wollen es wagen
Der Fado wird die Richtung angeben

Man geht tapfer los, der Tag kommt in Gang
Du schaust mich an, ich küss dich dafür
So einfach ist der Tagesanfang
Der Fado hat das richtige Gespür

Der Fado stärkt alle Leidenschaft
Schon sind wir zu zweit, nicht länger alleine
Mein Singen beschwört deine Anziehungskraft
Deine Wünsche … und meine

Die Sterne scheinen auf unserer Seite
Komm schnell und dann das Leben gewagt
Das Leben, das ich für unsere Kinder ausbreite
Damit ist eigentlich alles gesagt

Tränen

Erinnerst du dich wie lange
Es her, dass unser Sehnen in Scherben,
Dass Tränen auf deiner Wange
Um dann an den Lippen zu sterben

Die Tränen zeigten dein Leiden
Doch wir wollten einander nicht schonen
Wer aber kann das Erinnern vermeiden
All das Erinnern der Illusionen.

Den Tränen verweigert sich Zwang
Sie fließen von selbst an sterbenden Tagen,
Sie kennen kein Bitten, sie brauchen nicht Dank
Sie geben nicht Rat … nur immerzu Fragen.

Die Sehnsucht ist längst vom Alltag zerrieben
Doch mein Erinnern trübt nicht der Groll
Die Liebe ist einfach liegen geblieben
Mein Herz ist seither bis obenhin voll

Und manchmal siegt nachts das Übergewicht …
Dann machen die Tränen das Augenlicht weich …
Zwei kleine Tränen löschen das künstliche Licht …
Doch nun ist genug, die Nacht wird schon bleich.

 

Geliebter

Du hast mich verlassen
Die eisige Nacht nimmt kein Ende
Leben ohne zu leben
Das Feuer ist Traum ausgeträumt
Leere Nacht, trostlose Nacht
Ihr Schweigen hat mir die Leere gebracht!

Ich hab keine Luft
Das Atmen fällt schwer

Die Augen geschlossen
Passier‘ ich mein Leben
Die Wege sind trist
Die Wege sind heiter
Doch alle bringen ans Ziel
Einzig die Zeit ist mein treuer Begleiter
Ahnst du wie sehr dich mein Leben vermisst?

Wo ist nur die Luft
Das Atmen fällt schwer

Durch die blanken Viertel des Fensters
Sieht der Mond herüber zu mir
Als wollte er mir etwas sagen
So sucht sein Auge nach mir
Aber mich sieht er nicht
Niemand sieht mich
Niemand sieht seither mehr nach mir

Du warst mir zum Leben die Luft
Die fehlt mir seither

 

Heute geh ich zum Friedhof

Auch heute besuch ich die Stille
Wieder den Engel versuchen
Wieder ein Tag im lautlosen Plaudern
Den Abend ersehnen und zaudern
Niemand ist hier, mich zu verfluchen
Nichts als Gewissheit … keine Sibylle.

Die Steine behüten die Schatten
Zwischen den Steinen ruh‘n die Gedanken …
Nirgendwo wer, der die Uhrzeit ausmisst! …
Vergiss was verband, vergiss wir hatten!
Vertraulichkeit bringt Vertrauen ins Wanken
Da zum Verrat von hier nicht weit ist.

Lasst mir noch einmal mein sorgloses Flattern …
Beschützt inmitten „vertrauter vier Wände“ …
Noch einmal umarmen!! … Pfeif auf die Zeit!
Ein einsamer Weg ist zweimal soweit!!
Alles hat irgendwann mal ein Ende …
Bis dahin lass uns lieben und schnattern!! …

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Nie wieder werde ich diesen Weg sehen …
Er wird mir von nun an zerbrochen sein …
Wie mein fröhliches Herz … von einem aus Stein…
Die Spuren im Schnee wird der Jänner verwehen …
Ein Fremder wird meinen Namen herschreiben …
Ich komme zurück, doch nun um zu bleiben …

 

Kastanienallee 2

Wozu all die Schlüssel, die doch niemals schließen
Im Riegel der Tür vor Glück & Genießen?!
Zum Teufel, die Schlüssel zu Leben und Tod!!
Mein Tag ist vorbei, der Abend tiefrot …

Die Illusionen sind zu Kreuze gekrochen …
Die Träume der Liebe – verblasst und zerbrochen …
Doch niemand hört her, wenn ich dies frage!
Und niemand fragt sich, wie ich dies ertrage …

Mein Leben ist leer und verloren …
Jeder kann’s haben, der dafür geboren,
Der dies genau wünscht und zu würdigen weiß …
Der die Hand die ihn schlägt nicht vorschnell zerbeißt …

Jeder, der niemals die Augen aufreißt …
Denn der Film ist gerissen, die Leinwand bleibt weiß.
Niemand kam, der in mein Leben eintaucht …
So sitze ich hier, alt und verbraucht.

Behaltet die Schlüssel, die Verheißung betrügt:
Dass hinter der Tür die Seligkeit liegt! …
Mir brennen die Augen, die immerzu suchten …
Mich schmerzen die Lippen, die das Leben verfluchten …

Mich schmerzen die Hände die immerzu tasten …
Mein Verstand der nie riet, was andre erfassten …
Tand ist der Glanz und hohl die Versprechen! …
Gott, lass mich endlich den Riegel zerbrechen!

 

Vor allem

Herr, verzeih‘ mir, vergib‘ mir
Ich wusste nicht was ich tat
Ich will es gewiss nie wieder tun
Allein, ich habe es nun mal getan.

All Deine Kinder flehen voll Inbrunst
Und bestaunen zugleich Deine Pracht,
Bestaunen die Brüder und Schwestern
In ihrer stillen Karfreitagsandacht.

Die endlose Güte Marias wiegt liebevoll ein …
Herr, wo immer Du bist, soll ein Blütenmeer sein!

Aus den Jungen strömt die Emphase,
Die Alten halten nur mühsam den Ton …
Herr, erhöre mein Flehen
Ich bereue, bereue es schon.

Vergib meine Schuld … ich war wie von Sinnen!!
Mein Leben ist kurz, Du allein bist die Dauer …
Nur Du kannst unsere Sünden vergeben! …
Das Leben ist schön und lächelt mich an
Herr, lass mich noch lange in seinem Bann …
Doch lass mich vor allem meine Sünde einsehen …

Rosa Maria

Im Bairro da Madragoa
Dem Fenster von Lissabon
Kam Rosa Maria zur Welt
Als Kind einfacher Krämer
Wuchs sie auf an der Ribeira
Zwischen Seefahrern
Und Fischern
Erblühte Rosa Maria
Zu einem Mädchen
Zu einer herrlichen Rose
Voller Anmut und heiter
Und so war es ihr Los
Dass all diese Männer des Meeres
Sehnsuchtsvoll träumten
Von ihr
Dieser Rose voll Anmut und frisch
Der Rose Rosa Maria

O Rosa Maria
Da solltest du deine Schuhe
Und schnellstens Reißaus nehmen
Du Rose Rosa Maria
Fröhliche, heitere, schöne
Rose Maria
Von den Fischern und Matrosen
Von der Ribeira mit seinen Fischern
Und ihren Träumen
Von Rosa Maria

Man muss nur ihr Lachen gehört haben
Wenn irgendein Depp einen Witz reißt
Über Rose Maria
Mehr Zote als Witz
Über Rose Maria
Wie Affen hinter einem Weibchen herjagen
So werfen sie ihren Kot an jede Mauer:
Die Rose Maria ist wie ein Fisch
Zu fein für unsere Netze
Die Rose Maria ist zu dünn und zu glatt
Die schlüpft durch die Maschen
Ehrlicher Netze …

Doch seht her zu Rose Maria
Laut lachend
Steht sie am Strand
Der Ribeira
Hell lachend über die törichten Witze
Mit denen die Affen
Ihr Leben vertreiben
Doch niemand speit ungestraft
Auf die göttliche Erde
Vor seinen Füßen
Das Leben hat solche Gesetze:
Zu schön, zu fein
Es schlüpft durch die Netze

Einzig der der junge Chico Fateixa Verde
Lästert nicht wie die andern
Denn die wirkliche Liebe
Hat ihren eigenen Kopf
Und der ist auf ganz andere Weise
Verdreht

ROSA MARIA
Der Name der Rose von Madragoa
Leuchtet hinfort in großer Schrift
Am Bug seines Schiffes
Ihr Name
Der Rose Rosa Maria
Und am Steuer steht stolz
Chico Fateixa Verde der Fischer!

So begann ihre Liebe
Unzählbar sind die sonnigen Tage seither

Und das jämmerliche Gelächter der Narren
Wird immer dünner
Wenn wieder ein Depp einen Witz reißt
Über die Rose von Madragoa
Rosa Maria
Mehr Zote als Witz
Alte Affen
Die ihrer Dummheit nachjagen
So werfen sie nun ihren Dreck an die Mauer
Des Mercado da Ribeira :
Ich sag euch die Rose Maria
Ist wie ein Fisch
Zu fein für unsere Netze …

So aber ist die Rosa Maria
Voller Anmut, heiter und frisch
Rosen fängt man nicht
Mit schmutzigen Maschen
Schmutziger Netze

So ist sie die Rose Rosa Maria
Voller Anmut, heiter und frisch
Die Blume von Ribeira
Im Bairro da Madragoa
Dem Fenster von Lissabon

 

Jede Umkehr heißt aufs Neue beginnen

Immer wieder aufs Neue
Hat sich die Liebe ein Herz gefasst
Vergessen was man ihr angetan hat
Nur fiebernd doch ohne Scheue
Bringt die Liebe das Herz zurück
Sie denkt nicht an Schmerz oder kleinliches Glück
Einzig das Herz hält der Liebe die Treue.

Immer ist auch Leiden im Spiel
Leiden erst setzt Herzen in Brand
Keine Erklärung und keinen Verstand
Man kehrt einfach um, das Herz weiß das Ziel
Reißt einfach mit egal was geschieht
Es sieht nur das Ziel zu dem es dich zieht
Alles vergessend, nichts als Gefühl.

All die Verletzungen tief drinnen in dir
Wo solltest du sonst nach Linderung suchen
Ohne erneut die Welt zu verfluchen
Wohin also eilen, außer zu dir?!
Niemand war je so zärtlich zu dir
Keine Macht dieser Welt erlöst dich von dir
Gibt es das Glück, dann ist es hier!!

So oft du auch gehst, so oft kehrst du um
Du wirst niemals älter, du bleibst ewig jung
Nie siehst du ohne Erinnerung …
Gewiss sie macht blind, gewiss sie macht dumm
Aus ihr spricht der Wahnsinn, doch höre
Der Wahnsinn spricht wahr (ich schwöre):
So oft du auch gehst, so oft kehrst du um!

Profan ist mein Leben
Schlicht wie mein Gedicht
Ich sehe zurück … und seh dein Gesicht
Ich sehe nur dich und niemand daneben
Du bist einfach alles was mich entzückt
Du ganz allein machst mich verrückt
Was immer du gibst, kann niemand sonst geben

Immer aufs Neue mischt Leid sich ins Spiel
Und das Leid setzt das Denken in Brand
Und der Schmerz raubt den letzten Verstand
Du siehst nur die Asche von deinem Gefühl
So fliehst du, nur weg, egal was geschieht
Verzweiflung ist die Kraft die dich zieht …
Verzweiflung erwartet dich auch schon am Ziel.

Zurück, zurück, ich will mich vertragen!
Zurück, zurück, ich will dich umarmen!
Zurück, zurück, hab mit mir Erbarmen!
Zurück, zurück, was soll ich mehr sagen!
Zurück! Was braucht es dafür ein Argument?!
Kehr um! ruft das Herz das dein Leiden längst kennt:
Zurück!! Beginne aufs Neue. Ohne zu fragen!!

Wie könnte ich je ohne dich sein
Immer dieselbe ewige Flucht
Immer die gleiche flehende Sucht
Wo immer du bist, da muss ich sein
Nimm mein Leben, einfach und schlicht
Wie die Verse in meinem Gedicht
Ich werde verkümmern, allein
Muss ich je ohne dich sein! …
Selbst wenn ich im Irresein tobe …
Du bist mein Alles! Ich schwöre! Gelobe!
Du bist es! Für alle Zeit!
Für alle Zeit! Für alle Zeit!!

Soviel

Soviel verlorenes Unglück
Im Leben
Verloren im Nichts
Wie die Wärme
Der Sonne
Wie das Leuchten
Der Sonne
Im Leben
Ohne Ende und Zeit

Soviel vergessene Sehnsucht
In deinem Leben
Vergessenes Sehnen
Das du nicht mehr weißt
Vergessen, vergessen …
Verloren selbst das Erinnern
An die sehnende Zeit
Einfach so
Weder eisig
Noch heiß …

So viele vergessene Träume
Die man zu träumen vergaß
Keine Zeit
Keine Zeit
Keine Zeit
So viele Sorgen
Sorgen die niemand vergaß
Soviel verlorenes Unglück
Soviel vergessenes Sehnen
Soviel bleiernes Träumen
Soviel vergessene Tage
So viele  Nächte …
So viele Tränen

 

Ich werde jetzt gehen

Ich muss dich verlassen, ich werde jetzt gehen,
Statt wieder zu denken, wie ist das geschehen …
Ich werde jetzt gehen. Verbraucht die Geduld.
Das Leben geht weiter, niemand ist schuld.
Geh fort, sagt das Leben, jetzt musst du gehen!
Wozu noch viel sagen, du musst das verstehen.

Gewiss, die Gefühle … sie garnen mich ein …
Gewiss, unsere Liebe … war niemals nur Schein …
Gewiss, deine Hände trocknen die Tränen …
Gewiss, an dir konnte ich lehnen …
Gewiss, mein Abschied wird alles verderben …
Doch ich will wieder lachen,
                                    Ich will noch nicht sterben.

Ich werde jetzt gehen, den Kopf nicht umdrehen!
Wie sollte ich sonst deinem Blick widerstehen …
Gehen! Gehen! Niemals zurück! Nimmermehr!
Ich seh nicht zurück! … Kommst du hinterher?
Nur gehen! Ohne zu wenden, ohne zu ruh’n! …
Was aber werde ich, fern von dir tun?!

 

Ich bin ohne Zeit, wie das Meer
Und nicht die Bim im Wochenplanzwang
Ich bin das Wirbeln rings um dich her
Und nicht der Staub hinter dem Schrank.

Gewiss, ich sehn mich nach dir …
Gewiss, doch nun bin ich hier …
Gewiss, ich will dein Umarmen …
Gewiss, doch nicht weinen und barmen.

Falls du mich suchst, hier bin ich zu finden.
Nicht dort bei den Narren und Blinden.
Wo sich die Dichter vor Krämern verbergen
Vor falschen Freunden und giftigen Zwergen.

 

Küss die Hand schönes Fräulein

Küss die Hand schönes Fräulein
Schon Ihr Anblick allein
Ihr Antlitz so fein
Im Morgenrotschein
Grüß Gott schönes Fräulein
Hier im Karree
Junges Fräulein
Sagt niemand Ade …

Keuchend eilt sie den Gehweg entlang
Direkt auf ihn her
Selbst bildhübsch und schlank
Ist ihre Tasche hässlich und schwer

Nervös, verweint, traurig, verstört
Mehr stürzend als gehend ohne zu ruh‘n
Hell klacken die Schuhe dass man sie weit hört
Doch ihr Kopf hat scheint‘s mit andrem zu tun

Da biegt um die Ecke der Bus Linie 7
Voller Leutchen vom Bett zur Maloche getrieben
Da beginnt sie zu rennen …
Rein in den Bus … nicht mehr zu erkennen

Sein Blick versucht ins Innere zu dringen …
Nichts als Gedränge und Enge …
Es wird nicht gelingen …
Und selbst wenn es gelänge …

Küss die Hand fremdes Fräulein
Schon der Anblick allein
So schmal und so fein
Im Morgenrotschein…
Lebt wohl fremdes Fräulein
Fort aus dem Karree
Eiliges Fräulein
So nehmt mein… Ade!

 

Gewiss bin ich klein …

Seit ich das Licht sah zwischen ganz kurzen Tagen
Begleitet mein Leben dies spöttische Fragen:
Du kamst wohl zur Welt an ganz kurzen Tagen?!

Flatternd im Wienerberg Wind
Sieht jeder wie leicht wir Winzigen sind
Schau mal, höhnt es, da fliegt ja ein Kind!

Gewiss, ich bin klein, das ist meine Art.
Doch haltet mich ja nicht für zart!
Ihr denkt leicht, wie dünn, zerbrechlich, apart

Nur Federn und Knochen, ganz Kolumbine …
Halb ist sie Frau … halb ist sie Sardine …
Ich gurr‘ zwar als Taube … doch ich steche als Biene!

So bin ich. Gott machte mich so.
So nimm mich auch du und liebe mich so!!

Gott gab mir die Freude, Gott gab mir den Schmerz
Gott gab mir für dich mein liebendes Herz …
Und für meine Tränen gab Gott mir den März!

Und fröhliche Augen hat er mir gegeben
So dass wir vergnügt wie die anderen leben!

Also was solls! Klein, aber in summa
Einzig du bereitest mir Kummer
Dann, wenn du fern von mir bist
Mich nicht umarmst … und wie wahnsinnig küsst!!

Sieh mich wie ich bin, und lieb‘ meine Art!
Gewiss bin ich klein … vielleicht auch apart …
Doch meine Liebe ist riesig!! Das ist meine Art!

 

Ade

Ade, das sagt man nicht so.
Ade, will sagen bis nie!
Wer ade sagt muss gehen.
Muss gehen!
Und sagt deswegen
Ade.

Ade, heißt den Kopf nicht zu wenden …
Ade. Ade. Ade.
Selbst wenn die Tränen dich blenden
Ade. Ade. Ade.

Ade, sollst du nicht wiederholen.
Denn wer wiederholt
Glaubt nicht an sich selbst.
So geh. Dreh nicht den Kopf!
Geh einfach. Geh. Geh.
Geh endlich. Geh.
Gott steh dir bei.
Nur sag nicht
Ade

 

Hauptbahnhof

Wir treffen uns am Hauptbahnhof
Schreibst du
Direkt vorm Manna Fenster
Nun bin ich da
Doch wo bist du
Und wo ist Mannas Fenster?

Ich steh an Mannas Fenster
Schreibst du
Doch ich steh stumm am Hauptbahnhof
Und weit und breit
Kein Fenster!

Es dunkelt schon
Am Hauptbahnhof
Kein GPS … Kein Internet …
Kein Manna -
Kein Umarmen!!

Die Nacht strahlt jetzt limonengelb
Vorm Hauptbahnhof …
Ich friere! …
Ich wär‘ jetzt gern
Mit dir im Bett!!
Ganz ohne Netz
Ganz dicht an dicht im Warmen …

 

Wo bist du

Bahnhof Philadelphia -
Sanftes Punschkrapfengelall
Weht ein Fahrtwind vorbei …

Niemand wirft Schwedenbomben
Nach dir …

Hier liegen keine Amerikaner
Auf den blanken Gleisen …

Schwarz glänzend davor
Schotter vom Schottertor …

Und Regen, Regen, Regen …
Immer nur Regen

Und verlaufene Blicke
Fallen auf die Schienen …

Leise rollen die Züge
Bis vor meine Füße …

Niemand steigt ein steigt aus …

Auf Stöckelabsätzen
Eilen meine Gedanken
Durch Döblings nasse Straßen …
Und klappern die Hauswände ab …

 

Schicksal

Das Schicksal zeigen die Pfade der Hand,
Kaum weichst du ab, steht da eine Wand!
Haben die Sterne dir Leiden gegeben?
So leide, denn dies ist von nun an dein Leben.

Und liebst du vergebens und weißt keine Schuld?
Es hilft nichts, so liebe und leide und übe Geduld.
Dein Lebensweg holpert und führt durch die Not?
Was solls, jeder Weg endet im Tod.

Niemand kann dem Fatum entgehen
Und ist dein Los auch schwer und fatal
Niemand kann das Künftige sehen …
Also vielleicht beim nächsten Mal …

Die Linien durchkreuzen die Hände?
Das Schicksal ist ein wirres Gelände!
Die Liebe ist stark und kommt nicht ins Wanken??
Nichts als ein Trugbild deiner Gedanken!!

Das vergebliche Beten lässt dich verbittern?
Der Unstern des Gottes lässt dich erzittern?
Es ist Gottes Münze, die über dir funkelt
Und dir den Blick aufs Leben verdunkelt.

Wohin du auch fliehst, dein Ziel ist die Qual
Die Linien der Hand verlaufen fatal
Alle Wege sind mau, unzählbar die Zahl!

Du kannst dich belügen
Die Andern betrügen
Doch schau auf die Linien und sieh

Was immer auch täuscht, dein Schicksalspfad nie
Vergeblich versuchst du den Abzweig zu sehen
Doch wo lang du  auch gehst, du kannst nicht entgehen

Wozu also tricksen, wozu List, wozu Lügen?!
Die Götter können nur Götter betrügen!!
Der Mensch ist gering und muss einfach gehen

 

Die gefundene Rose

Ich kenn eine Rose, kapriziös, ohne List
Deren Herz so rein wie ein Blütenkelch ist
Die jeden Tag die Welt aufs Neue entdeckt
Deren Gesang selbst die Toten erweckt

Die Rose Rosa, das gefundene Kind
Keine Mutter kein Brot nur staubiger Wind
Das Leben schenkte noch Armut und Klagen …
Aber ein Engel gab Mut, dieses Leben zu wagen

Rosa Findelkind
Arm wie der Wind
Was hat sie verschuldet?
Die Rose die heiter ihr Schicksal erduldet

So arm, dass nur die Köter sie lieben …
Doch dann kam ein Prinz … Verzaubert … Geblieben!
Die Liebe der beiden wuchs schnell riesengroß …
Er gab ihr sein Herz und nahm ihr ihr Los

 

 

Denk ich ans Meer

Schon seh ich das Boot, es tanzt hin und her
Weit weg, weit weg, mit dem grausamen Meer

Das gierige Meer wird es verschlingen
Es wird mir die Liebe entführen

Das Herz wird all seine Freude verlieren
Zum Schluchzen erstirbt nun mein Singen …

Kehr um, komm zurück, o komm zu Verstand!!
Mit mir sollst du tanzen, mit mir Hand in Hand!!

Und ich renne vor Angst am Strand hin und her
Erbarmen, Erbarmen, du grausames Meer!!

Doch niemand erhört meine Klage …
Verzweiflung beherrscht seither meine Tage …

Ich sehe tagtäglich das tanzende Boot …
Durchleide allnächtlich aufs Neue die Not …

Der Tanz mit dem Meer … am Strand mein Geschrei …
Saudade, Saudade … Saudade aus Blei …

 

Rose Wirbelwind

Rosa Findelkind
Seltsame Rose
Launisch doch niemals erbost
Kapriziös wie der Wind
Kapriziöse Mimose
Kalt ist die Welt
Die mir das Schicksal verlost

Gewiss dein Lachen zerlacht alles Weh
Dein Blick lässt selbst die Welt neu erstehen
Dein Ohr vernimmt noch den zartesten Ton
Da wo ich keinen Ausweg mehr seh
Lässt du die Wolken verwehen
Und die Wand der ich nahe
Öffnet sich schon

Rosa Rose gefunden
Ich weiß weder wann
Ich weiß weder wo
Verwunschen die Stunden
Feen lösen den Bann
So nahst du den Menschen
So fand ich dich dann

Rose Findelkind
Wild duftende Rose
Wild doch nie böse
Zart wilde Mimose
Zerbrich diesen Bann und erlöse
Mich von diesem Treiben -
Ich will nicht
Ich will nicht
Ich will nicht mehr bleiben

Das Haus am Ende der Straße

Dort hinter der Kirche das graue Haus
Dies muss die Wohnstatt des Schutzengels sein
Denn aller Segen geht ganz insgeheim
Von hier in meinen Alltag hinaus

Mein Liebster wohnt dort
Nur er kennt mein Herz, das er mir einst brach
Seitdem führt mein Weg ins Ungemach …
Nur er kann mich heilen, mit einem einzigen Wort

Einfach ein Haus, kaum sieht man Bewohner
Jeder hat‘s eilig, keinen Sinn fürs Beachten
Keinen Sinn für die Flämmchen
Die einst Brände entfachten …

Wer denkt selbst hier, an die heilige Frau …
Auf ihren Wangen wurden Tränen zu Tau …
Wie das Herz der Maria, so hämmert mein Herz
Immerzu zwischen Hoffnung und trostlosem Schmerz

Wie Maria so sei auch du, akzeptiere dein Leid
Trage mit Ehrfurcht dies kostbare Kleid
Mit froher Erwartung so lebe hier
So klopfe dort oben an die himmlische Tür …

So wie der Mondschein
An dein Fensterglas pocht
Hinter dem du verharrst, von niemand gemocht
Doch sieh aus dem Fenster, du bist nicht allein

Ein Licht hinterm Fenster, ruhig und zart
Kaum zu bemerken von etwas weiter …
Gerade dies Leuchten macht den Blick heiter
Während mein Sinnen noch in Trübsal  verharrt …

Bald läuten die Glocken, dann trete ich ein
Zu Unserer Jungfrau, tret‘ vor sie hin …
Ich ahne am Ende des Weges zu sein
In Neumargareten, wo ich jetzt bin

Nein

Mein Blick fliegt nicht mit Adleraugen
Das Meer liegt da wie dunkles Glas …
Drum eil ich morgens aufzusaugen
Den frischen Tau vom Augengras.

Mein Ohr hört nicht aufs Flöhehusten
Doch deine Worte hört es wohl -
Zu schwer um sie rasch fort zu pusten
So klar wie reiner Alkohol.

Meine Gedanken suchen oft die deinen
Im Traum flieg ich manchmal zu dir …
Ich bin bei dir … wird man nun meinen
Doch nein, mein Herz pocht hier …

 

 

Weiter gezogen

Die Jugend ist ein flüchtiger Gast
Die Liebe zieht mit ihr mit
Du glaubst das Leben verpasst
Und bleibst verzweifelt zurück

Die Welt scheint zerrüttet
All dein Zauber zerstört
Die Straße ins Leben verschüttet
Dein Singen bleibt ungehört

Dein Haar warm und nussbraun
Glänzend wie zehn neue Öre
Das Haar ganz junger Frau’n
Unter den Händen sehr teurer Friseure

Dein Rock betont elegant
Deine schmale und schöne Figur
Zart streicht deine Hand
Über die Modefrisur …

Doch die Zeit ist längst weiter gezogen
Leer scheint die Welt, trostlos und weit
Die Jugend war dir nicht länger gewogen
Adieu … Alles hat seine Zeit

 

Die erwachte Prinzessin

Tränen lassen die Blicke verschwimmen …
Längst verklungene Stimmen …
Hinter dem Spiegel öffnen sich  Räume …

Mein Spiegel, was ist nur geschehen?!
Längst Verschwundenes lässt du mich sehen
Mein Spiegel, mein Spiegel, ich träume.

Der Rahmen um das schon blinde Kristall
Ehemals golden nun braun überall
Aus seiner Tiefe steigt Jugend empor …

Liebe, Schwüre, Aufgebote …
Selten Segen … oft Verbote …
Doch überall steckt ein Pfeil des Amor.

Spiegel, mein Spiegel, wie war ich einst jung …
Aus dir steigt nun die Erinnerung
Diese Fee die über die Gegenwart lacht …

Fort! Ich wische den Schleier vom Blick.
Ich kehr aus dem Lande der Märchen zurück.
Verlobt, vermählt, verwitwet … erwacht.

 

 

Warten

Zwischen Wien und Donau fließt
Unterm Fenster der Verkehr
Der woher sich auch ergießt
Ohne Ziel – es fehlt das Meer

Zwischen Hofburg – Burgtheater
Spielt der Alltag täglich Alltag
Zwischen Hetzendorf und Prater
Lebt das Leben das ich mag

Zwischen heute, bald und morgen
Klafft ein vager Zwischenraum
Wo sich Helden ohne Sorgen
Gern verlieren an den Traum

Zwischen einst und war gewesen
Zwischen Punsch und Krapfen
Fang ich an dein Buch zu lesen
Doch mein Herz lauscht auf dein Stapfen

Zwischen Staat und Wohnungstür
Steigst du auf im Stiegenhaus …
Endlich bist du ganz bei mir
Und bläst alles Grau hinaus


Dort drüben

Niemand sonst in dieser Welt
Liebt dich mit diesen Gedanken
Liebt einzig dich so wie du bist
Du bist mein Licht das mich erhellt
Du bist der Quell um Frohsinn zu tanken
Gib Gott dass du dies nie vergisst!!

Höre mein Bitten, aus der Tiefe von mir!
Erhöre  mein Flehen, sei mir das Licht!
Du mein Hoffen immerzu!
O Geliebter, bleibe hier!
Meine Lippen halten dicht!
Immer … bis zur ewigen Ruh!!

Halte das Garn, du wirst dich nicht irren!
Vergiss, vergiss, lass alles zurück!
Wir wollen beginnen, o höre mir zu!
Lass dich nicht verwirren!
Du umarmst mir mein Glück!
All mein Hoffen schützt du!

Gott Amor raubt mir allen Verstand …
Gott Amor verbrennt mir das Herz …
Drum schwöre der die neben dir liegt
Wir gehen zusammen in jenes Land
Bis zur Quelle von Freude und Schmerz …
Während sie hier für immer versiegt


Abschied

Verzieh‘ nicht die Goschen
Ich liebte wie nichts deine Liebe
Doch nun scheint dein Feuer erloschen …
Vielleicht bekam es auch nur eine andre
Vielleicht auch mausten es heimliche Diebe …
Also pack dein Gepäck und wandre.

Nun machst du doch diesen Flunsch
Als hätte ich mich statt deiner empfohlen
Als hättest du nur diesen einzigen Wunsch
Ich käme und kniete in Demut vor dir
Um die Liebe wieder zu holen …
Ich frag dich Geliebter, was denkst du von mir!!?

Ein Kerl wie ein Bär – und dann diese Schnute!
Schmierenkomödie, Hinterhaus-Show!
Wäre mir bloß nicht zum Heulen zu Mute
Ich würde wohl schreien vor Lachen
Also sag ich es so:
Du solltest dich nun auf den Wanderweg machen!!

Ode von der vergessenen Stadt

Stadt, du bist längst vergessen
Stadt, nur Tote leben noch hier
Stadt, ich will mich vermessen
Stadt, Wohnung zu nehmen in dir

Stadt, mich ziehen die Führer der Träume
Stadt, in das Schweigen, das Licht
Stadt,  den Duft, den Staub, das stumme Gesicht …
Stadt, zu dir, zu dir … in deine Räume

Stadt, ein Spalt nur, für mich öffne die Tür
Stadt, inmitten der silbernen Mauern
Stadt, kein Leid, kein Überdauern
Stadt, gewähr mir Quartier

 

Fado Fortune

Man nennt dich Fortune, doch sehe ich hin
Scheinst du ziemlich lustlos ob all der Müh‘n
Als wärest du nicht Fröhlich im Sinn?!
- Wo ist die Sonne, Trübsal Fortune?

Wie aber kannst du dich unglücklich nennen?!
Was immer dich traf, war vom Himmel ein Stück.
Und heute willst du all das verbrennen? …
- Unter den Augen des Engels vom Glück.

Die einst an dich glaubten verloren den Glauben …
Nun denn sieh nach vorn und denk nicht zurück …
Du verkehrtest mit Blinden … mit Ohren von Tauben
- Wer glaubt schon dem Boten sein Glück.

Doch dir ist nie wirklich Arges geschehen
Stets rief eine Stimme beizeiten: Zurück!!
Wer immer auch drohte, du konntest ihn sehen
- Im eisernen Griff von deinem Glück!!

Ach, du taumelst ein Stück?! …
Ach, du zweifelst am Weg?! …
Vor dir ragt Bifröst … der ewige Steg?! …
- Schon stößt dich das Glück auf den Saumpfad zurück!!

Nun reiß dich zusammen, der Schmerz grüßt vom Glück …
Ich weiß, ich weiß, die Wirklichkeit reibt …
C 'est la vie mon ami … Wer hören will schweigt! …
- Bedenke: es ist noch ein Stück! …

Doch läuft dein Schiff aus … direkt geradeaus
Zum Horizont … und darüber hinaus …
Und die Kaimauer fällt … und es gibt kein Zurück …
- Dann wink dein Olé! dem kommenden Glück


 

Willst du denn gefunden werden

Willst du denn dass ich dich finde
Willst du denn dass ich dich suche
Willst du denn dass ich mein Leben
Einzig dir zu Füßen lege

Wenn ich durch die Zimmer irre
Wenn ich durch die Tür ins Stiegenhaus
Eile um die Stufen überspringend
So direkt ins Morgenlicht zu tauchen

Sanft wie unsre Donautage
Im Gras am Ufer Träume und Gedanken
Strömen beinahe lautlos vorbei

Willst du denn dass ich dich suche
Willst du denn dass ich dich finde
Willst du denn dass es dich gibt

 

Viollas Lied

Ich warte auf dich, doch wer will sich vermessen
Sein Heut zu erreichen, ohne was war zu vergessen
All das was ist, was bleibt, was werde
Aufs Neue entdeckt, den Himmel, die Erde.

Erwartest du mich? Leer sind meine Hände!
Einzig mein Herz ist meine Gabe
Der einzige Schatz, mein Geliebter, den ich noch habe
Mein Weg führt zu dir, durch Straßen und Wände

Doch ich will keine Lügen, versprich mir nur nichts
Auf was ich auch baue, es wird dich nicht halten
Einzig dein Herz … vermag ich zu hören

Die Nacht ist die Zuflucht des Lichts
Dein glühendes Herz wird schon morgen erkalten
Und du wirst mit ihm meine Träume zerstören

Der Fesselballon des Herrn Ming

Im Herbst nach über dreißig Jahren
Hat er in Wien Herrn Ming gesehen.
Sofort erkannt! Nach so viel Jahren!!

Er sah ihn in ein Parkhaus treten
Wo nichts als Bäume waren
Kreischend tobend Affenscharen
Keine Schilder und Instanzen
Nichts als Palmen Orchideen
Tiger und Lianenpflanzen

Wilde schleichend mit Musketen
Sah er da im Treppenhaus
Dampfend Missionarstopfschmaus
Strandbalkone Wüstenfuchs & Wüstenmaus
Schlangen zischeln schnell davon
Flötenduft … ein Heißballon …

Das Parkdach ließ sich schnell umrunden
Jedoch Herr Ming
War längst verschwunden

 

 

Wind

Wind, wilder heulender Gast
Kaum dass du mein Dasein verwirbelt hast
Tobst du schon weiter
Wind, apokalyptischer Reiter

Der Himmel hängt nicht voller Geigen
Der Himmel hängt voller Fetzen
Die willst du rasch zeigen?
Nur mit der Ruhe, ich lass mich nicht hetzen

Die Krähen wehen mit rauhem Gesang
Die Zäune erzittern, die Dachschindeln fliegen
Über den Gehweg die Straße entlang
Als könnten sie dich doch noch kriegen

Die Mütze sitzt schief, es klappern die Fenster
Die Zapfen der Tanne bedecken den Boden
Im Schornstein heulen erschrock‘ne Gespenster
Verhüllt nach vorigen Moden

Der Januar pfeift mit dir sein Ade
Nur Mut, nur Mut, das Leben geht weiter
Was heute noch schmerzt tut im März nicht mehr weh
Wer heute noch weint ist im März wieder heiter

 

Nein!

Nein, ich will nicht mehr, und nochmal
Nein!! So viele Kapitäne
Doch nirgendwo ein Boot
Kein Hafen und kein Dach

So sitz ich hier, mit Hut und Schal
Und hör‘ euch singen all ihr Schwäne
So ganz allein in meiner Not!
Wo blieb die Kraft? Ich fühl mich schwach

Und mein Verstand sagt mir mit fester Stimme:
Du bist zu schwach! Du musst es lassen!
Gott schütze dich vorm Überheben!

Feigheit ist und bleibt das Schlimme
Raunen die die Zweifel hassen …
Nur Mut, auf geht's, so ist das Leben! …

 

Mittwoch

Der glänzende Morgen beginnt den Tag einzufärben
Das Zimmer, das Träumen erheitert sein Licht
Der Müllwagen lärmt den Sandweg entlang
Wenn das Wetter so bleibt, wird heut Herbstlaub verbrannt

Warm hüllt mich das Bettdeck, die Augen noch zu …
Ganz kindhaft tappt nur mein Denken umher …
Ich hör den Atlantik, ich fahr mit der Bim …
So dösend im Heute scheint das Gestern nicht schlimm …

Kaffeeduft steigt die Treppe hinauf
Dort unten hör ich ihr ruhiges Gehen
Durchs offene Fenster scheint der Tag herzusehen

Jetzt schlägt es schon Acht, schimpft lauthals der Spötter
Jetzt steh endlich auf, ermahnt mich der Tag
Die Augen fest zu, warnen mich deine Schritte

 

Sonntag

Heute besucht mich die Stille
Heute schläft mein schläfriger Wille
Heute ruht hier die Zeit
Heute umarmt mich Gelassenheit

Im Garten hör ich das Läuten
Der Glocken zu Messdienerzeiten
Heute woll’n selbst die Götter ausruh’n
Heut ist der Tag um gar nichts zu tun.

Am Sonntag denke nicht ans Triviale
Keine Messlatte misst, auch keine Lineale
Am Sonntag vergiss all die bitteren Stunden

Den Ärger, den Zorn, die Eingang gefunden
In dein Herz, die Träume, dein Denken
Sonntag heißt Frieden, den Engel uns schenken.

Sonnabend

Am Abend badet die Sonne im Meer
Am Morgen baden wir hier
Am Abend fließt der Tejo zur Nacht
Nach Sonnuntergang bis ins Morgen gelacht

Am Abend glüht die Sonne hellrot
Am Morgen beim Frühstück mit duftendem Brot
Am Tag mit dir durch Meidling gebummelt
Am Abend mit Lachen beim Halma geschummelt

Überall und nirgends geborgen
Je nachdem ob du bei mir bist
Singe ich oder gräm mich in Sorgen

Je nachdem ob du bei mir bist
Ob du mich liebst, ob du mich küsst …
Spür ich das Heute, glaub ich an morgen

Fernab

Der Morgen sah vorbei
Der Mittag sah durchs Fenster
Der Abend sieht vom Dach
Nur du bist nicht zu sehen.

Davon, ohne dich umzudrehen
Fragst du auch nie dem Heute nach
Die Welt ist stumm, die Welt ist finster
Dir aber scheint dies einerlei.

Der Tag ist spurenlos verschwunden
Die Woche trieb dem Ozean zu
Der Monat wechselt seine Namen
Die Jahre wechseln ins Vergessen.

Nur um den Herzschlag auszumessen
Eilten die Stunden die da kamen
Ich bettelte um Ruh
Und zählte die Sekunden.

Vergessen ist was ich entbehre
Die Zeit zerfällt von der ich zehre
Wozu mir eine neue weben…
Ich träume hier fernab vom Leben

 

Warum

In unserm Park seh ich Fasane unsern Weg  spazieren
Von meinem Fenster sah ich gestern dich
                                                für mich verlieren
Gen Innenstadt, für immer fort, verschwunden
                                                      und verloren!
Warum, mein Gott, hat meine Mutter mich geboren!!

Die Sonne scheint, die Welt ist grün, die Heimchen geigen
Doch unsre Bank ist leer, dort wo die Wege sich verzweigen
So oft sind wir hierher, verliebt, sind stumm gesessen …
Nun bist du fern … Vielleicht hast du mich längst vergessen

Enten eilen her und hin, schnattern wild dazu
Tosend fragt das Bienenmeer: Wo bist du?
Der Staub steht still, selbst die Fasane schauen
                                         fragend zu mir her …

Ich summ mein Lied: Mein linker, linker Platz ist leer
Ich sehn mich sehr … Ich wünsch mir meinen Liebsten her! …
Doch niemand naht. Die Bank bleibt leer. Du kommst
                                                             nie mehr

Montag

Im Topf auf dem Herd verbrennen die Linsen
Kontakt gibt‘s heut nicht, nur Tränen mit Plinsen.
Am Freitag offerierte ich Bohnen
Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln und Speck
Am Samstag Krainer mit Erdapfelsalat
Am Sonntag gab’s Küsse mit Lieblingsspagat …
Das Glück ist ein Berg auf dem wir gern thronen! …
Doch seit heut früh ist der Himmelsthron weg.

Montags gibt‘s Frühling, gibt’s Sonne, gibt’s Schnee
Montags liegt Nebel auf Wiesen und See
Montags gibt’s Hitze, gibt’s Frost, gibt’s milde 10°
Montags gibt’s Krieg, Grüß Gott, Herr Soldat

Von nun an will ich den Dienstag abwarten
Nur nicht vors Haus, nicht mal in den Garten
Am Abend ins Bett, ohne Trinken und Essen …
Warum o mein Montag hast du mich vergessen?

 

Am Montag hat mich die Liebe vergessen! …
Vergessen die Lust, den Himmel zu messen …
Wo mein Blick heut hin fällt hast du gestern gesessen …
Wozu soll ich leben, trinken und essen …

War‘s Montag, als der Adler den Dichter erschlug?
War’s Montag, als Prometheus die Götter verriet?
War’s Montag, als die Liebe den Heroen verbrannte?
War’s Montag als der Stier die Schöne fort trug?
War’s Montag als das Glück den Ödipus mied?
War’s Montag als Joseph sein Schicksal erkannte?
War’s Montag, als durch Ithakas List
Troja für immer vernichtet ist?

Der Montag kennt weder mich noch Erbarmen
Der Montag will eine Jüngere umarmen
Er sieht weder Leid noch Tränen genau
Ade schöner Montag, die Liebe macht blau

Donnerstag (Fado)

Du kommst mir immer nur mit Klagen
Du siehst nur Schmutz,  doch nie den Himmel
All dieser Kot – wer kann das tragen
Geheul, Geschrei, Friedhofsgebimmel …

Lass uns doch mal ganz einfach schweigen
Lass uns mal den Göttern danken
Lass dir auch mal das Schöne zeigen
Statt unterm Menschenlos zu wanken

Sieh dich mal um, all die Momente
Leis und lächelnd offeriert
Ach, wer dies alles zählen könnte
Hat fast beinah das Himmelstor passiert

 

 

Glaub mir, wer trotz der Tränen
Sich am Leben freuen kann
Braucht sich nicht nach Erlösung sehnen
Denn kein Gott tut ihn in Bann

Du glaubst, woanders ist es besser
Du denkst, das fremde Gras ist grüner …
O, ohne Griff ist dieses Messer
Und bös von Neid gackern die Hühner

Hör auf mich, und lass dein Klagen
Glaube mir, so ist das Leben
Es bleibt uns doch so viel  zu sagen
Bevor wir uns’re Münze geben

Lass dein Klagen, trag den Kummer
Denk nicht immer nur an Leid
Lob die Ruhe, und den Schlummer …
Jede Zeit hat ihre Zeit

 

Unbezwingbar …

Überall kann man dich siegen seh’n,
Allmächtig und heiter, stärker kann man nicht sein,
Keine Brust kann deinem Pfeil widersteh‘n
Selbst in das Herz des Herodes dringt er hinein.

Ich spüre deinen Zauber der bis in die Haarspitzen geht
Der mich unterwirft in all meinem Werk
Du siegst!, ruft mein Herz – dein mächtiger Prophet,
Der Koloss von Rhodos ist daneben ein Zwerg.

Du erhitzt alles Leben in deinem Tiegel
Von allen Sinnen brichst du die Siegel
Entschlossen und stark, kein Womöglich kein Falls! …

Kaum kann ich atmen, so schürst du den Hals
Als würgte mich Schnur aus chinesischer Seide
Doch ich lieb diese Schnur wie ein edles Geschmeide

 

 

 

Unerbittlich

„O wie fest hat‘s mich gepackt, wie unerbittlich,
Wie hat mich das Fieber der Venus erwischt
- Allein deine Schönheit, so griechisch, sympathisch,
Du Sinnbild, Göttergestalt, verführend und licht

Du himmlischer Blitz in dieser düsteren Welt …
Du herrlicher Geist, du Goldenes Blatt …
Du leuchtendes Herz, das jeden Abgrund erhellt
Das selbst meine Trauer erheitert hat …“

Ein zartes Papier, das Aromen befeuchten
War die Antwort voll bitterer Tropfen:
„Ich bin kein Gott, ich muss dich enttäuschen!

Nichts als Phrasen, Phrasen hör ich dich klopfen
Zuviel falsche Worte, zu grelles Leuchten:
Billiges Parfüm zu erfundenen Räuschen!“

 

 

 

Fado Fado

Ich geh heut dreitausend Schritte
Heute gehe ich zu ihr
Ohne Halt durch Meidlings Mitte
Ohne Umkehr vor der Tür

Heute kommt er ohne Zögern
Heute hab ich allen Grund
Laut zu singen statt zu weinen
Heute küsst mich doch sein Mund

Quer durch unsere fremde Stadt
Gehe ich auf trautem Wege
Der nur eins zum Ziele hat
Dass sich nichts dazwischen lege

Heute nimmt er alle Stufen
Heute jubeln alle Treppen
Ach, wie sehr hab ich gerufen
Komm zu mir, um mich zu retten

Schon am Gasometerturm
Turm und Meter sind verschwunden
Schnell mein Herz zähm‘ deinen Sturm
Denn die Uhr dreht ihre Runden

 

 

Ach, der Morgen ist verschwunden
Selbst der Mittag ist vorbei
Und die Nacht ist voller Wunden
Von der Hoffnungsstichelei

Wieder  war zu viel versprochen
Bloß im Regen wacht die Nacht
All die Schwüre sind gebrochen
Und die Leiden neu entfacht …
               
Ach, ich warte, warte, warte …
Seh am Fensterglas die Tränen …
Stunden, Tage … die ich warte …
Voll Verzweiflung ist mein Sehnen …

Lass es uns noch mal versuchen
Lass uns zueinander gehen
Folg dem Fado, lass uns suchen
Dass wir uns einst wiedersehen

Warum nicht jetzt gleich versuchen
Dass wir zueinander finden
Glaub dem Fado, eil beim Suchen
Alles Glück gehört den Blinden

Vergessen

Vielleicht kannst du dich schon längst nicht erinnern
An unser stilles Spazieren allein
Zum Fluss wo heiter die Flussnymphen flimmern
Ans Ufer, ans stille Dort Sitzen mit stürmischem Wein

Vielleicht auch vergessen, jetzt im April
Die einfache Wohnung, in der wir einst lebten
Selbst in der Woche war es dort still
Während wir mit den Augen am anderen klebten

Vielleicht auch vergessen den Park und die Gräser
Die vergangene Zeit mit mir in diesem Land
Hättest du meinen Mund den Blick durch die Gläser
Ohnehin nicht wiedererkannt …

Glücklich entkommen aus Babylons Mauern
Zu mir, die ich vor Glück fast erblinde
Als würde die Liebe für ewig andauern
Und nicht bei uns bleiben, wie der Goldstaub der Linde

Vielleicht hast du längst deinen Kummer vergessen
Über die Nacht die unser Geheimnis freigab
Über die Alben die unsere Küsse wegessen
Die verwitterten Steine auf unserm Grab

Vielleicht ist dir längst alles Träumen ermattet
Viel Zeit ist vergangen seit du fort von mir bist
Die Vögel singen vom Herbstlaub beschattet
Deinen Namen grad so als ob du mich küsst

Heut, da der Herbsthauch, weich wie ein Tuch
Mir all mein Haar in Unordnung bringt
Als kämst du höchstselbst wenn auch kurz auf Besuch
Während die Amsel aus den Brombeeren singt

Vergessen, wie ich beinah im Leben ertrunken?
Du hast mich in die Arme genommen
Ich war bereits unters Wasser gesunken
Doch du bist mit mir ans andere Ufer geschwommen!

Heut steh ich am Ufer, mein Herz ist verkrampft
Der Fluss steigt schon wieder, doch nirgendwo Schutz
Ich höre sein Murmeln, so lieblich und sanft …
Das Fieber der Liebe lockt mich, in den Schmutz …

Ich höre die Straße, das Lärmen der Wagen
Neben mir flattert ein Schmetterlingsmeer
Ich hör dich im Geiste Gedichte aufsagen
Ich hör deine Stimme … sie fehlt mir so sehr

Oder wir beide, am Meer, Hand in Hand
Einsames gehen, die Finger verflochten
Die Sonne hat zärtlich die Haut braun gebrannt
Während Alfamas Teerstraßen kochten

Deine Wangen glänzten wie Kupfer gefärbt
Wir haben einander wie Wunder bestaunt
Deine zärtlichen Lippen wie vom Salzwind gegerbt
Haben tausende Träume meinem Ohr zugeraunt

 

 

Du wie um zu trinken zu mir geneigt
Kein Regen, kein Laut, der dich unterbricht
Dann hat uns die Welt ihre Blitze gezeigt
Mal war es finster, mal gleißendes Licht

Und dann diese Nacht, in Ektase gefallen
Mal kleine Riesen, mal riesige Zwerge
Das Lärmen der Frösche, Himmelszelthallen
Goldgelbe Wüsten, maigrüne Berge

Wir saßen umarmt auf einer verwunschenen Bank
Im Zentrum des Weltalls über tiefgrüner Wiese
Wir träumten uns Träume aus Bitten und Dank
Ich war die Prinzessin und du warst mein Riese

Hast du wirklich all das schon vergessen
Wir, verschmolzen wie das endlose Meer
Wir haben voll Hunger unsere Küsse gegessen
Und nichts als das Rauschen des Nichts um uns her

Oder dann damals, in dem Urwald aus Mais
Einzig wir beide, wie das Efeu verschlungen
Du in mich gepresst wie ins Efeu das Reis
Haben wir innig das Schicksal besungen …

Vergessen, vergessen … auch meine Gedichte …
Den Fado Paço do Lumiar
All die vielen Gesichte
Die dir einst zeigten wer ich einst war …

All mein Werben um dich – hast du vergessen?
Was solls, alles auf Erden stirbt und vergeht
Man kann das Morgen nicht messen
Und das Heute hat uns das Gestern verweht

Heut leide ich stumm wie eine Zypresse
Stumpf wie ein Grabstein kalt und zerbrochen …
Gib Gott, dass ich ihn vergesse
Ich habe nur kurz das Eden gerochen

Vergessen ist alles, nichts war’s als ein Traum
Ein schönes Es war … vergessene Tage
Fort sind die Blätter, nun jammert der Baum
Verloren, vergessen, was immer ich sage.

Doch bin ich gestorben lass mich bei dir sein
Ohne heute und morgen und gestern
Blass wie ein Geist aus Marmorgestein
Mit dichtem Schleier wie die verwunschenen Schwestern

Und ich sehe nach dir stumm wie der Tod
Wie in den Sagen schütze ich dich als dein Schatten
Kummervoll weinend ob meiner Not
Wie fern, wie fern, die Zeit die wir hatten …

Ich fluche der Welt, ewig und weit
Kein Flehen bewahrt mich vor ihrer Strafe
Niemand entkommt, da hilft mir kein Pfaffe
Wohin ich auch geh, mich erwartet die Zeit …

 

Juni

Für dich hab ich mein Lied geschrieben
Ich schrieb‘s gleich nach dem Landen
Doch wo sind die geblieben
Die jedes Wort verstanden?

Hab ich nur meinen Traum beschrieben?
Hat mich mein Flug dorthin getragen?
Doch wo bist du seither geblieben?
Wem soll ich nun mein Lied aufsagen?

Das Lied hat mich emporgetrieben
Die Sterne haben mich verstanden
Die Wolken haben mich verliebt gerieben
Doch du bliebst stumm, so musst‘ ich landen

Ich landete im Blütenmeer
Ich schwamm durchs Wiesengrün …
Am Ufer dann … die Welt scheint leer
Ich ruf nach dir. Wo bist du hin?

 

Mein Spiegel

Ich wohn‘ im Leben, Jahr um Jahr
Mein Spiegel hängt im Stiegenlicht
Ich staune stets was ist, was war
Mich tröstet dein Erinnern nicht.

Mein Spiegel scheint verspielt
Er zeigt zu wenig und zu viel
Wohin mein Blick auch zielt
Ist Illusion im Spiel.

Dass man das Morgen sieht ist die Gefahr
Sieht man das Heute Jahr um Jahr
Man sieht den Tag im Abendlicht
Bis unversehens der Spiegel bricht

Geduld 

Was ich dir auch schenkte, du wolltest nur Zeit
Wann immer ich flehe, sagst du nur Geduld!
So sehr ich auch bitte, Erwarte die Zeit!
Nun werde ich gehen, verzeih meine Schuld

Ich wollte mein Glück der ganzen Welt zeigen
Ich wollte so gerne zeitlos mit dir lachen
Doch du sagst nur Bald, noch lass uns schweigen
Du sagst Nur Geduld, die Zeit wird’s schon machen

Ich schloss meine Augen, wenn ich neben dir lag
Meine Träume sah ich im Winde verwehen …
Mir fehlt die Geduld bis zum Nimmerleinstag
Ich will nicht mehr warten … ich werde jetzt gehen

 

Was für ein Tag

Das Telefon rauscht obwohl es nicht regnet
Die Munddusche läutet im Dachgeschosszimmer
Der Zusteller hat mein Päckchen gesegnet  …
Und nebenan lärmt der Triangelstimmer

Das Internet duftet nach Winter und Schnee
Der Luftraum im Träumen bleibt vorerst gesperrt
Wo gestern ein Sandweg glänzt heute ein See …
Wohin ich auch schaue die Welt scheint verzerrt

Du schreibst du kannst heute nicht kommen
All unsere Brücken zerfraß wohl der Rost …
Einstmals hast du das Weltmeer durchschwommen …
Heut sagst du kurz ab mit der Worthäppchen Post


An die Schönheit

Wenn es Gott gefällt
Stehst du einsam zwischen Trümmern
Einsam wie ein Staubkorn im Weltall
Und du denkst verzweifelt
Wie flüchtig ist doch die Schönheit.
Gewiss, nur dann, nur dann.
Doch dann durchströmt dich ein Feuer
Und sogleich sagst du:
„Was immer geschieht –
Ich lasse mich nicht unterkriegen!“
So steht mir bei, all ihr Engel,
Und befreit meine Seele
Von aller Verzweiflung und allem Kummer!

 

Ermahnungen

„Kind!“ sagte das Leben eines Tages zu mir.
„Noch bist du jung! Grün und klein und unreif …
Lass mich dich lehren die Jugend zu schmücken:
Sei edel bescheiden,
Öffne den Blick und dämpfe die Stimme.
Gehe leicht und beschwingt,
Wie auf Zehen über die Wiese!
Schweige, sei still – höre aufmerksam zu!
Sei immer heiter – begegnen dir Schmerzen
Zerbrich nicht vor Schreck (dies vor allem befolge!)
Beruhige den Atem! Doch höre nicht weg!
Dann, wenn dich das Echo erreicht
Findest du meine Rosen ganz leicht.“

 

Klinge du Klinge

O Klinge
Elegant, biegsam und scharf
O schmale Klinge
Gehorsam wie jemand der alles darf
Hart wie der Stolz, den ich besinge
Hart wie der Stolz, der keiner Liebe bedarf
Hart lass mich sein, wie du schöne Klinge!

O wie ich dich hasse
Mein schlechtes Gewissen
O wie ich dich hasse
Hasse das Fähnchen der Demut zu hissen
Feige hisst gleich auch die andere Hand
Wie ich es hasse, es hat mich erkannt
Kalt hat es den Hochmut zerrissen
Der Tod allen Stolzes, leichenbleich fahl.

Hilf du mir, mein Hass, sei mir mein Gral
Mach aus mir ein Schwert, aus gehärtetem Stahl!

Heile, o heile

Gleich Blumen blühen die Namen für dich
Doch heut muss ein kalter hinzu:
Grausames Messer muss ich dich nennen
Denn gerade so grausam bist du.

Mein Sterben beginnt sobald wir uns trennen
Dein Bild wird mir fremd in den fiebrigen Stunden
Ich rufe nach dir, nur du kannst mich heilen
Doch einzig dein Messer hat mich gefunden.

Mein Morgen bist du, mein Frühjahr bist du
Frisch wie der Wind ohne Wehleidigkeit
Vertreibst du die Qualen, den Jammer -
Erwachendes Leben und Duft weit und breit. 

So heile mich rasch mit deinem Lächeln
Lass mich die heilenden Düfte einsaugen
Lass sie mich tagtäglich umfächeln
Bleib immer bei mir, kein Bild nur für Augen.

Nur du machst gesund
Nur du kannst mich heilen
Du taufrischer Frühling
Komm, um zu verweilen.

 

Heimatlos

Die Seele der Kunst hat ihre Heimat verloren
Rastlos wandert sie ohne eine neue zu finden
Sie sieht überall, dass die Wahrheit vergessen
Sie sieht überall, wie das Lügen sich lohnt
Wie der Mensch den Menschen verachtet
Erfüllt von Hass und Ekel gegen sich selbst.
Ja, das scheint leicht, das geht schnell.
Sorgen und Kummer lieben es bequem.
Sich freuen hingegen scheint schwer und schwierig
Doch die Freude ist die Seele der Welt.

Doch die Freude sucht vergebens nach Heimat
Und nimmt gewiss nicht die erste Beste für sich
So muss sie wandern und wandern, ohne Obdach
Ohne Willkommensgruß, ohne Beachtung, rastlos
Weiter und immer weiter, denn sie kann nicht leben
Wo die Lüge wohnt, ohne ihre Frische zu verlieren
Sie würde sich verabscheuen, wenn sie die Reinheit
Verlöre wie ein irgendein beliebiges Geschenk.
Ja aber, was ändert all dieser Jammer, fragst du.
Geduld, mein Herz, Geduld. Du erfährst es früh genug.

 

Wenn dieses Leben tatsächlich das einzige ist …

Was wenn dieses Leben das einzige ist …!
Nur eine Stunde – doch welch lange Stunde!
Ein tiefer Brunnen, ohne Wasser,
Ein helles Leuchten, ohne Ziel,
Und wir, wir dösen im Halbschlaf der Mutlosigkeit.
Wir verschlafen diesen kurzen Moment! …
Warum verbirgst Du all die Möglichkeiten des Lebens,
Du Gott allen Werdens,
Gib uns wache Zuversicht
Gib uns klaren Verstand
Gib uns Kraft für Abenteuer!

 

Die Pforte

Ich liebe das Weiß der Berge, dieses Marmorweiß
Deren Gipfeln diese gewaltige tiefblaue Stille umfließt,
Und das Glitzern der nicht zu bändigenden Ozeane
Und dorische Tempel, und Gläser aus kühlem Kristall.

Doch voller Andacht verharre ich auch
                                        vor der halboffenen  Kirchentür
Und schaue durch die Töne der Dämmerung hindurch
Dorthin, wo das Leuchten der Altarkerzen ruhig strahlt
Gegen die Unruhe der Zeit, Advent ist,
Und der Wintermorgen starrt finster
                                                      durch die hohen Fenster.

Vor den heiligen Kerzen, die alles erhellen
Widersteht der Priester der Dunkelheit
Und fleht zu Gott
Die Knie gebeugt zum Gebet, einsam im Ornat
Und besingt mit geschlossenen Augen
                                                       diese Einzigartige Pracht
Die tiefe Seele der Welt
Und lauscht der mystischen Botschaft die sie verkündet.
Wenn du dies einmal bei den brennenden Altarkerzen
                                                                   vernommen hast
Vergisst du niemals die Ruhe in Gottes blühendem
                                                                                     Garten –
Du küsst den Stein des Torbogens
                                                        und wendest dich dorthin.

Nicht zu dem Weiß des Berges, der Marmorweiße                                                                 
                                                       in der blendenden Sonne
Nicht zu dem geliebten Fernblick, nicht zurück
                                                     in die Mitte des Alltags
Du gehst zu ihm!
Das Leben, zart und zerbrechlich, wächst immerzu
Überall, diesen Weg gehen viele
Doch es gibt einen Weg auf dem kein anderer geht.

 

Heut ist der Abendhimmel nackt

Heut ist der Himmel zart und entblößt
Er zittert ein wenig, vielleicht weil er friert?
Noch nie sah ich ihn so heiter gelöst
So munter, so offen, so ungeziert.

Sag, bist du nicht müde nach so einem Tag
Ein Tag, wie Sand zwischen Fingern zerronnen
Selbst wer sich nicht beklagen mag
Hat doch Erschöpfung gewonnen.

Du ziehst am Abend dein Tageskleid aus
Kaum  bist du nackt, verschwinden die Sachen
Doch du lachst nur leis, denkst endlich Zuhaus
Lasst mich nur morgen mal machen.

Du siehst im Tagwerk allein allen Sinn
Schaffen und schaffen und Neues erbaut
Dich treibt keine Gier nach Glanz und Gewinn
Du lachst nur am Abend und steigst aus der Haut

Die Freude der Menschen ist dir genug
Wie du sind auch sie nackt geboren.
Erst das Kostüm macht den Betrug
Erst im Kostüm geht die Unschuld verloren.

Der Tag fällt wie ein müdes Blatt
Vom Baum des Allerlei
Die Menschen löschen die Lichter der Stadt
Der Tag ist schon lange vorbei.

 

 

Das heilige Licht

Die Nacht ist stumm vor lauter Schmerzen
Aus den Tiefen tiefster Qualen.
Leuchtet weit ihr sieben Kerzen
Hell lasst euer Licht erstrahlen!

Wenn der Zug der Engel geht
Ruft mit eurem Schein.
Lasst sie hören mein Gebet:
Lasst uns heute nicht allein!

Krieger, eingehüllt in Himmelsflammen,
Hebt das Schwert des Weltgerichts!
Niemand zählt je all die Flammen –
Nur für euch strahlt dieses Licht!

Reiter auf des Sturmes Rücken
Dunkel dröhnt ihr Flügelton
All die finstren Mächte drücken
Sie mit Kraft und kaltem Hohn.

O Herr der Engel, zorniges Sieden
O ewiges Brausen, ewige Macht!
Schenk Blumen uns, gewähr uns Frieden,
Bezwing mit deinem Licht die Nacht!

Der Segen der Fadista Minzi Zaanrad

I

Zwischen Schnee und Winterschweigen
Schläft das morgengraue Land
Die Gardinen wollen mir zeigen
Dass die Sonne sie nicht fand.
Knochig packt das Angsterwarten
Mich mit seinem harten Stamm
Und den toten Blumengarten
Kämmt der Frost mit scharfem Kamm.

Von nirgends ein Laut, so ferne bist du
Rede, o rede und wecke das Land!
Erlöse den Baum aus der Leichenstarrruh
Belebe die Luft mit winkender Hand!
Lass Blüten regnen auf all meine Pfade
Sonne, schicke dein Lächeln hierher
Ich rufe, ich bete: Gib Blumen, nun grade!
Bitte gib Blumen!! Die Welt ist so leer.

Bleich ist die Welt, mager und weh
Kalt und verkrampft die knochige Hand
Von eisigem Schweigen und eisigem Schnee
Bin ich schon selbst wie ein angstgraues Land.
Der Trank ist da, ich will noch nicht nippen.
Wer den Tod niemals kostet, wird auch nie frei
Zu Strichen verkniffen bleiben die Lippen
Stolz wie der Tod eilt das Leben vorbei.

 

II

Ich weiß nur so viel: die Liebe kann heilen
Mit starken Flügeln erhebt sie sich hier
Um brausend zu dir zu eilen
Zu dir, zu dir, zu dir!!
Sie stürzt, sie fällt dir zu Füßen
Auf ihrer Spur glüht Sternenstaublicht.
Doch du, stolz und ohne zu grüßen
Beachtest den Sternenstaub nicht.

Wirst du überhaupt meine Liebe erkennen?
Du siehst vorbei mit eiskaltem Blick
Ich spüre nur Leere, Kälte und Brennen
Ach bringt mir, ihr Engel, doch Liebe zurück.
Spürst du es nicht, oder willst du nicht spüren
Die ganze Welt ist eisig um dich.
Ich sehne mich so, dich ins Warme zu führen.
Gibt es denn gar keine Hoffnung für mich?

III

Noch schmaler als sonst ist deine Hand
Bleich und spitz überall
Träumend von einem sonnigen Land
Bezeugt ihr Anblick den Fall.

Blumen, gelb und weiß und rot
Früchte an jedem Ast
Alles verblasst neben der Not
Verwelkt wie vom Herbst angefasst

Blaue Wellen, Glitzerschaum
Silberberge, gold’ne Stiegen
Verblassen vor dem grauen Traum
Selbst die Brunnen, die versiegen.

Welch ein öder Schicksalsschlag
Ließ dein Glück enteilen –
Teil mit mir den bitt‘ren Tag
Lass uns all den Kummer teilen!

Lad auf mich all deine Sorgen
Ich will gern für dich erfrieren
Findet nur ein Sonnenmorgen
Dadurch her, den Tag zu zieren.

Wenn nur all die Sonnenstrahlen
Neuen Mut zum Leben geben
Dich mit Sonnengold bemalen
Geb ich gern dafür mein Leben.

IV

Jedes Wort von dir treibt Wurzeln
Reißt mich beinah ganz entzwei
Lässt mich stolpern lässt mich purzeln
Nirgends ist ein Halt dabei

Trockner Mund, steifes Genick
Jeder Schritt ist wie aus Holz
Jede Tonart, jeder Blick
Dringt scharf ein und bricht den Stolz

Grau ist jeder Tag für mich
Aschgrau all mein Wesen
Mein blanker Spiegel hält kein Licht
Im Schicksalsbuch kann ich nicht lesen

V

Ich ahne, der Tod, das bist du
Hoch und bleich und unnahbar, bist du
Das Antlitz blass wie ein Elfenbeinmal
Das endlose Meer, die ewige Ferne, bist du –
Den Mund fest verschlossen, in ewiger Qual.

Du bist der Tod! Und ich dein Gewinn
In deiner Hand, nach deinem Sinn
All mein Mut ist fortgeschwommen
Wehrlos und kraftlos treibt er dahin –
Du hast meinem Traum die Flügel genommen.

Aber ich liebe dich, mein schöner Tod
Dich, du mein bitterer Tod
In dessen Hand mein Leben verdorrt
Du mein holder, holder Tod –
Ich segne dich immer, für diesen Mord!

VI

Alles, alles was ich besitze
Sei dein, dein mehr als mein,
Alle Schönheit die ich besitze
Sei dein, dein, dein.

Alles will ich dir zu Füßen legen
Mein ganzes Leben, alle Zeit.
Auf meinen endlos stillen Wegen
Bist du bei mir, o Einsamkeit.

Ich liege wach in den Nächten
All die Gedanken sind leer
Und doch ahne ich dich
Bist du rings um mich her

Freudlos ist mir mein Leben
Bist du nicht bei mir
Die Welt hat sich selbst aufgegeben
Bist du nicht das Zentrum in ihr

VII

Leuchtend wachsen am Stadtgartenrand
Die Blumen die ich dir pflückte
So dass ich fast selbst zu mir fand
Während ich mich nach ihnen bückte

Mein Lied hat die Nacht zum Schweigen gebracht
Wozu denn noch singen statt stöhnen?
Stöhnen als hätten Dämonen gelacht
Meinen Gesang zu übertönen …

Nun kann ich nicht mehr, obwohl nichts geschehen
Todmüde bin ich. Ich hab nichts mehr vor
Vielleicht gibt’s ein Land, das noch niemand gesehen
Und ich steh bereits vor seinem Tor?

Ich schleppte die Steine in schlafloser Nacht
Von dort wo einst ein Marmorschloss stand
Die Zinnen zerbrochen, der Brunnen zerkracht
Die Tränen versickern spurlos im Sand

Als Trümmer liegen die Säulen aus Stein
Wo einst der Turm läuft das Himmelsblau aus
Vom TROST blieb nur Staub, die Welt scheint so klein
Ich habe gefleht – doch niemand zuhaus

 

 

 

Ich lege die Blumen vor das offene Tor
Ich schüttle den Krampf aus meiner Hand
Du sagst, das Leben ist bitter wie ewig zuvor
Doch hier stand ein Schloss in einem glücklichen Land.

VIII

So ist der Gang hast du gesagt
An diesem Faden nagt keine Maus –
Keine Macht, die dies auf später vertagt
Keine Macht löscht dies Wort aus.

Ich habe nur deine Worte gehört
Mich zu zerbrechen war keine Kunst
All meine Träume hast du zerstört
Nun bin ich verloren im Dunst

Das kann kein Wasser, keine Zunge ablecken
Aus meinen Wunden quillt Schwärze hervor
Vergiftet die Pfeile, die fortan dort stecken –
Deine Worte verschließen für immer mein Ohr.

IX

Auf Knien will ich danken
Dafür dass es dich gibt
In all dem dumpfen Vergnügen
Wehtest du als heilender Wind
Ich weiß über all meine Tränen
Gleitet deine Verachtung
Ich bitte um dein Verzeihen

All die weiten Tage und Nächte
Haben mich das eine gelehrt
Dass wir alles verlieren
Was wir am meisten geliebt
Deine Schuh möchte ich küssen
Dafür dass es dich gibt
Ein Blick ohne Hohn
Ist fast mehr als genug.

X

Unter tausenden Schritten
Erkannte ich sofort deinen Schritt
Ich hörte das Leichte
Das sonst niemand hört
Mich durchströmte ein Feuer
Sobald ich dich sah
Niemand war je
Meinem Herzen so nah
Niemand tat je meinem Herzen so weh

Deine Schritte sind
Seit langem verklungen
Nur die Luft vibriert
Nur die Luft hält noch dies Summen
Von dir als du von der Sonne gesungen
Ich lausche, ich lausche, ich lausche dem Ton
Dem Schwingen dem Ton
Um deinen Herzschlag vermehrt –
O wie mein Puls sich danach verzehrt.

XI

Nun fand das Glück seinen Tod
Das Glück ging unter für immer
Alles ist kalt, wie es kälter nicht geht
Mein trockener Mund
Das ewige Glück
Meine kraftlosen Arme
Und ich sinke und sinke
Bleiern und mutlos
In einem grundlosen Brunnen.

XII

Ich wollte aus deinem Schatten
Der einst wie wild um mich wuchs
Und wuchs und wuchs …
Ich wollte meinen Weg
Ans Tageslicht finden
Und fand doch immer nur
Deinen Schatten …
Ich suchte das Licht
Licht herrliches Licht
Ich suchte den strahlenden Tag
Doch ich irrte und irrte und irrte
Durch deinen Schatten …
Ich hätte so gerne
Mein Leben gegeben
Für deinen Blick
Für dein Leben
Mit mir
Für deine Liebe
Für dein Umarmen.

XIII

Die Qual hat mich zum Sieger gekürt
Brennende Wunden verzerren mein Gesicht
Ich habe die Dornen der Rosen gespürt
Doch wie leidenschaftslos ist dein Gericht.

Mich dürstet entsetzlich in Schmerzen und Wehen
Noch mehr von dem Trank begehrt meine Gier
Ich will den Boden des Giftbechers sehen
Dann will ich vergehen, vor deiner Tür.

Kalt ist die Nacht, kalt herrscht sie mit Macht
Kalt triumphiert die Wirklichkeit
Besiegt von finsterer Pracht
Bin ich für meinen Abschied bereit

Wie stolz war ich, Teil deines Lebens zu sein
Wie reich von deinen Ängsten auch
Nun hüllt mich mein Elend mit Höhnen ein
Nun lähmt mich der Todeshauch.

XIV

Es fällt der Schnee, es schneidet der Wind
Erstarrt sind Flüsse und Seen
Der Boden ist matt, der Himmel ist blind
Die Welt ist grau anzusehen

Einst war ein Traum, der Traum ist vergangen
Einst haben wir gescherzt und gelacht.
Wird es dich wieder verlangen
Dass ich zu dir lache in finsterer Nacht?

Ein Tag ist so lang. Ein Tag ist so lang
Doch die Nächte sind noch viel länger
Meine Sinne fesselt ein eisiger Zwang
Doch die Gedanken sind vielmals strenger

XV

Ohne zu klagen will ich frieren
Seh ich doch Lichter die Hauswand verzieren
Lichter im Fenster, vorm Dunkel zu schützen
O lasst mich, ihr Engel, doch nah bei ihm sitzen

Ich will auch ganz still sein und leicht
Dem Atem zuhören, vielleicht
Sieht er mich an, spricht er zu mir –
Allein diese Hoffnung hält mich noch hier

XVI

Kometen, die den Nachthimmel schminken
Ich sehe sie fallen, ich sehe ihr Blinken
Sonnen, die bald im Dunkel ertrinken –
Wem verheißt ihr heute Untergang?

Flammen die am Himmel ziehen
Werden verlöschen, werden verglühen
Umsonst ihr Flehen um Gnade bemühen
Schicksal – uralt ist dein Klagegesang.

Der Himmel ist ein mächtiges Buch
Weit wie das Meer bei Tagesanbruch
Ein endloser Wald ohne Feenbesuch –
So bist du, unendlich und weit.

Geblendet wenn ich ins Sonnenlicht seh
Vom Glitzern des Vormittags Schnee
Betört vom Rauschen der See –
So segne ich dich, o herrliche Zeit.

 

 

Fado Austria

Was ist Lisboa ohne das Meer
Mariazell ohne Berge
Was ist ein Tag ohne dich

Was ist ein Wort ohne Gewähr
Was eine Fee ohne Zwerge
Was eine Nacht ohne dich

Leer ist die Welt um mich her
Ohne Feen und Zwerge
Leer ist die Welt ohne dich …

 

 

Das Land

Dies ist ein Land, das kann man nicht kaufen
Hier ist eine Wiese, die kann man nicht mähen
Hier steht ein Haus, dessen Schornsteine rauchen
Mit einem Balkon, um nach dir zu sehen

Hier ist ein Raum, der hat viele Fenster
Riesige Fenster und alle zum Meer
Doch hinter den Bergen drängen Gespenster
Die sehen allnächtlich voll Neid zu uns her

Dies ist ein Land, das will ich nicht lassen
Dies Land können nur Verliebte betreten
Hier lässt sich gelassen der Alltag verpassen
Hier dankt man den Göttern, doch ohne zu beten

 

Daheim

Wo ich bin ist Daheim
Es mag dir seltsam erschein‘
In mir bin ich zu Haus
Hier kenn ich mich aus

Hier bin ich vertraut
Hier ist der Fluss nicht verbaut
Dein Boot kann hier landen
Hier droht kein Versanden

Hier kannst du träumen
Alle Moden versäumen
Gelassen. Hoffend. Allein.
Ohne je einsam zu sein

 

Fado

Tausend Briefe schreib ich dir
Doch kein einziger ist dir Licht
Tausend Worte kommen von mir
Doch du hörst sie nicht

Täglich schreib ich tausend Karten
Schick dir Bilder und Gedichte
Dir jedoch fehlt Zeit zu warten
Und der Blick für die Gesichte

Worte schuf ich nur für dich
Worte nur für deine Ohren
Bitten … Bitte liebe mich!
Doch die Antwort ging verloren

 

Fado

Du sagst, ich soll dich vergessen
Vom Brot des Vergessens solle ich essen
Du bist von mir wie vom Teufel besessen
Nie könne ich deine Leiden ermessen

Glaubst du denn wirklich das lässt mich kalt
Glaubst du denn wirklich das Ende kommt bald
Glaubst du denn sonst was bis zu dir schallt
Scheint dir mein Herz so steinern und kalt?

O mein Geliebter, all meine Liebe
Sieh her, Ist kein Geschiebe
Das mich morgen schon zu neuem hin triebe

O mein Geliebter, umarme die Liebe
Wo bliebe all meine Liebe
Wenn nicht mein Herz für immer hier bliebe

 

Nacht ist

Nacht ist, lauter reden die Brunnen
Klar klingt ein Eilen in der Gasse
Das Fenster klappt lustlos im Zug
Den Nachtbus hör ich seit vier
Doch du, du sprichst nicht mit mir

Nacht ist, die Uhr hüpft Sekunden
Ein Flugzeug blinkt lautlos vorm All
Am Ende der Straße schlägt eine Tür
Du bist so weit weg wie die Sterne
Du siehst, du siehst nicht nach mir

Nacht ist, mich erdrückt dieses Schweigen
Dein Schweigen kann ich nicht tragen
Irgendwo jault ein Rettungsdienstwagen
Doch du, du drehst dich nicht um
Du liegst neben mir, reglos und stumm

 

Fortunes

Fado Fado

Jetzt da ich am Fenster stehe
Kurz vor Mitternacht
Und so in den Garten sehe
Wird das Mondlicht angemacht:

Alle Bäume stehen im Licht
Werfen schwarze Schatten
Alle Büsche dicht an dicht
Bedeckt mit dunklen Matten.

Die Nacht lässt mich die Töne hören
Die von der nahen Stadt her klingen
Dort wo die Verstärker röhren
Und die Puhdys Abschied singen.

Und vom Bahndamm Zuggeräusch
Und vom Kirchturm klirrt die Glocke
Alle Vögel im Gesträuch
Ruh‘n vom Taggelocke …

Komm geflogen, schlaf mit mir
Haut an Haut und wild verschwiegen …
Die Kirchturmuhr schlägt sechs vor vier …
Lass uns die Traurigkeit besiegen.

***

 

Morgen

Steck‘ den Dauerkeks zu dir
Pack den fliegenden Teppich ein
Zu der Lampe Aladins
Und dem Zauberring von mir,
Bald werden Schritte Meilen sein.

Hülle dich in Winterfelle
Leg die Perle auf die Zunge
Vergiss was war in Blitzesschnelle
Lass die Zauberbücher liegen,
Denn der Corvus hat schon Junge.

Nimm sodann das Maisbreitöpfchen
Greif die ewig volle Flasche
Nimm das Fernrohr aus Kristall
Füll den Tauben ihre Kröpfchen,
Und dann schließ die Reisetasche.

Nimm den unsichtbaren Hut
Den die Jahre bleich gesonnt
Nimm dir Wanderlust und Mut
Nimm‘ es leicht und wie gekonnt,
Und dann geh zum Horizont

***

Martin H. Wolffskate

Widerlich

Wenn mich was ekelt, dann sind es Bettler.
Spaßig hingegen sind die, die mich lächerlich machen,
Mich, den mächtigen Kulturkampfanzettler!
- Die heimlich mich fürchten, obwohl sie laut lachen.

Die Oper, wie öde, das Jammern der Geigen,
Die Herren ziehen sich wie Buchhalter an,
Während die Weiber ihr Fleisch üppig zeigen …
- Egal, ich analysiere nach Plan.

Die Vorstellung läuft: schon wieder Bizet.
Ich wartete nicht, bis das Schlussdrama kam,
Mir tuen noch jetzt die Geschmackssinne weh
- Bloß schnell hier raus … und hinein in die Tram.

Die Diva als Carmen … allein dies zu sehen!
Das ist ein Weib! Die Frau aller Frauen!
Das kann so ein Lohnlecker ohnehin nicht verstehen,
- Blöd patschen die Händchen entzückt vor Erbauen!

Ja! Warum denn nicht aus Liebe ins Bett!
Nur der frömmelnde Seicherl fragt, ob man das darf,
Da sitzt er, blöd himmelnd, am Rand vom Parkett
- Und sieht erst durch mein Opernglas scharf!

Trotz schäbigem Frack bestimm ich seine Schritte! …
Plötzlich ein Herr in ganz anderer Rolle:
„Grüß Gott allerseits, die Fahrscheine bitte!“
- Oh! Ach herrjeh! Fahrscheinkontrolle!!

Ihr Stolz! Ihr Dünkel! Ihre perlende Stimme!
Was sind dagegen solche Blitzgneißer schon! 
Statt weg zu brillieren: immer uff‘s Schlimme!
- Allein dieser Anblick! Allein dieser Ton!!

„Nun gut, mein Lieber, keinen Fahrschein dabei …
„Warum denn deshalb gleich den Ausweis herzeigen? …
„Und dann auch noch den Herrn Polizei?!“
- Der Adel hüllt sich von nun an in Schweigen!

Ich bin nicht wie die, damit ihr es wisst!
„Auf geht’s“, und stößt mich grob vor sich her,
Keinen Respekt hat dieser Kommunalpolizist
- Mich ekelt das ganze Volksmilitär!

Da plötzlich vor mir so eine grausige Eule.
Welch Hafer sticht die, zu mir her zu krauchen!?
Und blinzelt mich an und beginnt ihr Geheule:
- „Mista! Missjöh! Haste ma watt zu rauchen?!!“ …

Herbst Ode

Vielleicht hast du mich schon längst vergessen,
Du schönste, du zarteste Blume der Welt,
Und all die Küsse, die wir gegessen
Unter der Sonne, im himmlischen Zelt.

Wie solltest du auch, in diesem Weltdurcheinander …
Eine Schönheit wie dich sahen nicht mal Tscherkessen …
Einst waren wir zwei … ganz eins miteinander …
Doch heut‘ werden Tränen meine Wangen benässen …

Vielleicht denkst du doch manchmal an das Gedicht,
Von den Mysterien der weißen Nacht,
Wenn der Mond silbern leuchtet auf deinem Gesicht,
Bevor er sein Leuchten den Gräbern gebracht …

Wenn die Winde des Herbstes die Umkehr bewirken,
Wenn der Herbststurm dein schönes Haar wild zerzaust,
Wenn das Laub wie Federn der schwebenden Birken,
Die wilden Rosen tobend umbraust …

Und wie ich dich dann von den Blättern befreite …
Und wie wir versprachen: ich lasse dich nie …
Und wie ich dann unsere Kleider ausbreite …
Und dann unser Wahnsinn … die Melancholie …

Wie dann, der neidische Falter da war,
Ja, lass mich das noch erwähnen,
Dein weiches, dein offenes duftendes Haar …
Das grüne Gras unter den bronzenen Strähnen!

Mitten im Garten, wir zwei, dicht an dicht,
Wie unsere Blicke die reisenden Hände begleiten,
Wir liebkosten einander des andern Gesicht …
Wie neues Land, das wir als Erste beschreiten.

Aurora kam, uns zwei zu betrachten,
Die Liebe unendlich, wie Meer ohne Land,
Engel, die uns Versprechungen brachten,
Und die Nachtigall sang, als wär’n wir bekannt.

Und in der Ferne hörten wir Bauern,
Ich und du, umarmt wie Efeu,
Die Kühle ließ uns nur manchmal erschauern …
Doch eben nur kurz, denn die Liebe war neu!

Später gingen wir den Heimweg dahin,
Später trug ich dich über Matsch und Morast,
Und dein Leib war so weich wie das Fell Hermelin …
Und du warst  so zart wie ein Tuch aus Damast …

Und nun, so sagt man, bist du mit Christus allein,
Hast dich in ein Kloster zurückgezogen,
Verborgen bleibt mir dein Antlitz wie Elfenbein
Vom Schwarz des Schleiers, den du darüber gezogen.

Und ich suche nun alleine den Tod,
Auf den verlassenen Wegen, die ich dir hier zeige,
Beweinend, beklagend, meine einsame Not,
Und leere nun so den Kelch bis zur Neige.

Und so, verschwundene Schöne, hat es sich gezeigt,
Kein Wunder im Leben bleibt ohne Qual …
Gelobt sei der, der Stille gelobt und zukünftig schweigt,
Im Büßerhemd harrend dem Abendmahl …

Mittsommerode

1
O, ihr endlos langen dichten Haare,
Die ihr strömend den Spiegel des Meeres bedeckt,
Die Spitzen von lüsternen Nixen beleckt
Während ich der sinkenden Sonne zufahre.

O, ihr Haare, wie ihr mich entzückt,
Ihr taucht wie mein Arm in das feuchte Gefunkel,
Fallend umhüllt ihr mein Glühen mit eurem Dunkel,
Dieses Funkeln der Sehnsucht, macht mich fast verrückt.

Er rudert und rudert und sieht stumm zu mir her,
Der Spiegel liegt glatt und fern von Taifunen,
Links sinkt die Sonne, rechts schimmern Lagunen …
Ach könnt ich versinken für immer im Meer …

O Meer wirf uns um und treib uns davon,
Lass uns sinken bis zwischen die Nixenweltgräser,
Fülle mit deinem Wein unsere Gläser …
Endlose Welt … wie die Spitzen der Alençon.

2
O, du, magische Frau, schön, wie es schöner nicht geht,
Herrin von Haaren aus paradiesischem Holz,
Weich und dunkel und schwer wie dein Stolz
Haar, das von Hier bis zum Himmel aufweht …

Nur einmal deinen Duft einsaugen! …
Deinen Duft, deinen Blick … welch göttlicher Preis!!
Du belebst den steinreichen Greis …
Und schließt für immer dem Träumer die Augen.

Ich erahne dein Herz in all seiner Schönheit …
Welche Qual, mich gegen mein Sehnen zu wehren!
Allein meine Armut vermag, mich die Demut zu lehren,
Und zähmt meine Liebe und ihre Tollheit.

3
Und schwer strömt ihr Haar bei jedem Bücken
Und foltert den Diener der Mittsommernacht
Bis er um seinen Verstand gebracht …
So kniet er vor ihr und stammelt Entzücken.

Doch auch sie steht in Flammen und hebt ihn empor …
Umfassen, umarmen … sie spüren die Kraft …
Die einstmals zirzensische Leidenschaft …
Stark wie Karthagos Gladiator …

4
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O wie heiß sind deine köstlichen Küsse!!
Mit ihrer Gewalt besiegst du mich bald …
O wärme, o wärm mich, noch ist mir so kalt …
O Göttin der Liebe mach, dass ich dich nie misse.

 

 

 

Wien – Lissabon

All die Straßen bei Einbruch der Dunkelheit,
Die Schatten von Schwermut und Melancholie,
Das Klappern der Schritte, das Vage des Irgendwie,
Wecken in mir etwas Sehnsucht nach Leid.

Der Himmel hängt niedrig bei diesem Regen,
All die Gefallsucht stößt ab, macht Unbehagen,
All diese Türme, die bis zu den Wolken aufragen …
Und unten die Menge, auf schmutzigen Wegen.

Hauptsächlich Taxis und Pflegedienstwagen,
Die Züge der S-Bahn, beleuchtet und leer,
Die Trambahnwagen durcheilen das Meer,
Menschen, die dem Morgen nachjagen.

Das Ganze lässt an an Käfige denken,
Jene zu fangen, die im Verborgenen wohn‘
Und wie Vampire beim Glockenton
Vom Dachgebälk fallen das Schreiner verschränken.

Tintenfischiges Schwarz … dummdreiste Listen,
Blender und Gesten, die überall passen …
Jetzt aber Schluss … um Atem zu fassen!
Zur Wien … und zum Dom, dem Ziel der Touristen!

Fern das Meer, die Zeit der Schiffschroniken:
„Mauren, klein, sehr heroisch, und kaum zu vertreiben!“
Der Kampf des Camões … um die Lusiaden zu schreiben!
Nie werde ich je so einen Dichter erblicken!!

Doch auch den Helden erwartet letztendlich der Tod! …
Auf der Donau scheucht ein Schlepper die Badenden weg …
Am Ufer klirren die Teller unterm Nirosta Besteck
Aus Restaurants die grade en Vogue.

Vier Stationen, mit der Bim bis Schottentor,
Lachen und Licht fällt von den Balkonen,
Und vorm Rathaus brutzeln Maronen,
Ein Trafikant legt den Rollladen vor!

Das Kaufhaus geschlossen, der Supermarkt schließt,
Der Fluss strömt dahin, zum fernen Meer,
Da kommt ein Schwarm Schwarzer mit Gelächter daher,
Das sich sogleich in meine Seele ergießt.

Selbstbewusstes Trappeln von Pferden!
Gottes Ruhm auf vier schreitenden Säulen,
Ein Sack für die Geduld hinter den Gäulen,
Voller Nichts, wie Kinder, die mal etwas werden.

Genug!! Mach Schluss damit, den Tag zu verpesten!
Vom Morgen bis spät auf den Beinen,
Katzen die mauzen, Kinder die greinen,
Maroniverkäufer die Erdäpfel rösten …

 

Erleuchtungs Ode

O nein, Mylady, es ist gefährlich, immer abzuwägen,
Ob etwas geht … oder bereits fernab aller Spur,
Ob landestypisch schmackhaft … oder Peperoni pur,
Was hier noch geht … lässt dort schon  Schwarz anlegen.

O wieviele Male lief ich bewundernd hinter Ihnen her,
Durch Kaufhäuser, Passagen, offene Straßen …
Beinahe Ihr Schatten … wenn auch in Maßen,
Denn beim WC … da wurde es schwer! …

Sie ziehen mich an, wie den Fiskus die Steuer,
Allein Sie zu sehen, bedeutet mir viel,
Ihrem Leben zu folgen, gibt meinem Leben ein Ziel …
O, die Haut, weiß wie Schnee, und Blicke wie Feuer!

Wie mich das verwirrte, jeden Zweifel verbot! …
Wie eine Göttin schwebt sie dahin …
Ganz a la Mode, ohne Ziel und sehr feminin! …
So heiter gelassen wie einstmals der Tod! …

Gestern betraten Sie unverhofft unseren Laden,
Sehr britisch, und hießen mich, nichts als Verkäufer zu sein;
Ganz große Dame! Von Welt! Und natürlich allein.
Voller Anmut wie Feen die im Jungbrunnen baden!

Und Ihre Augen! … Schlicht infernal!
Ein Gott und ein Satan gaben das Licht!
Ihr Blick wie ein Degen, stach in mein Gesicht,
Und Ihr Haar liebkoste das Hausschuh Regal!

Sehr gut! Bewahren Sie das Eis für den Gatten,
Und reichen Sie  mir, zum Küssen, die Hände,
Voll Eleganz, inmitten der Ebenholzwände,
Wie sie einst nur die Habsburger hatten.

Doch der Teufel heißt Hochmut! Sehr jetsetgewandt,
Zischte es eisig: „Zu teuer!!“ …
Kaum dass ich dies hörte, erlosch auch mein Feuer,
Und mein Herz wurde kalt, wie ein Zirkonia-Brillant.

Doch keine Sorge, Mylady, ich bin nicht sehr kühn,
Und schmiede Rachegedanken in einsamer Nacht.
So habe ich keinen Moment nur gedacht,
Aus verletzter Ehre das Messer zu ziehn …

Schon wieder, o Krone der Perfidie, folgt ihr mein Sinnen,
Unter dem Himmel, unter blühenden Bäumen,
Die Verblendung erkennend in allen Träumen …
So schleichen die Lumpen – hinter den Königinnen.

 

Fado

1
Hinaus, in die Nacht, bevor mich die Verzweiflung packt,
Hinaus auf die Straße, die gelassen verdreckt,
Bloß weg von diesem Irrsinn, der die Reißzähne bleckt,
Heißluft verblässt, bis auf die Brüste fast nackt.

2
Kleine Läden, Garagen, gekalkte Wände,
Altarkerzen in den Nischen der kleinen Kapellen,
Blumen … Madonnen, die die Aufpasser stellen ...
Dann aber der Dom!! ... Ein Schiff ohne Ende!

3
Die Untertanen katholischer Mythologie
Rutschen zu Kreuze auf allen Vieren
Mit dem Gejammer von verstimmten Klavieren,
Wie die fastenden Nonnen fiebernd vor Hysterie.

4
Ein Schmied formt ein Stück glühenden Stahl,
Ein schweigsamer Mann, stark und hochrot;
Und ein Stück weiter duftet es nach frischem Brot.
Welch ein Duft! Würzig und ehrlich, welch köstliches Mahl!!

5
Meine Blicke beginnen im Dasein zu scharren:
Wie wenig Klarheit, kaum Leben ... dafür geistige Tode;
Boutiquen, bunte Lumpen nach neuester Mode,
Schaufenster als Lebendfallen für Narren!

6
Welch ein Verfall! Wer kann das noch malen:
Mit Versen; kann arglos und aufrichtig sein,
Bei so viel Täuschung und Talmischein,
Soviel Hurenromantik in Wirklichkeitsqualen!

7
Die fette Schlange Kaufgeile Meute,
Eingepfercht in Begierden, wie ein Haushuhn so frei,
Begehrlich sich trendig zu kleiden, im Bluff der Angeberei,
Hässliche Fetzen, hässlicher Plunder … hässliche Leute.

8
Und dann das Getue all dieser Schlawiner! Durch die Bank!
Schleppen beflissen das ganze imitierte Leben,
Stoß um Stoß, Kram um Kram. Gleich daneben
Wühlt die Krönung der Schöpfung in einem "Angebot" Schrank.

9
Das Ganze bejubelnd mit Kennergequengel,
Samt und Synthetik in vollendeter Scheußlichkeit,
Kotzlust und Übelkeit macht sich überall breit ...
Und über allem der eifrige Ladenschwengel.

10
Wie mich das ermüdet! Jetzt verlöschen die Lichter,
Das Lärmen der Läden wird leiser und leiser,
Da bellt ein Losverkäufer sein Angebot heiser:
"Gleichauszahlung!" Belustigt lauschen die Bösewichter.

11
"Mitleid mit meiner Misere! ... Gott lasse dich großzügig sein!"
Um all die Ecken, abgerissen und alt,
Verfolgt mich eine bettelnde Jammergestalt,
Mein einstiger Lehrer für Griechisch, Latein!

 

Fortune

An Diotima

Die Verse der Seefahrer verstehst du …
  Die Worte des Geflohenen finden Heimat
    In meinem Herzen, verwunderst du dich?
      Dabei verstehst du doch selbst
        Die Sprache der Dichter,
          Und Engel reden in allen Sprachen
            Zu dir! … O, ihr Himmlischen,
              Lasst sie nicht alles vergessen!

Das wusste ich nicht,
  Wunderst du dich, voller Zweifel,
    Den eigenen Ohren zu trauen.
      Und doch verlässt du nicht deinen Weg
        Und doch gehst du beharrlich
          Diesen mühseligen Weg,
            Den dein Engel dir weist. Doch
              Dies weißt du vermutlich

Ohnehin? Fern werden sich die,
  Die einst eins waren,
    So eins, so eins, dass nur das Schwert
      Des Engels sie zu trennen
        Vermag, worauf sie einander fremd
          Werden, wie sich selbst. Allmählich,
            Zahlreich wie Stimmen, wie Münzen
              In den vollen Händen
                Des eiligen Alltags.

Stimmen auch sind Stürme die kühlen …
  Stimmen auch sind Winde die die Glut
    Unbegreiflicher Welten bringen
      Welche das Atmen beschwerlich
        Und ein kaltes Denken unmöglich
          Macht. Winde aber sind flüchtig …
            Wie der Gesang überdauert ihr Leben
              Nicht das Erinnern, niemals
                Vermagst du sie zu halten.

Alles was wir wissen
  Ist Irrtum, die Wahrheit hingegen
    Ist auf immer das Vorrecht
      Der Götter. Ihr Hoffen
        Wird einzig von Engeln verkündet, so
          Könnten wir sie sehen und hören …
            Doch wir schließen die Augen
              Bei all dem Umarmen
                Das kein Versprechen je hält.

Unseren Weg müssen wir gehen,
  Weiter und weiter, von den Münzen geben,
    Aus den stets vollen Händen. Der Arme
      Gibt den Armen, heißt es. Der Einsame
        Leistet sich selbst Gesellschaft,
          Heißt es. Schwer tut sich der Mensch
            Sich nicht zu  verlieren. Blind sind wir
              Und wissen nichts vom Weg
                Den Engel uns führen
                  Durch das Blendwerk von Dämonen …

Gefunden

Man sucht und sucht und sucht
Nach Sinn und Plan in all der Verblödung
Man irrt verwirrt durch geistige Verödung
Der Sinn bleibt dunkel, das Dasein verflucht.

Ihr Götter, Dämonen, was ist euer Plan?
Von Asgard aus schafft ihr das Hier?
Das triste Banale schenkt ihr dann mir?
Wieso also sucht, wer nie finden kann?

Bifröst steigt auf wie ein Weg …
Leuchtend und steil … und fragil …
Das Hoffen erstarkt … schon ahnt man das Ziel:

Die Götterburg! … Doch dann bricht der Steg.
Die eitle Gier war Götterspiel.
Man findet Nichts … sucht man zu viel.

 

 

 

 

Saras Lachen

Was immer ich sage
Du lachst nur wie Sara einst lachte

Ich sage, bleibe bei mir!
Du lachst wie Sara einst lachte
Also folge ich dir …
Du lachst wie Sara einst lachte

Lass uns unser Leben gemeinsam einteilen
Du lachst wie Sara einst lachte
Nun denn, wir wollen uns nicht übereilen
Du lachst wie Sara einst lachte

Lass uns das Krumme der Welt grade biegen
Du lachst wie Sara einst lachte
Lass uns verliebt einander umschmiegen
Du lachst wie Sara einst lachte

Gemeinsam auch steinige Wege gehen
Du lachst wie Sara einst lachte
Du lässt dein Kleid über Fliesen wehen
Und lachst wie Sara einst lachte

Ich kann dir nichts sagen
Was nicht Gott dir schon sagte

Du lachst dies Lachen das Sara einst lachte
Vielleicht kann ein Engel dies Lachen ertragen

Ich kann nur die Haustür zuschlagen …
Du lachst und lachst wie Sara einst lachte …

 

Die jungen Gesichter

Überall sieht man junge Gesichter
Nichts seh ich lieber als sie
Einzig die Verse der Dichter
Erfreuen mich derart wie sie

Arglos sehen sie unser Leben
Und sie sehen wie man es zerstört
Ich seh sie vor Schrecken erbeben
Da es doch allen gehört

Die Gesichter sehen zu dir ohne List
Sieh hin und befrag‘ all die Züge
Einfach und ernst wie Jugend nur ist
Ehrlich ist Jugend und arglos die Lüge

Wehendes Haar in heiteren Tönen
Die Jungen sind fröhlich und offen
Ihr Anblick braucht kein Gewöhnen
Ihre Gesichter machen mich hoffen

Das junge Mädchen weiß um den Wert
Der Schönheit der Haare im Wind
Mit dem sie auch den Trauerkloß lehrt
Wie hell die Tage doch sind

Ihre glatten Röcke flattern
Und schwingen beim Eilen
Und wie die Münder auch schnattern
Du lächelst beim lauschend verweilen

Du siehst es vermutlich fast jeden Tag
Ihr schönes offnes  Gesicht
Zornig vielleicht, doch ohne Arg …
Schön bis zum Jüngsten Gericht

 

 

 

 

Martin H. Wolffskate

Ode an mein Viertel

Heute bin ich wieder ein Fass fader Laugen.
Hauptsache du bist auf Deck und alles ist prima.
Ist doch toll, für jeden sein Klima …
Du hast das Leben und ich das Sterben vor Augen.

Ich sitze am Tisch vor einem schlichten Café
Hier flanieren die Schönen ganz ungeniert,
Wie schon in Babel die Haare toupiert,
Und bleiben dann stehen, damit ich sie seh.

Und, wie sie so stehen, steh’n sie gefällig!
Ich aber lächle sie an, denn noch hab ich Geld,
Bitte die Schönste zu mir, was kostet die Welt …
„Komm setz dich zu  mir und zeig dich gesellig!“

„Lass uns was trinken“ sag ich mit Gefühl
Und sehe sie an, der Blick schon verschliert,
Was für ein Körper, in dem der Leichtsinn pulsiert!
„Lass uns was trinken, der Tag ist heut kühl,

Deine Straße säumen gläserne Türen
Beneidenswert,“ - hoffentlich nimmt sie’s nicht krumm! –
Dein einfaches Kleid, ohne was drum“ …
Allein mit den Augen kann ich sie spüren!

Lache nur immer, im Viertel der Patriarchen,
Ich bin so traurig. Mein Kopf tut mir weh,
Und dann noch der Lärm … so klebrig, so zäh
Trauert das Volk um den Monarchen.

 

Festlicher Lärm! Trauer als Fest!
Das Volk hält am Glauben, bislang überall!
Und glaubt immer mehr, mit jedem Verfall.
Ein Standbild dem Toten! Dazu ein Podest!

Selbst der Tote muss lachen, bei solchem Theater
Und die Sonne lässt spöttisch den Straßenstaub tanzen
Denn sie ist die Mutter, die Amme des Ganzen …
Doch wer niemals stirbt, das ist unser Vater! …

Was für ein Tag! Schon packt mich die Lust:
Auf Jugend, auf Klarheit, ein schönes Gesicht,
Dies alles erhebt noch das ewige Licht …
Nimm meine Küsse für deine Brust!

Elegant wie du bist, frei von Angeberei,
Das ewige Leben, fröhlich und zart! …
Hingegen die Pfaffen: von muffiger Art,
Auch sie sind bei dieser Posse dabei.

„Was täte der Pöbel, wenn wir sie vermissten!
Er würde blöd tapsend die Straßen verklemmen!
Er würde die Edlen beim Fortschreiten hemmen!
Er stünde im Weg der Renommierpolizisten!!“

Doch Menschen wie ich, die niemanden fragen,
Betrachten das Dasein als Gottes Gedicht,
Wie schüchterne Täubchen das Jüngste Gericht
Über dem Übel der schwärzesten Raben.

Schnell, lass uns gehen, solang man noch kann!
Verlangend nach dir will ich mich dir geben!
Für deine Liebe biet ich dir mein Leben!
Ich!! Leicht verrückt, sehr erregt, also ein Mann!

 

Einst

Einstmals war Mouraria eine Zuflucht
Die Heimstatt vertriebener Rebellen
Einstmals war dies die rettende Bucht
Für die die sonst am Leben zerschellen

Hier wurde der Fado geboren
Die Wehmut der Portugiesen
Glaubst du dein Leben verloren
Wird dir der Weg zur Seele gewiesen

In den Zeiten tiefster Verzweiflung
In zum Tode betrübten Vergreisen
Machte der Fado das Herz wieder jung
Macht es leichter im Schweren zu reisen

Mouraria, die Heimat des Fado für alle Zeit
Maria Severa kam einst von hier
Der quirligste Ort weit und breit
Einst … ich sehn mich nach dir!

 

 

Wo sieht man heute noch Müßiggänger
Das Schlichte, den Ernst, die stolze Trauer …
Den singenden Schmetterlingsfänger,
Die schwarze Prinzessin vor weißer Mauer …
Aber hundert mal hundert Fadosänger …

Adieu, du Schöne mit all deinen Ränken und Mähren
Adieu, ihr Häuser der Freuden, ihr Straßen der Mädchen …
Adieu, adieu, du Städtchen im Städtchen
Niemand kann sich der Wehmut erwehren …

Die Mouraria ist verschwunden wie alle Zeit
Wie der Adel der Empfindlichkeit
Wie der Anstand und wie die Tugend …
Wie meine Schönheit und meine Jugend …

Nimm mich, so wie ich hier vor dir steh
Zerknautscht wie mein Hut und ebenso zäh
Gelobte Senhora da Saúde.

 

Küss die Hand schöne Frau

Madame, was würde ich Ihnen nicht alles versprechen
Madame, wer immer Sie kränkt, ich werde Sie rächen
Madame, lassen Sie sich die Neider gelb gaffen
Madame, welch herrliche Welt hat ein Gott neu erschaffen

Schöne Frau, werden Sie mir himmlische Grüße ausrichten
Schöne Frau, werden Sie mir von den Göttern berichten
Schöne Frau, werden Sie mir tausend Lügen erzählen
Werden Sie lächeln oder mich quälen …

Diese duftende Wiese scheint einzig für uns heut erblüht
Einzig für uns scheint Vollendung erstrebt …
Einzig für uns hat ein Gott sich vergebens bemüht …

Umarme mich fest geflügelte Schöne, bis mein Leben erbebt
Beiß mich heiß, heiß Begehrte … bis mein Wahnsinn erglüht
Wen Dein Kuss nicht verbrennt, hat vergebens gelebt …

 

Alkestis

Vor den feigen Alten sterben
Feige nicht die jungen Erben
Während jene sich ans Leben klammern
Und die Zukunft schrill bejammern

Während Starke zu den Göttern blicken
Seh‘n die Greise zu und nicken
Während Lebende fürs Heute sorgen
Klagt das Totenheer ums Morgen

Sein Leichengift durchtränkt das Denken
Dass sie mit List den Enkeln schenken
Ihr seid wie wir! Die wahren Erben!

Die Lüge hat den Schmerz verdorben:
Die Toten sind umsonst gestorben
Mich braucht die Welt, ich darf nicht sterben

 

 

An …

Verkünde mir deine Befehle
Sende mir feurige Briefe
Solche die mich erschrecken
Erschrecken ob deiner Begierde

Ein Speer aus Papier
Voll geiler Sätze
Ein Brief wie das Bild
Die Geilheit tritt auf

O brennende Schöne
Allein deine Hände
Listig entflammt so das Feuer!
Verkünde mir all unsere Laster!

O ich will rasen, zu dir
Feurig und geil
Ob deiner heißen Epistel
Verbrennend vor Geilheit nach dir!

Voll Gier nach deinem Antlitz
Den Blicken lasterhaft geil
Versprechend abscheuliche Sitten
Verkündend verbrennendes Spiel

Deine lüsternen Blicke
Geile Geliebte des Mars
O deine Augen versprechen
Alles und mehr als jeder Brief

Mein Phallus steht fest
Vor Erregung, sooft du nur willst
Sollst du dich weiden
Heilige Geile der Brände …

Deine ruchlosen Blicke
Geliebte, soll‘n mich sezieren
Deine Augen befehlen
Den Verstand zu verlieren!

Die Ewigen

Ihr ewigen Messalinen
Wer baute euch Tempel
Die nicht längst schon Ruinen …
   O, welch ungeheures Exempel!

Engel der Milde, kein Mann kann euch zählen
O ihr! Ich sehe in eure offenen Herzen
Ihr liebt selbst die schwärzesten Seelen
   Seid geschützt vor Hochmut und Schmerzen!!

Das Weib! Wie edel! Von Göttern erlesen!
Das Weib, das selbst Versteinerte reizt!
Sinnlich und heiß! Kein kaltes Wesen
   Das mit seinen Empfindungen geizt!

Wieder und wieder hat man euch gekränkt
Eure Gefühle wären leicht zu durchschauen
Eure Seelen wären von Lügen durchtränkt …
   Doch mir seid ihr stets: die  ewigen Frauen!

Schamlos!

Einzig mich umarmt die Nymphe der Nacht
Zärtlicher schmiegsamer Schmetterling
Der mich um Schlaf und Halbschlaf bringt
Der die Sinne betäubt … und rasend macht

Jede Nacht umarmt mich die Phantasie
Jede Nacht umarmt mich der Wahn
Treibend im Weltmeer im einsamen Kahn …
Schwindel erregend … treibt uns die Manie

Wir vögeln und vögeln seit beinah vier Wochen
Von den Teufeln der Liebe besessen
Rasend, schamlos, die Leiber am Kochen …

Jede Nacht du!! Sinnlich und geil!!
Ziehst du dich aus … ist der Alltag vergessen
Und mein Stab … wird Amors Pfeil …

 

 

Unmöglich

In uns brodelt das Leben vor Heiterkeit
Und wir laufen vor Lust bis an unser Ende
Das Glück hält uns fest für die Ewigkeit
          Fest wie göttliche Hände

Ich vermag bis zum Abgrund in dein Auge zu sehen
Zu tauchen, zu sinken, bis ins Tiefste des Tiefen
So tief, so tief, wie da widerstehen
          Diesem Dunkel der schwarzen Oliven

Ich schaue deine Laster, dein Versprechen davon
Ich erkenne sofort heut kann ich dir trauen
Heut trägst du dein Kleidchen aus Lissabon
          Mit kleinen Knöpfchen, ganz blauen

Dein Feuer verbrennt mich, seine gierige Hitzen
Du selbst lichterloh, wie die dreizehn Gerechten
Dann ruh‘n wir ganz glänzend vom Schwitzen
          Verschmolzen in Sommernächten

Es gibt, dank dir, keine Gefahr die ich ahne
Ich könnte mit dir die üppigsten Feste bereiten
Ich könnte dir helfen beim Schlagen der Sahne
          Für die süßen Kuchenmahlzeiten

Ich kann einfach alles, für dich, hab alles erkannt
Schenk dir mein Leben, bringe dir Glenmorangie
Sing von der Liebe, den Kleidern aus Samt
          Und den Stiefeln bis übers Knie

Ich kann für dich bis zum Himmel vordringen
Ich schenk dir 6 Richtige im Lotto, mein Täubchen,
Ohne Probleme kann ich dir bringen
          Aus Eichhörnchenfell ein Häubchen

Gleich sofort putze ich Türen und Klinken
Schaffe Komfort für wenig Geld
Esse mit Inbrunst deine Klöße mit Schinken
          Und lache über das Elend der Welt

Alles für dich, für uns, nichts werde ich lassen
Und wenn die Tage dann endlich versinken
Nehmen wir die chinesischen Tassen
           Um unsere Schokolade zu trinken

Und machen ganz durch, o Geliebte auf Erden!
Immer nur Liebe, Liebe, du wirst nichts vermissen …
Und wenn unsere Stürme ruhiger werden
          Ruh’n wir gemeinsam auf unserem Kissen

Ich werde dein Eros sein, bis zum Ort aller Orte
Dein Amor, Verführer! Nur eines geht nicht
Verbinden mein Leben mit deiner Sorte
          Unbegreiflich wie das ewige Licht

Ich will dich lieben, wie Dante einst liebte
Verbrennen an dir wie die Motte am Licht
Ich werde mich sieben, wie Noah einst siebte
          Nur in den Hafen der Ehe folge ich nicht!

Sonntag

Sie jammert schrill in höchsten Tönen
Als ließe sie sich nie wieder versöhnen
Das Haar zerwühlt bei all dem Stöhnen
Flüche die blitzen und dröhnen.

Er, der Geliebte, heiter und frisch
Liegt auf dem Sofa, ein Bein auf dem Tisch
Schwimmt im Geplärr wie im Ozean der Fisch
Summt munter das Lied Die Zwei im Gebüsch

Murmelt ironisch mit trockenen Augen:
„Wo kann man nur so viel Wasser her saugen
Je lauter sie schreit, umso weniger wird’s taugen

Schwüre aus dem Ramschverkaufsladen
Triefend als hätten wir Wasserrohrschaden …
Sie liebt es, scheint’s mir, in Salzseen zu baden.“

 

Der ehrwürdige Greis

Die Welt dies greise Mütterchen tritt auf mit Blut befleckt
Ein pittoreskes Flickentuch hält ihren Leib bedeckt
Das Leben pfeift da lustig drauf, hat sich den Spaß entdeckt
Wenn auch schon mal als Trauerspiel verschieden angeeckt.

Einst ein schöner Mann, kriecht unser Greis heut als Gerippe
Dem Tod tagtäglich von der Schippe
Er liebt die Grazien Reichtum, Geiz und Grippe
Wie Don Quixote riskiert er stets die große Lippe.

Und jeden Sonntag krönt er sich, voll Runzeln halb gelähmt,
Befiehlt er, frech auf Greisenart, dass eine sich bequemt
Und ihm in ihrer feschen Art kokett adrett gezähmt …

Dass elegant gewandte Liebreizwesen
Dem sabbernd filzigen Stubenbesen
Gottes Marquis als Hohe Messe lesen!

Todesverachtung

Mensch, achte das Meer, das Meer ist enorm
Still kathedral; rasend wie ein zorniges Kind
Stolz wie ein Gott; haushohe Wellen, brüllender Wind
Ein Gott, ohne Schlaf, Gestalt oder Form

Mensch, fürchte den Zorn, bedenk die Gewalt
Gierig nach Opfern, tief wie die Sagen …
Wen immer man fragt, gleich hört man sein Klagen
Übermut … Tod, nirgendwo Grund nirgendwo Halt …

Heut hab ich vorm Tejo ein Schiffchen erspäht
In seinem Rücken so ein grimmiger Sturm
Der die Segel wie Papiertüten bläht

Sein wildes Gebrüll schallte her bis zu mir
„Warte du Einfalt, du Knirps, du irdischer Wurm!!“
Doch der spie, voller Hohn, in das tobende Meer

Gelächter

Sie wollte mir die Zukunft verheißen
Wie die Liebe auffliegt bevor sie fällt
Wie ihr die Jahre die Flügel ausreißen

Sie hat vor mir meine Zukunft entblößt
Wie mein Schrei vom Kalvarienberg gellt
Von Judas verraten, von Maria erlöst

Da habe ich ihr meine Liebe entdeckt
Mein Fühlen, die Welt, mein Empfinden
Hab mit Legenden ihr Mitleid geweckt

Hab ihr gezeigt wie trübe mein Trank
In dem all die Aromen verschwinden
Wie durstig ich bin, wie irr und wie krank

Schließlich, ergeben, machte sie Schluss
Zitternd von Schmerz, vom Mitleid betört
Hat sie mich umarmt, mit salzigem Kuss

Und das Gelächter des Dämons gehört …

 

Ich weiß nur von dir und unserer Liebe

Eins

„Denk nur, was Lenin zum Haarkamm gesagt
„Vergiss nicht, was Marx zum Stuhlgang geraten
„Welch wahres Gedicht hat Brecht einst gewagt
„Zur täglichen Pflege des Garten …“

Und Siegmund Freud, sobald man was träumt
Oder Adorno zur Sibelius Musik
Was hat man nicht alles versäumt
Sah man nicht einst Marilyns Knie

Wieviel Geschwätz, wieviel Gerede
Jeder muss lehren, jeder und jede
Jeder platzt vor Bedeutung, ob seines Wissens!

Man kann ohne Kant keine Rotzfahne hissen
Man kann ohne Beys nicht kunstgerecht scheißen
Es ist schlicht viel zu viel, um dass sie sich reißen

Zwei

Spielte Schweitzer auch Hammerklavier
Hat Salieri Mozart erlegt
War Grass gegen Herta oder dafür
Was hat Schillers Putzfrau bewegt

Jeder Satz, jeder Punkt, jede Note
Wie wichtig dies für die Geistreichen ist
All die verschiedenen Speiseverbote
Wie kann einer leben der diese Kenntnis vermisst

Was hat Herr Hanslick zu Bruckner gesagt
Wer hat die Bio-Kondome erfunden
Was hat doch alles Herr Messner gewagt

Was denkt Uschi Glas zum Pianisten Franz Liszt
Was denkt Gabi Sprachlos in schlaflosen Stunden
Wie wichtig, wie wichtig, wie wichtig das ist

Drei

Thomas Mann stahl Schönbergs Notation
Für seinem Roman „Faustens Hemd“
Was ich mühsam suchte, wussten andere schon
Was soll mir ein Wissen, das das Leben nur hemmt

Was kümmern mich die Brahms Aversionen
Was kümmert mich das Zeitgeistgewissen
Von überall Häppchen, wie soll sich das lohnen
Und was ich nicht weiß, werd‘ ich es vermissen?

Die kuglige Welt ist keine Scheibe
Muss ich das wissen, damit ich heut‘ bleibe
Hast du die Chemie des Joghurts vermisst

Während du mich umarmst und liebevoll küsst
Wozu dieses Wissen von allem was bliebe
Ich weiß nur von uns, und unserer Liebe


 

"Ein labyrinthischer Mensch sucht niemals die Wahrheit, sondern einzig seine Ariadne ..." (Friedrich Nietzsche)

GOTT!, schütze mich vor meinen Feinden ... und vor meinen Freunden ...

Sagen können: von Feind und Freund verlassen ... von einem Gott an die Hand genommen ... einen Theseus zurück lassend ... Welch Vermessen.

Isokrates: Was jetzt zeitgemäß ist, dies kann ich nicht sagen, und das, was ich sagen kann, dafür ist jetzt nicht die Zeit.

 

***

Bitte

O Herr! Erlasst den Rest, ich will nicht mehr.
Die volle Welt ist für mich leer - ich will nicht mehr.
All die Hoffnung, all das Licht - erreicht mich nicht.
Das Tagewerk verliert den Sinn - so nehmt mich hin.

Verschenkt den Rest, gewiss will ihn ein anderer.
Ich seh so viele Lebenswanderer:
Die Zeit ist knapp – so viele Ziele.
Ich bin am Ziel. Ich hatte nicht so viele.

Herr Tod, Herr Tod, ich will nicht mehr,
Ich seh kein Ufer -  nichts als Meer.
Ich kann die Menschheit nicht erlösen,
Die Heuchler scheiden von den Bösen.

Herr Tod, Herr Tod, ich will nicht mehr
Welch fernen Plänen ist das nütze
Dass ich hier vor Verzweiflung schwitze?
Erlöse mich, ich bitte sehr!

Schenk Ruhe, Schlaf, Geborgenheit
Ohne Gier und Jagd nach Zeit.
Der Mensch wird nie die Welt ausmessen –
Der Mensch wird alt - und schnell vergessen.

Herr Tod, die Welt ist übervoll
Man drängelt sich, und tobt wie toll.
Ich hab genug, mir fehlt kein Schatz …
Ich hab genug - ich mach‘ gern Platz.

Erlasst den Rest, ich möchte‘ ihn nicht
Nur etwas Wärme, etwas Licht
Bescheidenheit und Einsamkeit
Ganz ohne Gier nach Lebenszeit.

Herr Tod, Herr Tod, ich will nicht mehr
Viele Worte - falsch und leer
Das grelle Licht - erhellt mich nicht …
Herr Tod, Herr Tod, ich will nicht mehr.

(FWM)

***

"…
Barbaren von Alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glük der heiligen Grazien, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit belaidigend für jede gutgeartete Seele, dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes – das, mein Bellarmin! waren meine Tröster.
Es ist ein hartes Wort und dennoch sag’ichs, weil es Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen – ist das nicht, wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstükelt untereinander liegen, indessen das vergoßne Lebensblut im Sande zerrinnt?
Ein jeder treibt das Seine, wirst du sagen, und ich sag’es auch. Nur muß er es mit ganzer Seele treiben, muß nicht jede Kraft in sich erstiken, wenn sie nicht gerade sich zu seinem Titel paßt, muß nicht mit dieser kargen Angst, buchstäblich heuchlerisch das, was er heißt, nur seyn, mit Ernst, mit Liebe muß er das seyn, was er ist, so lebt ein Geist in seinem Thun, und ist er in ein Fach gedrükt, wo gar der Geist nicht leben darf, so stoß ers mit Verachtung weg und lerne pflügen! Deine Deutschen aber bleiben gerne beim Notwendigsten, und darum ist bei ihnen auch so viele Stümperarbeit und so wenig Freies, Achterfreuliches. Doch das wäre zu verschmerzen, müßten solche Menschen nur nicht fühllos eyn für alles schöne Leben, ruhte nur nicht überall der Fluch der gottverlaßnen Unnatur auf solchem Volke . –
… Die Tugenden der Deutschen aber sind ein glänzend Übel und nichts weiter; denn Nothwerk sind sie nur, aus feiger Angst, mit Sclavenmühe, dem wüsten Herzen abgerdungen, und lassen trostlos jede reine Seel, die von Schönem gern sich nährt, ach! die verwöhnt vom heiligen Zusammenklang in edleren Naturen, den Mislaut nicht erträgt, der schreiend ist in all der todten Ordnung dieser Menschen.
… es ist nichts Heiliges, was nicht entheiligt, nicht zum ärmlichen Behelf herabgewürdigt ist bei diesem Volk, und was selbst unter Wilden göttlichrein sich meist erhält, das treiben diese allberechnenden Barbaren, wie man so ein Handwerk treibt, und können es nicht anders, denn wo einmal ein menschlich Wesen abgerichtet ist, da dient es seinem Zwek, da sucht es seinen Nutzen, es schwärmt nicht mehr, bewahre Gott! es bleibt gesezt …
Es ist auf Erden alles unvollkommen, ist das alte Lied der Deutschen. Wenn doch einmal diesen Gottverlaßnen einer sagte, daß bei ihnen nur so unvollkommen alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben, nichts Heiliges unbetastet lassen mit den plumpen Händen, daß bei ihnen nichts gedeiht, weil sie die Wurzel des Gedeihns, die göttliche  Natur nicht achten, daß bei ihnen eigentlich das Leben schaal und sorgenschwer und übervoll von kalter stummer Zwietracht ist, weil sie den Genius verschmähn, der Kraft und Adel in ein menschlich Thun, und Heiterkeit ins Leiden und Lieb’und Brüderschaft den Städten und den Häußern bringt…
Und wehe dem Fremdling, der aus Liebe wandert, und zu solchem Volke kömmt, und dreifach wehe dem, der, so wie ich, von großem Schmerz getrieben, ein Bettler meiner Art, zu solchem Volke kömmt! –
Genug! du kennst mich, wirst es gut aufnehmen, Bellarmin! ich sprach in deinem Nahmen auch, ich sprach für alle, die in diesem Lande sind und leiden, wie ich dort gelitten..." (Friedrich Hölderlin)

 

***

Wird vermutlich fortgesetzt ...

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„Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“
(„Was immer Du tust, das tue bedacht und bedenke das Ende“)

 

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 www.frankwolfmatthies.de