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Das
Wörterbuch
in der Geisterbahn
O'BASIL bis Pythagoras
mit zeitgeistnahen Illustrationen
Februar 2011
o’basil
Eine
verzauberte wandernde Insel, die westlich von Irland gelegen sein soll und
tatsächlich noch bis vor hundert Jahren in zahlreichen Landkarten eingezeichnet
war.
o’brien,
Flann
Irischer
Poet des 20ten Jahrhunderts. Er war ganz offensichtlich von der Sorte, die
sich jeden Samstag betrinkt und kein Hauptwort benutzen kann, ohne es mit
„beschissen“ zu untermalen; aber außerordentlich freundschaftlich und
feinfühlig, so paradox sich dies hier auch ausnimmt.
objekt
Kommt auch
als „Objekt der Begierde“ in der Welt der Definitionen vor. Doch scheint
irgendwo „da draußen“ eine Parole ausgegeben worden zu sein, welche ungefähr so
lautet: „Es ist jetzt vielleicht an der Zeit, dass sich das Objekt hier und da
aus der so genannten sichtbaren Welt zurückzieht.“
obrigkeiten
(1)
„Par ordre
de Mufti“
(Auf Befehl
von oben) (2) Häufiger hatte man in Syrien und Judäa von den Caesaren gehört,
als sie gesehen. (3) Um ihre Rechte sorgen sich diese bereits selbst mehr als
für das Gemeinwohl von Vorteil ist; die erste ihrer Pflichten sollte die sein,
den Untertanen mit gutem Beispiel in allen Daseinsbereichen voranzugehen.
parlament
„Ein
gemeines Gesindel“, sagte Lord Vincent (der als halber Liberaler ein ganzer
Aristokrat war), als er die verschiedenen Einzelteile jenes Volksganzen
musterte, welches den Saal besetzt hatte.
parteien
Das erste
Motto jeder Partei, schreibt Kritias, kann nur heißen: Alle müssen das Gleiche
hoffen und das Gleiche fürchten.
passivität
(1)
„Ich höre mit den Augen, ich sehe mit den Ohren — jetzt sehe ich allerdings
nichts, höre nur.“ (2) Wir haben eine tiefsitzende Angewohnheit — passiv
zu sein, die gefährlicher ist, als die Gewohnheit, Zigaretten zu rauchen oder
Drogen zu konsumieren. Warum „gefährlich“? Weil sie die innere Bedingung für
Langeweile und Stagnation schafft, die uns nach Krisen und Erregung dürsten
lässt. Mit ihr erklären sich z.B. das stetige Anwachsen der Verbrechensrate und
die zunehmend gewalttätigere und motivlosere Natur der Verbrechen. Wenn sich
Gifte in meinem Blutstrom sammeln, versucht mein Körper automatisch, sie
loszuwerden: ich entwickle Furunkel, die aufbrechen und die Gifte ausscheiden.
Doch wenn ich es zulasse, dass ich in einen Zustand innerer Stagnation versinke,
kommt mir kein automatisches Abwehrsystem zu Hilfe; ich muss nach einer
„Herausforderung“ oder „Aufregung“ suchen, um mein lebensnotwendiges
Gleichgewicht wiederherzustellen.
pasternak, boris
Ich werde
dem Leser dieser Seiten jetzt nicht unterstellen, er wisse nicht, wer Boris
Pasternak ist. Doch möglicherweise ist er eher mit der Prosa als mit den
Gedichten und Poemen vertraut und des Russischen nicht mächtig. Mit der Bitte um
Nachsicht erlaube ich mir also hier zwei, drei Bemerkungen. Es gab und gibt
diverse Bemühungen, Pasternaks Gedichte ins Deutsche zu übertragen. Wobei die
Ergebnisse dieses Bemühens in den Verlagen des einstigen Westdeutschlands eher
lustlos bis schlampig anmuten, wobei ich konkret an die des Fischer Verlags
denke. Wohingegen die des einstigen Ostdeutschlands zumindest 1 wundervolles
Buch hervorgebracht haben: INITIALEN DER LEIDENSCHFT, Gedichte, Verlag Volk und
Welt 1969, Nachgedichtet von Günther Deicke. (Wir erheben uns von den
Plätzen!) Was immer man gegen den Bürger Deicke vorzubringen hat – die
Übertragungen des Dichters Deicke sind exquisit. Die Ausgabe ist zweisprachig,
und somit jedermann in der Lage, meine Behauptung zu überprüfen. Ansonsten
machen die Pasternak-Ausgaben der einstigen DDR-Verlage „nicht wirklich“ viel
her. Sie sind von der Art, die ein Lehrer in Bezug auf einen mäßig intelligenten
Schüler mit dem Satz umschreiben würde: Er gibt sich zumindest Mühe.
Wobei ich konkret an die Ausgabe im Aufbau Verlag, Herausgeber Fritz Mierau,
denke.
48 Seiten Text plus 2
Illustrationen
- Sammlerausgabe -
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