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Geisterbahn 1

1 Broschüre für den populärwissenschaftlich interessierten Allgemeinleser mit
und ohne Abitur, welcher im Besitz eines Regenschirms, Mut zum Konsumentenrisiko und der
unerfüllbaren Sehnsucht, einst 1
Karriere als Geisterbahnpilot zu beginnen. Enthält 3 Untersuchungen die
1 allgemeines Interesse 2fellsfrei in 3facher Hinsicht lohnen würden. Das
Warum soll dem Begriffsstutzigen in der nächsten Ausgabe erläutert werden.
Band 1 (Auflage 100 nummerierte Exemplare, 28
Seiten, geklammert, erschienen im Juni 2004)
Auszüge:
Über den Familiensinn bei Schnecken
„Lenz ist kommen, jung und schön,/ Alles grünt
und blüht:/ Holde Frühlingslüfte wehn / Mir auch durchs Gemüt.“ So sang man noch
in unserer Kindheit, arglos ob des Kommenden. Es war jene kurzlebige Epoche, die
der Privatgelehrte aus Lobeda die Zeit zwischen Endsieg und
Affenenglisch nennt.
Frühling. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit als
Dauerzustand erfreut die Kaffeegeschäfte, da sich der Umsatz der Regenschirme
belebt. Morgen für Morgen treten wir trockenen Fußes aus dem Haus, eine kleine
Runde durch den Garten zu drehen — einzig, um mit nassen Füßen wieder in die
Geborgenheit eigener „vier Wände“ zurück zu kehren.
Zwischenzeitlich frönen wir der einzigen
Leidenschaft des Frühlings, deren Mittelpunkt und Antrieb nicht das Weib ist —
sondern der Jagdleidenschaft. Der Schneckenjagdleidenschaft.
Schnecken, wen wundert’s, sind sehr sensible
Geschöpfe. Wollten wir sie einem arglosen Zuhörer beschreiben, welcher noch nie
ein leibhaftiges Exemplar vor Augen hatte, es könnte leicht passieren, daß der
Bildschirm seines Fahndungscomputers ihm eine obdachlose Schildkröte vorführte
...
Ist Herr Kant 1 Schriftsteller?
„Alle mußten wieder ihre richtigen Namen annehmen – Dimitroff
heißt
wieder Danziger. Wilhelm Pieck wieder Tor… Wie kommt es
eigentlich,
daß Herrmann sich immer noch Kant nennen darf?“
Einer unserer Bekannten, der hier jedoch, ob nicht auszuschließender
Verleumdungsklagen besser anonym bleibt, wenn auch der Name bei einem Notar
unseres Vertrauens hinterlegt ist, berichtete uns unlängst von einer Äußerung
des Literaturwissenschaftlers Hans Mayer.
Herr Mann Kant,
schleuderte wutschnaubend Herr Mayer einst unserem Informanten entgegen, ist
für mich kein Schriftsteller! Mit so einem rede ich gar nicht
...
Wir wollen nicht
verhehlen, daß wir einige Zeit benötigten, um die Dimensionen dieser scheinbar
leicht zu überschaubaren Mitteilung in ihren erstaunlichen Ausdehnungen zu
erahnen. Es ging uns wie jenem Tiroler, der, als er das erste Mal am Ufer des
Ozeans stand, dachte: Na ja, auch nur Wasser. Dafür hätte ich auch daheim
bleiben können. Bis ihm dann allmählich aufgeht, daß irgendwo dahinten
Amerika schwimmt und er mit dem Überseebus vermutlich Wochen benötigt, um dort
hin zu gelangen …
Alles Dasein ist Fragment. Der Rest ist autopornographisch.
Einzig die Literatur leugnet das leben.
Hier zur Abwechslung mal
etwas für die Verächter poetisch gewagter Thesen – daß der Verfasser nicht dazu
gehört, wird man sich denken können. Später werden wir auch die Bereiche
betreten, in denen ein wohlerzogener junger Mann nicht erröten muß. Sie merken
schon, der Grundton ist der Scherz. Nicht wahr, wo schließlich erröten noch
wohlerzogene junge Männer, wenn nicht aus Anstrengung beim Joggen,
Extremradfahren und ähnlichen Varianten des Überlebenstrainings? Automobile, die
der Titel nebenbei auch nicht verspricht, werden nicht auftreten, weswegen auch
diese kleine Abhandlung nicht für eine Publikation in der ADAC-Zeitung geeignet
sein wird ...
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